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Bistum Dresden-Meißen

Kirchen müssen sich Problemen der Globalisierung stellen

Vortrag im Kathedralforum Dresden zur Bürgerbewegung Attac

Dresden -Die Kirchen müssen sich den Problemen der Globalisierung stellen. Diese Ansicht vertrat der Soziologe und Theologe Peter Schönhöffer aus Münster auf einer von Pax Christi organisierten Veranstaltung des Kathedralforums in Dresden. Angesichts der Ungerechtigkeit als Folge einer globalisierten Wirtschaft stünden Fragen des christlichen Bekenntnisses auf dem Spiel. "Die Kirche muss Zeugnis ablegen gegen diejenigen, die eigensüchtig auf den internationalen Finanzmärkten agieren", sagte Schönhöffer, der Pax-Christi-Mitglied und missio- Referent im Bistum Münster ist.

Bereits 1997 hatte der Reformierte Weltbund zu einem "Prozess des Erkennens, Lernens und des Bekennens (processus confessionis) gegen weltwirtschaftliche Ungerechtigkeit und Naturzerstörung" aufgerufen. Diesem haben sich westeuropäische Kirchen unterschiedlicher Konfessionen angeschlossen. In einem Schreiben hatte die für diesen Prozess eingesetzte Studiengruppe darauf hingewiesen, dass das Privatvermögen der 200 reichsten Personen der Welt so groß sei wie das von nahezu der Hälfte der ärmeren Weltbevölkerung. Rund drei Milliarden Menschen müssten von drei Dollar pro Tag oder weniger leben. Armut und Arbeitslosigkeit führten zur Ausgrenzung von Menschen. In den Kirchen selber würden Ansätze einer Befreiungstheologie bekämpft, es dominiere die Sprache des Managements, zitierte Schönhöffer aus dem Schreiben.

Deutlichster Ausdruck des Widerstands gegen eine durch Finanzmarkt-Akteure und transnationale Konzerne bestimmte Globalisierung ist die 1998 in Frankreich gegründete Bürgerbewegung Attac -das ist die Abkürzung für Französisch "Association pour la taxation de transactions financières à l'aide des citoyennes et citoyens" -zu Deutsch: "Vereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen im Interesse der Bürgerinnen und Bürger". Heute gehören dieser Bewegung nach Angaben Schönhöffers weltweit rund 100 000 Menschen in 30 Ländern an. In Deutschland sind es etwa 10 000, zusammenge- schlossen in 150 Regionalgruppen. Inzwischen ist der Katalog der Forderungen von Attac umfangreicher geworden. Hauptfrage bleibe jedoch die demokratische Kontrolle über die internationalen Finanzmärkte, so Schönhöffer. "Hier muss der Hebel angesetzt werden. Erst dann lassen sich alle anderen Probleme lösen." Ziel sei es, die Märkte für produzierende Unternehmen und für Kapital wieder ins Gleichgewicht zu bringen. "In diesem Punkt stimmen die Akteure von Attac mit der katholischen Soziallehre überein." Ansonsten jedoch sei Attac weltanschaulich pluralistisch angelegt, es gebe keine einheitliche Ideologie. Das Spektrum der Mitglieder in Deutschland beispielsweise reicht von Missio und Pax Christi, über Gewerkschaften und dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) bis zur Humanistischen Partei.

Geeinigt hat sich Attac jedoch auf einen Grundkonsens. Dazu gehören als wichtigste Forderungen: Die Besteuerung von Kapitaleinkünften und großen Vermögen, die Stabilisierung der Finanzmärkte und Wechselkurse, die Entschuldung von Entwicklungsländern und mehr Gerechtigkeit sowie der Erhalt sozialer Sicherungssysteme und Widerstand gegen deren Privatisierung. Zu den Hauptmethoden von Attac gehöre zunächst Information -die Franzosen, so Schönhöffer, bezeichnen Attac als "Bildungsbewegung mit Aktionscharakter" -, dabei setze man auf fundierte Expertisen. Davon ausgehend würden spektakuläre Aktionen gestartet, um über die Medien öffentliche Aufmerksamkeit für die Forderungen zu gewinnen.

Tomas Gärtner

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 50 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 13.12.2002

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