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Bistum Magdeburg

Die Weihnachtsbotschaft im Blick

Hallenser Gymnasiasten gestalteten mehr als 100 Krippen

Ganz Mensch: Nora Leder hat bewusst gegen jede Idylle eine schwangere Maria gestaltet.

Halle (ep) -"Kurzsichtiges Weihnachtsfest", "Heilige Familie überall", "Grenzenlos" oder schlicht "Maria" haben Schüler des Hallenser St.-Elisabeth- Gymnasiums ihre Arbeiten zum Thema "Weihnachtskrippe" überschrieben, die in diesen Tagen in der Schule im Süden der Saalestadt zu sehen waren.

Die Schulabteilung des Ordinariates hatte die jungen Leute der beiden Grundschulen und der drei Gymnasien in Trägerschaft des Bistums angeregt, sich künstlerisch mit dem Thema auseinander zu setzen. Nur die Schüler des St.-Elisabeth-Gymnasiums beteiligten sich an dem Projekt, das in den nächsten beiden Jahren fortgesetzt werden und an dessen Ende eine große Ausstellung stehen soll.

Das Ergebnis der Hallenser kann sich sehen lassen. Weit mehr als 100 Arbeiten entstanden. Plastiken, Malereien, Collagen, Installationen, traditionelle Krippen genauso wie verfremdete und provozierende Szenen.

"Ich wollte eine naturgemäße Darstellung schaffen, nicht eine verklärte Idylle" sagt Nora Leder. "Sonst wird Maria meist betend vor dem schon geborenen Kind gezeigt. Ich wollte verdeutlichen, dass Jesus wie alle Menschen aus dem Bauch seiner Mutter auf die Welt gekommen ist." Die 19-Jährige hat aus Draht, Papier und Gips eine menschengroße Gestalt geschaffen. Sofort fällt ins Auge, dass diese Frau schwanger ist. Liebevoll legt sie ihre Hände um den kugelförmigen Bauch. Von innen her ist ihr Leib erleuchtet, ein Embryo ist darin zu erkennen.

"Wir haben uns in Klasse 13 mit der Geburt Jesu in der mittelalterlichen Kunst auseinander gesetzt", sagt Kunstlehrerin Bärbel Illian. "Bei der Betrachtung wurde uns deutlich, wie in der Renaissance eine Vermenschlichung des Geschehens einsetzt. Hier haben wir Anregungen gefunden, heute an das Thema heranzugehen. Die Arbeit von Nora ist ein gutes Beispiel dafür. Sie hat ihre Darstellung auf das Wesentliche reduziert."

Eine Vorgehensweise, die nach Ansicht von Kunstlehrer Norbert Ryl vielen Schülern angesichts der Reizüberflutung in der modernen Welt nicht leicht fällt. "Die Älteren wollen mit ihren Darstellungen Neues versuchen, auch schocken. Aber es fällt ihnen schwer, Themen tiefgründig und im Blick auf das Wesentliche zu durchdenken und dies dann künstlerisch umzusetzen."

Schocken, aber wohl auch einfach Neues probieren wollten Stefan Seidel, Aljona Ehrit und Hendrik Hartrodt (Klasse 12) mit ihrer Arbeit "Gone" (Gegangen). Während die menschengroße Maria traditionell dargestellt ist, besteht Josef -völlig verfremdet -aus Helm, Verkehrskegel, Zollstöcken, Folie ..."Gone" steht auf einem Zettel in der leeren Krippe.

Friedrich Philipp Krüger, Alexander Maluch und Christian Taubhorn aus der 12. Klasse haben mit ihrem Werk "Grenzenlos" eine Darstellung des Künstlers Albert Fehrenbacher von 1962/63 aufgegriffen. Er hatte seine Krippe unter dem Eindruck der bestehenden Berliner Mauer geschaffen. Die drei Schüler gingen unter heutigen Bedingungen an das Thema heran. "Weihnachten durchbricht und überspringt alle Grenzen", so die Schüler.

In der Beschäftigung mit Weihnachten wurde deutlich, dass etliche unserer Schüler in Ein-Eltern-Familien aufwachsen. Von heiligen Familien könnte man heute kaum noch sprechen, waren sich viele Schüler einig, so Kunstlehrerin Irmgard Quecke. Nach heilen Familien sehnten sich dennoch die meisten. Insgesamt sei das Projekt von den jungen Leuten sehr positiv aufgenommen worden, so die Pädagogin. Auch bei den rund ein Drittel nicht getaufter Gymnasiasten gebe es viel kritische Offenheit für Glauben, Kirche und christliche Bräuche.

"In etlichen Arbeiten kommt auch die Vermischung von überkommenen Werten und dem Massenkonsum zur Sprache", so Frau Quecke. Vielen Schülern sei bewusst, dass es Zeit sei, sich auf Grundwerte zu besinnen. Eine Schülerin hat ihre Arbeit "Kurzsichtiges Weihnachtsfest" genannt: Eine aus Draht und Gips gefertigte Figur kniet vor einer Krippe. Doch vor lauter Geschenkkartons, die sich zwischen ihr und der Krippe türmen, kann sie das Kind, dessen Geburt gefeiert wird, nicht sehen..

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 52 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 19.12.2002

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