Dem Leben eine Zukunft geben
Verband "Katholische Kaufmännischen Vereinigungen" (KKV) in Erfurt feiert sein 120-jähriges Bestehen
Erfurt (as) -Mit einem feierlichen Pontifikalamt in der Severikirche und einem Festakt begeht der Verband der "Katholischen Kaufmännischen Vereinigungen" (KKV) in Erfurt am 2. Februar sein 120-jähriges Bestehen sowie den zehnten Jahrestag seiner Wiedergründung. Beim Festvortrag im Coelicum der Theologischen Fakultät spricht der Vechtaer Professor Jansen über das Thema "Der schaffende Mensch als Mitschöpfer", teilte der Verband in Erfurt mit.
Der im Jahr 1877 in Mainz gegründete KKV gehört neben dem Kolpingwerk und der Katholischen Arbeitnehmerbewegung zu den drei ältesten Sozialverbänden Deutschlands. Er stellt sich die Aufgabe, sowohl die Gemeinschaft von Selbstständigen und Angestellten als auch deren allgemeine berufliche, religiöse und gesellschaftliche Bildung zu pflegen. "Der KKV ist eine Vereinigung der gesellschaftlichen Mitte aus allen Berufen in Wirtschaft und Verwaltung", erläutert der Erfurter Vorsitzende Heinz Genter. Als Sozialverband trete man besonders für eine ausgewogene Wirtschaftsordnung, für eine soziale Gerechtigkeit und eine menschenwürdige Arbeitsordnung ein. Besonders setze man sich für den Schutz von Ehe und Familie sowie für Frieden, Freiheit und ausreichende Lebensverhältnisse ein. Genter: "Wir stehen solidarisch zu unserer Kirche und sehen es als unsere Aufgabe an, sie in ihrem Wirken zu unterstützen. Kernstück der praktischen Arbeit sind aktuelle Informations- und Gesprächsabende, mit denen man am "Puls der Zeit" bleiben wolle. "Wer heute sein Leben sinnvoll gestalten und seinen Beitrag zum Gemeinwohl und zur Zukunftssicherung unserer Gesellschaft leisten will, muss klare Ziele und feste ethische Grundsätze haben", betont Heinz Genter.
In Erfurt wurde der KKV "Unitas" im Jahre 1882 gegründet. Zwei Bundesverbandstage in den Jahren 1897 und 1932 fanden in der heutigen thüringischen Landeshauptstadt statt. Wie die meisten berufsständischen Verbände wurde er von den Nationalsozialisten verboten und auch nach dem Zweiten Weltkrieg von den Kommunisten nicht wieder zugelassen. Erst nach der Wende 1989 konnte der KKV Unitas 1993 in Erfurt wiedergegründet werden.
Wie auch andere Sozialverbände war die Gründung der KKV eine Antwort auf die Industrialisierung am Ausgang des 19. Jahrhunderts, die für das Leben einschneidende Veränderungen brachte. Im wirtschaftlichen und sozialen Bereich machten sich einschneidende Veränderungen bemerkbar. Reformen und moderne Technik hatten zu verminderten Beschäftigungsmöglichkeiten geführt. Auf die Zunahme der Bevölkerung oder die Verelendung ganzer Handwerksbereiche waren die Industriezentren nicht vorbereitet, so dass sich Interessenverbände gründeten. Der KKV hat bundesweit etwa 10 000 Mitglieder.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 17.01.2003