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Bistum Dresden-Meißen

Ein Brief der Christen an den deutschen Außenminister

Zur Gebetswoche für die Einheit der Christen fand in Wechselburg ein Nachtgebet statt / Sorge um Ira

Wechselburg (bkw/tdh) -Ein ökumenisches Nachtgebet für den Frieden fand am 22. Januar zur Gebetswoche für die Einheit der Christen in der evangelischen St.-Otto-Kirche in Wechselburg statt. Evangelische und katholische Christen beteten dabei für die Einheit der Gläubigen und den Frieden unter den Völkern. Im Blick auf den Konflikt mit dem Irak trug das Friedensgebet die Hoffnung in sich, dass die Bemühungen der UNO fruchten und es zu keinem Präventivkrieg kommt. Der ökumenische Chor, der Cantor und die Gesänge des benachbarten Benediktinerklosters prägten die abendliche Stunde. Dazu wurden Texte aus der Bibel und Appelle zur aktuellen Lage vorgetragen. Nach dem Gottesdienst wurde ein offener Brief an Außenminister Joschka Fischer (Bündnis 90 / Die Grünen) als Vertreter der Bundesregierung unterzeichnet. Der Brief fordert die Regierung dazu auf, eine eindeutige Haltung samt Konsequenzen für Deutschland im Irak-Konflikt darzulegen. Der Brief lautet im Wortlaut: "Sehr geehrter Herr Minister Fischer! In diesem Jahr kommen wir wieder in der Kirche St. Otto ...zur Gebetswoche für die Einheit der Christen zusammen. Und auch in diesem Jahr wenden wir uns wieder mit einem Brief an Sie.

Es war zu Zeiten des nur scheinbar zu Ende gegangenen Krieges in Afghanistan im Januar, als wir Sie aufforderten, Ausmaß und Zahl der zivilen Opfer dieses Krieges unverzüglich zu veröffentlichen. Mit der Überraschung, dass der Kampf noch nicht beendet war, warten wir weiter auf Antwort in der Meinung, Sie wünschen sich mündige Bürger, die die Politik Ihrer Regierung mittragen.

Nun droht ein erneuter Krieg gegen den Irak. Die Bundesregierung lehnt ihn ab, weiß aber, dass ihr Verhältnis der ,uneingeschränkten Solidarität' mit den USA und ein Angriff auf Nato- Staaten ihre militärische Beteiligung weiterhin in gewisser Weise verlangt. Wir wissen, dass Sie alle politischen Mittel für einen diplomatischen Weg im Konflikt nützen wollen. Aber was wir erfahren wollen: Wenn unsere Regierung gegen den Krieg ist, welchen Preis für den Frieden ist sie zu zahlen bereit?

Eine eindeutige Haltung gegen eine Invasion und deren deutsche Beteiligung verlangt die Folgen dieser Haltung offenzulegen und eigene Angebote in den internationalen Gremien darzustellen. Darauf möchten wir eine Antwort von Ihnen haben, Herr Minister, und wir fragen Sie in der Bereitschaft, Ihre Antwort auch mitzutragen: Was kann Deutschland über diplomatisches Mühen hinaus dafür tun, dass es zu keinem Krieg kommt?

Als Christen hören wir in diesem Konflikt das Wort Gottes neu und beten um den Geist, der die Friedensbemühungen entscheidend stützen kann. Bei dem Propheten Ezechiel spricht Gott: ,Den Gerechten wird seine Gerechtigkeit nicht retten, sobald er Böses tut. Und der Schuldige wird durch seine Schuld nicht zu Fall kommen, sobald er sein schuldhaftes Leben aufgibt.' (Ez 33,12) Das kann Leitwort sein für ein verantwortbares Handeln der UNO und zum Ansporn werden im Umgang mit dem irakischen Diktator Saddam Hussein. Wer sich nicht mehr die Freiheit zur Umkehr ermöglichen will, dem wird selbst alle Handlungsfreiheit genommen.

Wir fordern Sie deshalb auf: Machen Sie Ihr Abstimmungsverhalten im UN-Sicherheitsrat deutlich und bringen Sie der deutschen Öffentlichkeit unverzüglich alle staatlichen Konsequenzen eines Irak-Krieges zur Kenntnis. Wir beten, Gott sende seinen Heiligen Geist, der frei macht von Angst und Zwang, der stark macht Unrecht auszuhalten und gar Frieden stiftet. Diesen Geist wünschen Ihnen und der Regierung unseres Landes in den kommenden Tagen ..."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 5 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 30.01.2003

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