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Bistum Erfurt

Familie hat überragende Bedeutung

Studie "Familie und politische Kultur in Thüringen" vorgestellt

Erfurt (tdh) -"Die Familie ist den Thüringern heilig". Zu diesem Schluss kommen die Autoren der Studie "Familie und Politik", Professor Karl-Heinz Schmitt und Professor Klaus Dicke, vom Institut für Politikwissenschaft der Universität Jena. Bei der Abwägung der Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, würden sich zum Beispiel zwei Drittel für die Familie entscheiden.

Im Rahmen eines Hintergrundgesprächs mit Vertretern der Landsregierung, der Ministerien und gesellschaftlicher Institutionen am 15. Januar in Erfurt, stellten die beiden Autoren auf Einladung des Katholischen und des Evangelischen Büros Thüringen ihre Bestandsaufnahme vor und versuchten in der Diskussion politische Optionen zu entwickeln.

Die Wissenschaftler waren von ihren Ergebnissen selbst überrascht: Der Familie wird im Freistaat eine überragende Bedeutung zugeschrieben. Familienpolitik rangiert für die Thüringer auf demselben Rang wie die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Jedoch ist ein sozialer Wandel des Familienleitbildes zu beobachten, das heißt, die Vielschichtigkeit der Lebensformen führt zu einer gesteigerten Unsicherheit, was als "Familie" zu gelten habe. Der Zusammenhang von Ehe und Familie wird mehrheitlich nicht mehr gesehen. Erstmals kamen im Jahre 2001 in Thüringen mehr uneheliche als eheliche Kinder zur Welt. Das zu beobachtende Auseinanderfallen von Kinderwunsch und dessen Realisierung liegt laut Umfrage vor allem an mangelnden Betreuungsmöglichkeiten, unzureichender gesellschaftlicher Anerkennung der Kindererziehung und beruflichen Nachteilen. Erwartet werden von zwei Drittel der Befragten mehr Entlastung bei der Kinderbetreuung, nur ein Drittel spricht sich für eine bessere finanzielle Unterstützung aus.

Die Autoren selbst hielten sich jedoch mit politischen Optionen zurück. Erst auf Nachfrage plädierten sie im Interesse der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf für eine "Kombination von struktureller Entlastung" (Betreuungsgeld) und finanzieller Unterstützung der Familien wie Kinder- oder Familiengeld.

In der Diskussion wies der Thüringer Kultusminister Michael Krapp (CDU) bezüglich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf eine wachsende Verantwortung der Wirtschaft, etwa bei der Kindererziehung, hin. Ebenso machte Sozial- Staatssekretär Heinz-Günter Maaßen deutlich, dass eine erfolgreiche Sozialpolitik für die Familien nicht isoliert von der Wirtschaftspolitik betrachtet werden kann. Das Gespräch ließ auch wichtige Fragen offen. Die Frage nach den Folgen der Diskrepanz zwischen Familienleitbild und Familienrealitäten konnte zum Beispiel nicht hinreichend beantwortet werden. Der Leiter des Katholischen Büros, Winfried Weinrich, schloss die Diskussion mit der Aufforderung, sowohl den Zusammenhang von Ehe und Familie im Blick zu behalten als auch den Lebensbedingungen von Ehe und Familie die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken, wie den Standortbedingungen in der Wissenschaft oder Wirtschaft.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 4 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 23.01.2003

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