In Halle Relilehrer werden
Bistum und Land treffen Vereinbarung / Hoffnung auf mehr Wertorientierung
Magdeburg (kna/tdh) -Bischof Leo Nowak und Sachsen- Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) haben am vergangenen Montag eine Vereinbarung zur Gründung eines religionspädagogischen Instituts unterzeichnet. (TAG DES HERRN berichtete.) Damit können ab dem kommenden Wintersemester katholische Religionslehrer für das Land Sachsen-Anhalt ausgebildet werden. Das Institut soll an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg angesiedelt werden. Die Vereinbarung sieht eine Ausstattung des Instituts mit zwei Lehrstühlen für Systematik und Religionspädagogik sowie eineinhalb Assistentenstellen vor.
Bei der Unterzeichung sagte der Bischof Nowak, er zolle der Regierung großen Respekt, dass sie in einer Zeit "rigoroser Sanierungspolitik und eines radikalen Sparkurses" zu dieser Lösung bereit sei. Zugleich betonte er die Bedeutung konfessionellen Religionsunterrichts. Solange es keine ökumenische Kirche gebe, könne redlicherweises auch kein ökumenischer Religionsunterricht erteilt werden. Er sicherte zu, alles zu tun, um nach "noch stärkeren kooperativen Möglichkeiten zwischen den Kirchen" zu suchen. Einen eng geführten Konfessionalismus dürfe es nicht geben, so Nowak.
Der Universität bot der bischof seine Mithilfe an. so werde das Bistum die Erstausstattung der Bibliothek mit 20 000 Euro unterstützen. Nowak schloss seine Ansprache mit den Worten: "Als katholischer Christ: Studieren in Halle, unterrichten in Sachsen- Anhalt, leben im Bistum Magdeburg -hierzu lade ich herzlich ein."
Ministerpräsident Böhmer hob die Bedeutung von werteorientiertem Unterricht hervor. Eine derart geprägte Bildung und Erziehung sei unverzichtbar. Mit dem neuen Ausbildungsgang könne die Versorgung der Schulen mit katholischem Religionsunterricht endlich verbessert werden. In Sachsen-Anhalt ist katholischer und evangelischer Religionsunterricht ordentliches Lehrfach in einem Wahlpflichtbereich mit Ethik.
Künftig mehr schulischer Religionsunterricht
Nach Angaben des Kultusministeriums können erst an rund zehn Prozent der staatlichen Schulen alle drei Fächer parallel angeboten werden, weil zu wenig Lehrkräfte zur Verfügung stehen. Der Anteil der Schüler, die am katholischen Religionsunterricht teilnehmen, liegt bei etwa einem halben Prozent. Im evangelischen Reli- gionsunterricht werden rund 6,5 Prozent und im Fach Ethik etwa ein Drittel der Schüler unterrichtet.
Neben der Ausbildung von Religionslehrern wird an dem Institut auch die Möglichkeit bestehen, Theologie im Rahmen eines Magisterstudiums als Erstoder Zweitfach zu studieren, teilte der Leiter des Katholischen Büros Sachsen-Anhalt, Stephan Rether, mit. Das Institut werde in der Philosophischen Fakultät der Universität angesiedelt.
Die ersten Verhandlungen zur Gründung eines religionspädagogischen Instituts zwischen Bistum und Bundesland begannen vor elf Jahren. Mit Verweis auf die knappen Finanzmittel des Landes wurden konkrete Verhandlungen immer wieder verschoben. Im 1998 unterzeichneten Staatskirchenvertrag blieb dieser Punkt offen. Schließlich sollte die Vereinbarung zwischen dem Bistum und der SPD-geführten Regierung im April vergangenen Jahres, unmittelbar nach der Landtagswahl in Sachsen- Anhalt, unterzeichnet werden. Doch die notwendige Zustimmung des Vatikan fehlte. Mit der neuen CDU/FDP-Regierung wurden die Verhandlungen wieder aufgenommen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 12.03.2003