Wenn die geistige Leistung nachlässt
Caritashelfertag sensibilisierte Ehrenamtliche für den Umgang mit Demenz-Kranken

Cottbus -Wie können Besuche bei Altersdemenz-Kranken gestaltet werden? Diese Frage stand im Mittelpunkt des diözesanen Caritashelfertags am 16. November. Etwa 25 Frauen und Männer aus dem ehrenamtlich karitativen Dienst ihrer Pfarrgemeinden versammelten sich im Cottbuser St.-Johannes-Haus.
Altersdemenz beschreibt das Nachlassen der geistigen Leistungsfähigkeit. Damit verbunden treten erhebliche Persönlichkeitsveränderungen auf. Mehr als eine Million ältere Menschen in Deutschalnd leiden an diesen Störungen, die besonders eine Ursache des zunehmend höheren Lebensalters sind.
Jörg Ignatius, Leiter eines Altenpflegeheims der Arbeiterwohlfahrt in Görlitz, war zu diesem Tag als Referent eingeladen. Er verwies auf weitere Ursachen der Krankheit. "Gerade alte Menschen nehmen nochmals Konflikte ihrer Jugend auf, die sie zum Schluss ihres Lebens lösen wollen. Dabei ziehen sie sich innerlich zurück und treten wieder in ihre Vergangenheit ein", so Ignatius.
Jüngere Menschen, die sich mit Demenzkranken auseinandersetzen, müssten lernen, diese Situation auszuhalten. Der desorientierte alte Mensch brauche nicht Korrektur, sondern Einfühlung und Nähe, die ihm seine Würde, Identität und Selbstständigkeit bestätigen.
Anhand vieler Beispiele aus seinen Erfahrungen im Altenpflegeheim zeigte der Referent, wie man den erkrankten Menschen angemessen begegnet.
In der Diskussion wurde die Betroffenheit der Teilnehmer deutlich. Mancher hat selbst Familienmitglieder, die von Altersdemenz betroffen sind. Beim Besuch der Senioren erleben die Caritashelferinnen, wie sich die Angehörigen aufreiben. Nicht nur die unablässige Betreuung ist belastend, sondern vor allem das Nichtverstehen, dass etwa die eigenen Eltern ein solches Schicksal trifft.
In einem Wortgottesdienst wurden die Anliegen dieses Tages als Gebet formuliert. "Und ein anderer wird dich gürten und dich führen." Diese Aussage aus dem Johannesevangelium war Inhalt einer Betrachtung der Cottbuser Klinikseelsorgerin Schwester Gebhardis: "Gerade aus der Ohnmacht gegenüber der Krankheit sucht der Christ Halt im Vertrauen auf Gott. Daraus erwächst die Kraft, das Mögliche zu tun, um Leid zu lindern."
Einen Schritt dazu haben die Teilnehmer des Caritashelfertages gemacht. Mit neuen Kenntnissen für ihre Arbeit kehren sie in die Pfarrgemeinden zurück.
Matthias Mitzscherlich
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 11.12.2002