Wege aus der Isolation aufzeigen
Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen eingeweiht
Hoyerswerda (mim) -"Unser Haus soll mit Leben gefüllt sein, damit sich Menschen in einer seelischen Krise nicht isoliert, sondern aufgefangen und aufgehoben fühlen." Mit diesen Worten begrüßte Gabriele Hanschmidt alle Anwesenden zur Eröffnungsfeier der Kontakt- und Beratungsstelle (KBS) der Caritas- Kreisstelle Hoyerswerda für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Gemeinsam mit der Ergotherapeutin Marlen Knopf leitet die Diplom-Sozialarbeiterin die KBS.
Seit Anfang August große Resonanz
Bereits seit Anfang August letzten Jahres bietet die Kontaktstelle unterschiedliche Beschäftigungsmöglichkeiten und Beratung an. Besonders für Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, ausgelöst etwa durch den Verlust des Arbeitsplatzes, will die KBS eine Anlaufstelle sein. In einer renovierten Wohnung mit Küche und Bad haben die Hilfe-Suchenden in heimischer Atmosphäre die Möglichkeit zur Kontaktpflege mit anderen Besuchern, zu Gruppengesprächen oder zur individuellen Beratung durch die Sozialarbeiterin. "Mittlerweile finden in unseren Räumen vier Mal in der Woche Veranstaltungen statt", stellt Frau Hanschmidt das Programm der KBS vor. "In unserer Kreativwerkstatt haben die Besucher zum Beispiel die Möglichkeit, durch handwerkliche und kreative Techniken für sich selbst neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu entdecken. Das steigert das Selbstwertgefühl und die Lebensfreude. Oder wir kochen zusammen und alles in allem wird Gemeinschaft gelebt."
Diese Gemeinschaft ist innerhalb der letzten fünf Monate auf rund zwanzig Besucher angewachsen, die wöchentlich die Angebote der Kontakt- und Beratungsstelle annehmen. So füllten sich die Räume der KBS am Tag der Einweihung auch bis auf den letzten Platz, denn viele Besucher wollten gern bei "ihrer" Einweihung dabei sein. Die gute Resonanz nahm auch der Hoyerwerdaer Pfarrer Joseph Hoffmann bei der Segnung der Räume auf: "Lasst uns den Segen Gottes noch einmal aussprechen in diesen Räumen, in denen schon längst das Leben herrscht", so Hoffmann.
Besucher gestalteten die Einweihung mit Texten
Auch die Besucher gestalteten die Einweihung mit Texten und Fürbitten aktiv mit. Gerhilde M., die nach eigenen Angaben schon zum "treuen Kern der Besucher" gehört, formulierte beispielsweise in einer Fürbitte: "Jeder empfindet das Gefühl des Alleinseins als tiefen Schmerz. Herr, lass diese Begegnungsstätte zu einer Quelle der Kraft werden, die uns nicht verzweifeln lässt." Eine andere Besucherin verlas einen Text über "die Freundschaft als wichtigstes Gut". "Gott, komm zu denen, die sich aus der Gemeinschaft ausgeschlossen fühlen", hieß es am Ende des Textes.
"Unser Ziel ist, Menschen mit sinkendem Selbstwertgefühl und schwindendem Lebenssinn einen Wiedereinstieg in die Gesellschaft zu ermöglichen", sagt Sozialarbeiterin Hanschmidt. "Wir sehen unsere Aufgabe nicht darin, die Besucher zu therapieren. Wir wollen neben den Beschäftigungsmöglichkeiten auf andere Hilfen verweisen, wie Ärzte oder den psychosozialen Dienst. Dabei ist auch die Vermittlung sozialer Kontakte wichtig."
Nach der Einweihung "Tag der offenen Tür"
Lebendig ging es auch nach der Einweihung weiter, denn am Nachmittag stand der "Tag der offenen Tür" auf dem Programm. Alle Interessierten konnten ein erstes Mal in die Angebote der Kontakt- und Beratungsstelle schnuppern.
KBS für Menschen mit psychischen
Beeinträchtigungen,
J.-S.-Bach-Straße 22,
02977 Hoyerswerda,
Tel. (0 35 71) 60 79 17.
Öffnungszeiten:
montags 8 bis 14 Uhr,
dienstags 13 bis 18 Uhr,
donnerstags 9.30 bis 17 Uhr und
freitags 10 bis 16 Uhr.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 17.01.2003