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Aus der Region

Gemeinsames Erbe

Papst würdigt Paul Schneider

Begegnung in Rom: Pastorin Ross sowie der Sohn Paul Schneiders, Karl-Adolf, mit seiner Frau (von rechts nach links) während der Papst-Audienz.

Papst Johannes Paul II. hat kürzlich in Rom den evangelischen Pfarrer Paul Schneider als "Blutzeugen des 20. Jahrhunderts" gewürdigt (TAG DES HERRN berichtete). Die Vorsitzende der Pfarrer-Paul-Schneider- Gesellschaft, Pastorin Elsa- Ulrike Ross aus Weimar, war aus diesem Anlass in Rom. Sie schrieb den folgenden Beitrag: "Zeugen für Christus sind ein gemeinsames Erbe" -unter diese Überschrift hatte Papst Johannes Paul II. am 7. Mai 2000 eine ökumenische Feier im Gedenken an die Märtyrer des 20. Jahrhunderts am Kolosseum in Rom gestellt. Sein Wunsch war es auch, eine Kirche diesen neuen Blutzeugen des christlichen Glaubens zu widmen und zum Gedenkort zu gestalten. Die Märtyrerkirche San Bartolomeo auf der Tiberinsel sollte dieser Ort werden.

Diese Basilika ist eine von über 30 Kirchen Roms, in denen sich Glieder der Gemeinschaft Sant'Egidio zum Abendgebet treffen. Diese ökumenische Laienbewegung, die vor 35 Jahren durch ein paar Gymnasiasten in Rom begann, ist heute in über 60 Ländern mit 40 000 Mitgliedern tätig. Sie leben aus dem Gebet heraus und praktizieren ehrenamtlich neben ihrem beruflichen und familiärem Leben die Liebe zu den Armen. Die Einheit der Christen zu unterstützen und Frieden durch interreligiösen Dialog und Gebet zu fördern, sind zu ihrem Engagement dazugekommen.

Bereits im Oktober 2002 wurde in der Kirche auf der Tiberinsel eine neu gemalte Ikone aufgestellt, die eine große Schar Märtyrer des 20. Jahrhunderts darstellt. Damit hat das Gedenken an die Blutzeugen in dieser Kirche begonnen. Jetzt, am 1. Februar fand ein besonderer ökumenischer Gebetsgottesdienst für die Opfer des Hitlerfaschismus statt. Stellvertretend für alle christlichen Blutzeugen dieser Zeit ist der evangelische Pfarrer Paul Schneider ausgewählt worden, den auch der Papst im Milleniumsjahr besonders mit hervorgehoben hatte. Deshalb waren Paul Schneiders Tochter Eva-Maria und Sohn Karl-Adolf, weitere Angehörigen, der künftige Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (Schneider war Pfarrer dieser Kirche) und ich zur Feier eingeladen worden.

"Die gemeinsame Mitwirkung von Kardinal Walter Kasper, dem Vorsitzenden des Päpstlichen Rates für die Förderung der Einheit der Christen, und von Dr. Ishmael Noko, dem Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes Genf, unterstreicht die ökumenische Bedeutung und den großen Schatz, den das Leben und Sterben von Paul Schneider im Konzentrationslager 1939 als ,Prediger von Buchenwald' für die ganze Ökumene darstellen", hieß es zu Beginn. In seiner Predigt sagte Kardinal Kasper: "Die ökumenische Bewegung hat eine ihrer Wurzeln in den gemeinsamen Verfolgungserfahrungen von Christen der verschiedenen Konfessionen. Die Erinnerung an das Zeugnis so vieler Christen kann ökumenisch nicht fruchtlos bleiben." Daran knüpfte Dr. Noko an: ,,Das Zeugnis der Märtyrer soll unsere Gedanken und unsere Arbeit auf dem Weg zur Einheit des Leibes Christi und zur Verwandlung der Menschheit in eine menschliche Familie befruchten."

Paul Schneiders Kinder übergaben einen Originalbrief ihres Vaters, geschrieben kurz vor Ostern 1938 aus dem KZ Buchenwald an seine Frau. Diese "Reliquie" steht nun auf einem der sechs Seitenaltäre der Kirche, um Besucher am Beispiel des Märtyrers Paul Schneider an alle Blutzeugen der Nazizeit zu erinnern. Weitere solcher Gottesdienste werden in San Bartolomeo folgen, um christlichen Zeugen aus anderen Kontinenten einen festen Gedenkort in dieser Märtyrerkirche zu geben.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 12.03.2003

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