Das Schiff ist wieder in Fahrt
Das Pastorale Zukunftsgespräch war Thema beim Neujahrsempfang
Magdeburg (mh) -Das Jahr 2003 wird für die Zukunft der katholischen Kirche im Bistum Magdeburg ein wichtiges Jahr. In diesen Tagen werden die ersten Textentwürfe verschickt, die -im Rahmen des Pastoralen Zukunftsgespräches (PZG) -noch einmal im ganzen Bistum beraten werden sollen. Danach sollen sie auf den geplanten Bistumsversammlungen beschlossen und vom Bischof in Kraft gesetzt werden. Diese Texte werden, so schreibt es Bischof Leo Nowak in seinem Aufruf (siehe nebenstehenden Beitrag), "die Zukunft unseres Bistums bestimmen -bis in die Gemeinden vor Ort hinein".
Der Beginn dieser neuen Phase des Zukunftsgespräches war ein Anlass, den traditionellen Neujahrsempfang des Bischofs in diesem Jahr unter das Thema PZG zu stellen. Es zeigten sich erste Ergebnisse, die sich sehen lassen können, betonte Bischof Nowak in seiner Ansprache. Zugleich dankte er allen bisher Beteiligten für "die viele Zeit und Kraft, die sie aufgewendet haben". Mit Blick auf diejenigen, die gegenüber dem PZG Vorbehalte hätten, sagte er: Das Zukunftsgespräch könne etwas leisten, was der einzelne Christ und die einzelne Gemeinde nicht leisten könnten. Es sei ein Instru- ment, um als Ortskirche den Herausforderungen des Evangeliums gerecht zu werden. Mit Blick auf verschiedene Meinungen sowohl dem PZG als Ganzen wie einzelnen Sachthemen gegenüber forderte der Bischof das Bemühen, "sich gegenseitig die Wahrheit herauszuhören". Nowak: "Es hat jeder auch seinen Vogel und das muss nicht immer der Heilige Geist sein!"
Gemeinsames Abenteuer des Lernens und Entdeckens
Im Rahmen des Empfangs zog Dr. Annette Schleinzer vom PZG-Büro eine Zwischenbilanz. Am Anfang -vor zweieinhalb Jahren -stand eine Vision: Im Bistum eine tragfähige Pastoral für die nächsten Jahrzehnte zu entwickeln. "Trotz Zweifel und Unbehagen ist der Prozess gut in Fahrt gekommen", sagte Frau Schleinzer. Sie erinnerte aber auch an die schwierigen Phasen, vor allem im vergangenen Jahr, "als das Gerücht aufkam, der Kompass sei verloren" und die Frage, ob das Schiff überhaupt noch fährt. So habe die Ablehnung von Textentwürfen durch die PZG-Verantwortlichen im September zu Verärgerung und Misstrauen geführt. Einige Texten hätten aber Unstimmigkeiten enthalten, beispielsweise in einer einseitig negativen Bewertung der Welt oder im unterschiedlichen Verständnis von Begriffen wie Mission.
Dass das "PZG-Schiff" wieder in Fahrt gekommen ist, sei die Frucht eine Lernprozesses, betonte Frau Schleinzer. Das "gemeinsame Abenteuer des Lernen und Entdeckens" gehe jetzt weiter: "Es braucht den Mut und die Geduld, wohl über Jahre hinweg umzudenken und umzulernen." Das zeige sich etwa im Entwurf eines Leitbildes für das Bistum. Dort sei die Rede davon, "dass wir eine Wende vollziehen wollen -von den Gewohnheiten und Einstellungen eines Diaspora- Bistums hin zu einer missionarischen Kirche -auch wenn noch darüber zu diskutieren ist, was genau darunter zu verstehen ist".
Ludger Nagel, der für die PZG-Leitungsgruppe sprach, forderte ein "schonungsloses Wahrnehmen der Situation". Allein die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. "Wir müssen diese Situation annehmen und aktiv gestalten." Nagel erinnerte an das Motto "Um Gottes und der Menschen willen -den Aufbruch wagen". Aufbruch sei auch etwas Schmerzliches. "Und vielleicht muss etwas kaputt gehen, damit Neues entsteht." Barbara Striegel, die für eine der Arbeitsgruppen sprach, war dankbar dafür, dass das PZG auf eine hohe Beteiligung des ganzen Bistums setze. "So hat jeder Einzelne die Chance mitzumachen."
Im Namen des Katholikenrates, der neben Bischof und Priesterrat zu den Trägern des Zukunftsgespräches gehört, dankte Wolfgang Müller für die bisherige Arbeit. Er erinnerte an die zur Sprache gekommenen Themen, die auf Bistumsebene nicht gelöst werden könnten. Sie dürften nicht vergessen und müssten auf den entsprechenden Ebenen angesprochen werden. Mit Blick auf die Leitbild-Diskussion fragte Pfarrer Reinhard Hentschel, der für den Priesterrat sprach: "Wovon lassen wir uns leiten?" Jesus Christus sei die Leitfigur. Das ändere sich nicht im Wechsel von Zeiten und Kulturen. Die Glaubwürdigkeit von Texten werde von den Menschen abhängen, die sie umsetzen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 23.01.2003