"Uni-Präsenz mit Leben erfüllen!"
Erfurt: Theologische Fakultät feierte Patronatsfest / Bevorstehende Integration in Universität
Erfurt (ep) -Über dem diesjährigen Patronatsfest der Theologischen Fakultät lag etwas von nachdenklicher Erwartung und wehmütiger Zuversicht. Nachdenkliche Erwartung im Blick auf die lang ersehnte und nun zum 1. Januar bevorstehende Integration der kirchlichen Hochschule in die Universität Erfurt verbunden mit guten Vorsätzen und Ratschlägen, damit ein alle Beteiligten bereichernder Austausch der Theologie mit den anderen Wissenschaften gelingt. Wehmütige Zuversicht in der Hinsicht, dass die bevorstehende neue Epoche viele Chancen eröffnet, aber auch die zurückliegenden 50 Jahre als rein kirchliche Hochschule alles in allem eine fruchtbare Zeit waren.
Bereits in seiner Predigt anlässlich des Festes des heiligen Albertus Magnus am 15. November ging Bischof Joachim Wanke auf die bevorstehende Eingliederung ein, für die am 19. November Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) und Nuntius Giovanni Lajolo die nötigen Unterschriften unter einen entsprechenden Vertrag gesetzt haben. Bischof Wanke bezeichnete den Schritt der Integration für die theologische Hochschule als eine Art "Doppelpunkt": "Jetzt muss die Präsenz der Theologie in der vielfältigen Wissenschaftslandschaft mit Leben erfüllt werden", sagte der Bischof während des Gottesdienstes, den der Berliner Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky mit der Festversammlung im Erfurter Dom feierte. Wanke weiter: Es wird darauf ankommen, dass an der Universität Theologen studieren und lehren, die im "Selbstexperiment" ihres Lebens ausprobieren, was sie in der Wissenschaft vertreten. "Nicht die Schriftgelehrsamkeit, sondern dass wir uns mühen, immer mehr Jünger des Gottesreiches zu werden, macht uns zu Theologen", so Bischof Wanke. Priesteramtskandidaten und Laientheologen forderte der Bischof auf, an der Universität "Salz der Erde und Licht der Welt zu sein". Wanke: "Ich rechne mit Euch!"
Theologen sollen an der Uni "Salz" und "Licht" sein
20 neue Studenten für den Diplomstudiengang Theologie, darunter acht Priesteramtskandidaten, und elf Lehramtsstudenten im ersten Semester konnte der Rektor der Theologischen Fakultät Eberhard Tiefensee per Handschlag an der Hochschule aufnehmen. Damit absolvieren gegenwärtig einschließlich der Lehramtsanwärter (50), der Gasthörer (41) und der Aufbaustudierenden (25) insgesamt 218 Studentinnen und Studenten ihre theologische Ausbildung an der bis zur Stunde rein kirchlichen Hochschule.
Rektor Tiefensee dankte dem Bonifatiuswerk der Deutschen Katholiken, dessen Geschäftsführer Prälat Clemens A. Kathke unter den Festgästen war, für die langjährige Unterstützung der Theologenausbildung. Nach Angaben von Tiefensee soll der heilige Albertus Magnus auch der Patron der Uni-Fakultät bleiben und auch künftig sein Fest am 15. November feierlich begangen werden.
Preisarbeit über Jesus in der Popmusik
Den akademischen Festvortrag hielt der Fundamentaltheologe und Prorektor der Hochschule, Professor Michael Gabel, zum Verhältnis zwischen Christentum und den anderen Religionen. Auch in diesem Jahr wurde eine Diplomarbeit prämiert: Die mit 500 Euro verbundene Auszeichnung erhielt Diplomtheologe und Priesteramtskandidat Holger Rehländer aus Berlin für seine gut 100 Seiten umfassende Untersuchung zum Thema "Vom gescheiterten Menschen bis zum apokalyptischen Mitstreiter. Jesusrezeption in der deutschsprachigen Popmusik".
Studentensprecher Tobias Jakobi lobte in seinem Rechenschaftsbericht das von persönlichem Interesse aneinander bestimmte Verhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden, das ein gutes Stück die Anziehungskraft der Theologischen Fakultät für Studenten ausmache. Alle Beteiligten, Laientheologen und Priesteramtskandidaten, Hochschulprofessoren und Verantwortliche in der Priesterausbildung sollten sich weiterhin intensiv um die Pflege dieses guten Miteinanders mühen, so Jakobi. Die anwesenden Bischöfe und Weihbischöfe bat der Studentensprecher, den an einem kirchlichen Dienst interessierten Laientheologen nach Abschluss ihres Studiums Arbeitsmöglichkeiten in der Seelsorge zu eröffnen. Bischof Wanke sagte auch im Namen seiner Mitbischöfe zu, dies im Blick zu haben, und fügte hinzu: "Die Hochschule wird uns Bischöfen weiterhin am Herzen und auch am Geldbeutel liegen." Wanke hat im Namen seiner ostdeutschen Mitbischöfe die Fakultätsaufsicht inne.
Unterdessen war der Leiter des Katholischen Büros Erfurt, Winfried Weinrich, im Laufe dieser Woche um eine fraktionsübergreifende Zustimmung der Parteien zu dem von Nuntius und Thüringens Ministerpräsident am 19. November unterzeichneten Integrationsgesetz bemüht.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 11.12.2002