Mit einer ganzen Menge Gottvertrauen anderen helfen
Leipziger engagieren sich in der Hilfe für Brasilien / Ausbildung von Erzieherinnen wird finanziell
Leipzig (dw) -Die Luftballons, die sie für die Kinder zum Spielen mitgebracht hatten, platzten schon nach wenigen Augenblicken auf den Scherben, die mit anderen Abfällen achtlos vor den Hütten lagen. Fast ebensoschnell zerplatzte das Vorhaben, mit dem Wolfgang Jahn und Michael Feige aus der Leipziger St.-Martins- Gemeinde vor zwei Jahren nach Jasira in den Favelas der brasilianischen Großstadt Sao Paulo gekommen waren: Für den Kindergarten der Pfarrei Jasira wollten die beiden handwerklich begabten Männer, die in Leipzig beide als Hausmeister arbeiten, während ihres dreiwöchigen Brasilienaufenthalts eigentlich einen Spielplatz bauen. "Wir müssen unsere Ideen zurückstellen und uns zunächst auf diese völlig andere Welt einlassen", erkannten die Besucher aus Deutschland bald. In den brasilianischen Armenvierteln wurden sie mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert, die offensichtlich nicht nur in der materiellen Armut wurzelten, sondern in einem grundlegenden, für deutsche Verhältnisse beinahe unvorstellbaren Mangel an Bildung. Der Dresden-Meißener Pfarrer Arnold Brack, der seit 1990 in Brasilien lebt, hat den Kindergarten in Jasira und andere soziale Projekte nicht zuletzt organisiert, um diesen Notstand zu lindern. Allerdings muss er sich dabei häufig auch auf ungelernte Mitarbeiter stützen.
Nach ihrer Rückkehr stießen die beiden Brasilien-Reisenden in ihrer Gemeinde im Leipziger Stadtteil Grünau auf große Hilfsbereitschaft. Seit einem guten Jahr bringt die Gemeinde monatlich 250 Euro auf, um drei jungen Brasilianerinnen die Hälfte ihrer Ausbildung zu Pädagoginnen zu finanzieren. Für drei Jahre haben sich die Grünauer zu dieser Zahlung verpflichtet. Sie möchten dadurch Pfarrer Brack in seinem Bemühen unterstützen, die Kinder von Jasira auf einen guten Lebensweg zu bringen. Wünschenswert fänden sie es, wenn sich weitere Gemeinden an der Partnerschaft beteiligen würden, die organisatorisch durch den Magdeburger Förderverein "Jasira e. V. Brasilienhilfe" unterstützt wird.
"Spenden allein reichen aber nicht, uns scheint es ebenso wichtig, Beziehungen zu pflegen", sagt Wolfgang Jahn. Briefe und Fotos werden zwischen Leipzig und Jasira ausgetauscht, vor kurzem war eine Brasilianerin zu Gast in der St.-Martins- Gemeinde. Zwei Leipziger Jugendliche, Christina Klement und Fabian Cieslak, hatten drei Wochen lang Gelegenheit, in den brasilianischen Favelas eigene Eindrücke zu sammeln. Selbst für die Kinder des Christlichen Kindergartens in Grünau ist Jasira nicht mehr fremd. Durch unterschiedliche Sammelaktionen haben sie schon mehrfach versucht, Gleichaltrigen in Brasilien eine Freude zu machen. Wolfgang Jahn hofft darauf, in ein bis zwei Jahren mit einer kleinen Gemeindegruppe erneut nach Jasira zu fliegen und dort gemeinsam doch noch das Spielplatzprojekt zu verwirklichen. Er wünscht sich eine positive Entwicklung für die brasilianische Gemeinde und ist sich bewusst: "Es braucht dazu eine Menge Gottvertrauen."
Kontaktadresse:
Pfarrei St. Martin,
Kolpingweg 1
04209 Leipzig
Stichwort: Brasilienhilfe
oder
Dr. Günther Fitzl,
Telefon (0341) 4211392
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 19.12.2002