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Bistum Görlitz

Schöpfungstexte betrachtet

Teilnehmer eines Bibelseminars befassten sich mit dem Buch Genesis

Cottbus (ks / tdh) -"Wie früher die Verkehrsteilnehmerschulungen den Kraftfahrern, sollten solche Bibel-Bildungsveranstaltungen Christen zur Pflicht gemacht werden", resümiert Hans Streßner sehr zur Erheiterung aller 25 Teilnehmer am Schluss eines anspruchsvollen Wochenendes. Aber irgendwie hat er Recht, wenn es Maria Brux aus Neuhausen auch anders ausdrückt: "Es waren zwei Tage der inneren Ruhe, zu der man sich die Zeit nehmen sollte." Und Ellen Letzel aus Spremberg sagt: "Hier wurden alle Sinne angesprochen -durch Musik, Bilder und schön dekorierte Gegenstände in der Kreismitte. Alles führte zum Erfassen und verinnerlichen der biblischen Texte."

Hören, Staunen, Zusammenhänge aufzeigen, zeitgeschichtliche Abläufe einordnen, das Weltbild der Entstehungszeit der Genesisschriften darstellen und vielseitige Wortdeutungen ausmalen: Dies alles machte das Bibelwochenende "Von der Schöpfung bis zum Sündenfall" unter der Leitung von Bernadette Rausch und Ordinariatsrat Alfred Hoffmann zu einer Bereicherung. Das Ordinariat in Görlitz bietet seit 1997 einmal im Jahr in Cottbus ein solches Bibelwochenende an.

Diesmal begann es mit einem Hörspiel: "Menschen aus der Zeit des Alten Testaments in einem Streitgespräch auf der Suche nach dem wahren Gott". Im Anschluss wurde der Schöpfungsbericht nach Genesis 1 vorgetragen und Gedanken dazu wurden ausgetauscht. In Gruppengesprächen galt es, Fragen zu beantworten und später in einem großen Kreis zu diskutieren. Unter den immer wiederkehrenden Formulierungen: "Und Gott sah, dass es gut war" sowie "Es ward Abend und es ward Morgen..." wollten mehrere Teilnehmer die stetige Verlässlichkeit Gottes erkennen. Dass die Bibel-Offenbarung Gottes dabei aber keine naturwissenschaftliche Erklärung für die Entstehung der Welt sein kann, wurde an "Folgebeschreibungen" erörtert. Nach Gen 1,11 lässt das Land "junges Grün wachsen". Erst danach (Gen 1,14) kommt die Stelle: "Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein". Aber ohne den Lichtwechsel von Tag und Nacht sprießt keine Pflanze.

Die Bibel begründet Glaubenswahrheiten, zu denen sich auch große Naturwissenschaftler bekannt haben. Von Kopernikus (1475-1543) bis zu Wernher von Braun (1912-1977) sprechen sie mit unendlicher Ehrfurcht über die Schöpfung und den Schöpfer. Dass sich auch Charles Darwin in diesem Sinn geäußert hat, war manchem Teilnehmer neu. Schließlich wussten fast alle: Darwin mit seiner Evolutionstheorie war in der DDR-Schule der Kronzeuge des Atheismus. Hier las man nun sein Bekenntnis: "Ich habe niemals die Existenz Gottes verneint. Ich glaube, dass die Entwicklungstheorie absolut versöhnlich ist mit dem Glauben an Gott."

Ein anderes diskutiertes Thema war die Stellung der Frau. Während in Genesis 1 nur die Aussage steht "als Abbild Gottes" beziehungsweise "als Mann und Frau schuf er sie", heißt es in Genesis 2: "Ich will ihm eine Hilfe machen". Durch falsche Deutung haben Frauen im Laufe der Geschichte viele Nachteile erfahren. Wie extrem über die Stellung der Frau geurteilt wurde, zeigt die Feststellung des heiligen Augustinus, dass die Schlange beim Verführungsversuch "bei dem minderen Teil des Menschenpaares den Anfang machte." Die Deutsche Bischofskonferenz hat 1981 klar gestellt, dass die Unterdrückung der Frau falsch war und quasi eine Entschuldigung ausgesprochen. Das Erfrischende in den Diskussionen um dieses Thema war, dass emanzipatorische mit konservativen Meinungen stritten, jedoch sehr versöhnend.

Zum Abschluss der zwei Tage wurden viele Gedanken ausgesprochen mit der Bitte um eine Fortführung im nächsten Jahr. Brigitte Kubala sprach von der Angst um einen drohenden Irak- Krieg, um die unseligen Klonversuche und sagte dann: "Der Baum des Lebens ist stark. Wir hörten, dass er sicher bewacht wird. Ich habe hier Trost und Hoffnung geschöpft, dass wir Menschen es nicht schaffen, den Baum des Lebens anzugreifen."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 6 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 06.02.2003

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