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Auf zwei Minuten

Christen sollen Wegweiser sein

Das Kreuz. das uns den richtigen Weg aufzeigt

Pater Damian

Autofahrer und auch Wanderer verlassen sich in der Orientierung auf Verkehrsschilder und Wegweiser. Vor allem im Straßenverkehr käme es zu einem katastrophalen Chaos, würden die Richtungsschilder willkürlich umgestellt. Das ist verschiedentlich im Krieg gemacht worden, um den Feind zu verwirren und in die Irre zu führen.

Der Altbischof von Innsbruck, Reinhold Stecher, hat in einer Laudatio beim Jubiläum von zwei Bischöfen die Aufgabe der Hirten im Bild des Wegweisers dargestellt. Schon der Prophet Jeremia gebraucht dieses Bild: "Stell dir Wegweiser auf, setz dir Wegmarken, achte genau auf die Straße, auf den Weg, den du gegangen bist" (Jer 31, 21). Ein sehr ansprechender Vergleich, der meines Erachtens irgendwie auf alle Christen zutrifft. Wie können sie Wegweiser sein in einer Zeit vielfacher Orientierungslosigkeit? Bischof Reinhold Stecher nennt eine Reihe von Eigenschaften, die für Wegweiser erforderlich sind: Erstens: Wegweiser greifen in die Weite. Sie weisen meistens auf Ziele, die man nicht sieht. Man muss einen längeren oder auch sehr langen Weg zurücklegen, um ans Ziel zu gelangen. Im übertragenen Sinn: Christen zeigen als Wegweiser auf das Ziel des Menschen, das durch unser irdisches Leben hindurch darüber hinaus liegt.

Zweitens: Wegweiser müssen gerade stehen. Sie dürfen nicht himmelwärts in Phantastereien und utopische Träume zeigen, nicht nach unten ins platte Nützliche. Sie müssen Werte und Wahrheiten anzeigen, die man leben kann.

Drittens: Wegweiser müssen am Rand stehen. Sie dürfen nicht wie ein Verkehrshindernis mitten auf der Straße oder dem Weg stehen. Zum Christsein gehört eine gewisse Bescheidenheit, das Bewusstsein der eigenen Grenzen, eine dienende Grundhaltung, Zurücknehmen der eigenen Person, Bereitschaft zum Dialog.

Viertens: Wegweiser müssen leserlich sein. Die Beschriftung darf nicht verwischt oder verwittert sein. Christen müssen als Wegweiser für die heutigen Menschen verständlich sein, eine klare Sprache reden, die Orientierung im Leben ermöglicht.

Wer Wegweiser sein will, wird nicht überall willkommen sein. Er muss mit Widerstand und Ablehnung oder sogar Verfolgung rechnen. Das zeigt die Geschichte zur Genüge. Das Kreuz ist und bleibt für das Leben des Christen eine Wirklichkeit, die alle Gedanken und Pläne durchkreuzt. Auch daran erinnert der Wegweiser: Ein senkrechter Pfahl mit einer Quertafel.

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 3 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 17.01.2003

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