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Bistum Magdeburg

Gute Organisatorin mit Herz für ihre "Gäste"

Franziskanerin Schwester Marieta ist seit gut sechs Jahren für Arme in Halberstadt da

Schwester Marieta: Engagiert für Arme.

"Ich predige nicht, aber ich hoffe, dass Menschen aus meinem Handeln erahnen können, warum ich das alles tue", sagt Schwester Marieta Stohldreier. Seit mehr als sechs Jahren ist die Franziskanerin in Halberstadt für Arme und Obdachlose da. Täglich bis an die hundert sozial Schwachen bietet sie gemeinsam mit ihren Mitarbeitern Frühstück, warmes Mittagessen und Abendbrot, Kleidung, Unterstützung in Alltagsproblemen oder einfach Gelegenheit, sich einmal auszusprechen. "Ich möchte, dass sich unsere Gäste hier in der Container-Wärmestube ein bisschen wie in einer Familie fühlen", sagt die 69-jährige Ordensfrau. Bei Bedarf begleiten sie oder einer ihrer Mitstreiter Hilfesuchende bei Behörden- oder Arztgängen. Und auch eine Wohnung wurde schon mit eingerichtet. Seit inzwischen zwei Jahren leitet die Ordensfrau von den Mauritzer Franziskanerinnen in Münster die Zufluchtsstätte für die Armen in Halberstadt selbst und ist damit zum Beispiel für den Einkauf oder für Verwaltungsdinge zuständig.

Mitte Januar ehrte die Stadt die engagierte Franziskanerin für ihren aufopferungsvollen Dienst: Zum Fest des heiligen Bischofs Hilarius (4. Jahrhundert) am 13. Januar wurde ihr der "Silberne Roland" überreicht. Das ist nach der Ehrenbürgerschaft die zweithöchste Auszeichnung Halberstadts. Sie wird jährlich anlässlich des Hilariusmahls vergeben.

Erstmals im Jahre 1241 wählten die Halberstädter Bau- und Innungsmeister den Rat der Stadt. Bis ins 19. Jahrhundert wurde dieses Ereignis mit einem Festschmaus, dem Hilariusmahl, begangen. Seit 1991 findet dieser Brauch wieder jährlich statt. Dazu kommen Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur, dem öffentlichen Leben sowie ehrenamtlich Engagierte zusammen.

"Schwester Marieta packt an, ist eine gute Organisatorin und versteht es, Menschen zu mobilisieren", lobte Halberstadts Oberbürgermeister Hans-Georg Busch das Engagement der Ordensfrau. Die Wärmestube sei ein "fester Bestandteil der Sozialarbeit" in der Stadt.

Da es üblich ist, aus den finanziellen Beiträgen der Gäste des Hilarius-Mahls einen Teil für soziale Zwecke zu verwenden, wurde ihr der Reinerlös für die Wärmestube zugesagt -ein willkommener Zuschuss, denn die Einrichtung in Trägerschaft der Franziskaner mit mittlerweile 25 000 Euro Jahresetat muss trotz Zuschüssen von Stadt und Landkreis größtenteils durch Sponsoren finanziert werden.

Schwester Marieta ist ausgebildete Krankenschwester. Vor ihrer Tätigkeit in Halberstadt wirkte sie in einem Altenpflegeheim für Ordensleute in Telgte. Die Wärmestube in Halberstadt wurde 1996 von Pater Oswald Heiming ins Leben gerufent. In der Garage des Franziskanerklosters St. Andreas hielten sich immer wieder Obdachlose auf. "Da es nicht im Sinne des heiligen Franziskus sei, diese Leute in einer Garage wohnen zu lassen, wurde die Wärmestube eingerichtet", so die Ordensfrau. Sie selbst kümmerte sich seit den Anfängen um Hygiene, Bekleidung sowie medizinische und seelische Hilfen für die Besucher, die sie liebevoll Gäste nennt. Rund 70 Gäste werden in der Wärmestube ganztägig betreut, darunter etwa 15 Kinder, die manchmal "mehr nach einer Streicheleinheit als nach Essen hungern". Gelegentlich kann man neue Gäste die Wärmestube nach Stunden verändert verlassen sehen: Gesättigt, geduscht, neu eingekleidet und gut betreut sind sie kaum wiederzuerkennen. Dem Beobachter kann dann der Vers in den Sinn kommen: "Der Mensch ist manchmal wie verwandelt, sofern er menschlich wird behandelt".

Neben Schwester Marieta sind eine weitere Franziskanerin, drei ABM-Kräfte, zwei Zivildienstleistende und ein halbes Dutzend ehrenamtliche Mitarbeiter in der Einrichtung tätig. Auf die Frage, aus welchen Quellen sie ihre Kraft und ihren Optimismus angesichts der großen Not ihrer Gäste nimmt, sagt die Ordensfrau: "Ich gebe Geschenktes einfach weiter." Und wirbelt schon wieder für ihre Klienten durch die Wärmestube.

(sl/gw)

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 8 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 12.03.2003

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