Gespäche, Lieder und Gott begegnen
Wechselburger Jugendvespern sind ein Angebot für den Westteil des Bistums
Wechselburg -Gemeindereferentin Gabriele Eifler äußerte den Wunsch, dass die Jugendlichen ihren Idealismus immer behalten mögen und ihn im späteren Leben nicht Schritt für Schritt verlieren. Sie und Ordinariatsrat Bernhard Dittrich waren am 8. März bei der Wechselburger Jugendvesper zu Gast, um mit den Mädchen und Jungen unter dem Motto "Vom Briefträger bis zum Bischof -zu Seelsorge und Kirchenmanagement" über Aufgaben und Berufe in der Kirche ins Gespräch zu kommen.
Dabei scheuten sich die Jugendlichen nicht, Wünsche und Meinungen zu äußern. In Arbeitsgruppen ging es um die Arbeitsfelder "Dienst am Nächsten", "Zeugnis und Liebe" sowie um den Gottesdienst. Unter anderem wünschten sich die Mädchen und Jungen Seelsorger, die ihnen auf freundschaftlicher Basis begegnen, leben, was sie sagen, und Interesse für die Sorgen und Nöte des Einzelnen haben. Angesprochen wurde im Vorfeld bereits, dass viele Priester und Gemeindereferenten unter der Verwaltung leiden, die einen Großteil der täglichen Arbeit ausmacht. Die Jugendlichen regten an, ob es nicht möglich wäre, diese Verwaltungsaufgaben auf breitere Schultern zu verlegen.
Im Gegenzug wünschte sich Ordinariatsrat Dittrich auch die Barmherzigkeit der Gemeinde mit dem Priester. Und konkret an die jungen Leute gewandt, regte er an, dass diese die Chancen in ihrem Umfeld nutzen sollten, mit anderen über Glaube und Kirche ins Gespräch zu kommen um so Zeugnis abzulegen. Eine Idee, das Fastenopfer konkret werden zu lassen, gab Gabriele Eifler. So könne mit dem eingesammelten Geld ein Tierheim unterstützt oder Bäume gepflanzt werden. So wird deutlich, dass Christen nicht für sich leben, sondern auch für ihr Umfeld.
Die Wechselburger Jugendvesper -zu der die Benediktiner einladen -entstand im Jahr 2001 als Nachfolgerin des "Sonntagsgebets der Jugend in Wechselburg". Die Beobachtung des steigenden Zulaufs erlaubt die Frage, was an dieser Jugendvesper anders ist?
Standfestigkeit für Leben und Glauben finden
Die Wechselburger Jugendvesper ist die Feier der jungen Kirche unseres Bistums zur Abendstunde in der vorgegebenen Form der Liturgie. Und sie ist auch mehr. Nicht nur die Gebetszeit zur Abendstunde, sondern ein abendfüllendes Programm. Mit dem Motto "Zusammen beten und feiern, Standfestigkeit für Leben und Glauben suchen" hat sie mit dem Benediktinerkloster einen Ort, den Glauben der Pfarrgemeinde an anderer Stelle wiederzufinden und zu feiern. Jugendliche sind viermal im Jahr zu einem solchen Ereignis in den kleinen Ort des Muldentales eingeladen. Als Veranstalter arbeiten das Benediktinerkloster und die Dekanatsjugendstelle in Chemnitz zusammen und laden vor allem die jungen Gemeinden im Westteil des Bistums ein. Die Vespern sind eine Gelegenheit für junge Leute, das Zuhause der Familie und die Gemeinde für ein Wochenende zu verlassen.
Die Gebetszeit selbst wird mit den Benediktinermönchen begangen. Geprägt von der Schönheit der Basilika und ihrer Akkustik bleibt die deutsche Gregorianik mit ihren tragenden Psalmen immer ein beliebter und fester Bestandteil des Ablaufs. Dazu kommt ein erprobter Jugendchor, der passend zum Thema nach vorherigem Einsingen die Teilnehmenden zum Mitsingen einlädt. Chöre aus den Städten Limbach-Oberfrohna, Stollberg, Gera, Freiberg und Chemnitz waren schon da. Ein "Schmankerl obendrein" ist das geistliche Wort des Vorstehers der Vesper, einer der Patres des Klosters, der Jugendseelsorger oder ein eingeladener Priester.
Aufräumen und in Gemeinschaft bleiben
"Vesper" hat auch mit Essen zu tun. So steht ein gemeinsamer Imbiss vor oder nach dem Abendprogramm bereit. Das Programm wird schließlich durch ein großes Thema getragen, das sich durch den gesamten Abend zieht. Spiel, Information und Diskussion, Selbsterfahrung in der Gruppe und als Einzelner sind die Plattform, Themen zum Glaubensleben mit Visionen zu füllen. Einer der Höhepunkte in jüngster Zeit bildete das Thema "Wahl 2002 -Wir bleiben dran". Direktkandidaten der großen Parteien waren eingeladen, sich den Fragen der jungen Leute zu stellen.
Der Ausklang des Abends besteht in einer Komplet (freitags) oder einer langen nächtlichen Vigil (sonnabends) im Chor der Kirche. Entweder ein besonderer Segen -wie die Erneuerung des Firmbundes oder die langen Lesungen -wie beispielsweise Hebr 9-11 -prägen die Anwesenden und schenken ihnen Raum, eine persönliche Gottesbegegnung im Gebet zu erfahren. Wer übernachtet, muss angemeldet sein und einen Schlafsack mitbringen. Man räumt gemeinsam auf, bleibt noch etwas gemeinsam zwanglos auf, aber am nächsten Morgen soll das klösterliche Moment der Tagzeitenliturgie nicht fehlen: Die Laudes. Am Sonntag wird von den Chören meist noch die heilige Messe in der Gestaltung bereichert. Dann ist das gemeinsame Programm wirklich zu Ende, so dass der familiäre Mittagstisch wieder Ziel der Heimkehr wird.
Frater Thaddäus Schreiber und Holger Jakobi
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 22.03.2003