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Bei "Islam" nicht zuerst an Terror denken

Verein vom Heiligen Land lud zu Veranstaltung ein / Butzkamm: Kein Zusammenprall der Kulturen

Oft dicht nebeneinander gebaut: Kirchen und Moscheen. Das Foto zeigt die King-Abdullah-Moschee in Amman, dahinter zwei christliche Kirchen.

Magdeburg (ep) -Vor dem Herbeireden eines angeblichen Zusammenpralls der Kulturen hat der Vorsitzende der Paderborner Diözesangliederung des Deutschen Vereins vom Heiligen Land, Pfarrer Dr. Aloys Butzkamm, gewarnt. Angesichts des drohenden Krieges mit dem Irak oder mit anderen islamischen Ländern von einem Kampf zwischen Christentum und Muslimen zu sprechen, wie es seines Erachtens etwa der Journalist Peter Scholl-Latour tue, sei verfehlt, sagte Butzkamm, der seit Jahrzehnten aus eigener Anschauung die Situation im Nahen Osten und im Vorderen Orient kennt.

"Wir sollten uns davor hüten, beim Stichwort Islam zuerst an Terroranschläge zu denken", so Butzkamm vor gut 40 Teilnehmern einer Veranstaltung der Magdeburger Diözesangliederung des Vereins vom Heiligen Land. Vielmehr gelte es, den Glauben anderer Menschen und ihre Kultur kennen zu lernen und sich darum zu mühen, sie in ihrem Denken und Handeln zu verstehen. Dies gelte nicht zuletzt für den Islam, zumal in Deutschland derzeit 3,2 Millionen Muslime leben und mehr als 3000 Moscheen bestehen.

Butzkamm erinnerte daran, dass etliche islamische Völker unter der Fremdherrschaft von Engländern und Franzosen leben mussten. Wenn sie sich deshalb gegen Bevormundung durch Länder des Westens wehrten, sei dies zu verstehen. Dies gelte auch für die Situation im Nahen Osten: "Israel, das durch den Westen zum Teil in Gebieten der Palästinenser errichtet wurde, übertritt seit 1967 UNO-Resolutionen. Israel ist bis hin zur Atombombe massiv bewaffnet", so Pfarrer Butzkamm. Aber auch die Palästinenser missachteten die Menschenrechte. In puncto Bewaffnung wüssten sie sich nur zu helfen, in dem sie sagen: Wir haben nur uns selbst als Bomben.

"Viele Muslime", so Butzkamm, "wissen, dass das im Koran verboten ist". Denn für Muslime genau wie für Juden gelte: Wer einen unschuldigen Menschen tötet, der tötet die ganze Menschheit. (Koran, Sure 5, Vers 33) Doch man hält sich nicht daran. Menschen könnten eben fürchterlich missbraucht werden. Auch Saddam Hussein tue dies. Und Bin Laden schiebe das Palästinenser-Problem vor, eigentlich gehe es ihm aber um die Vernichtung Amerikas und seiner Verbündeten. Ein Gihad, ein heiliger Krieg, sei aus Sicht frommer Muslime nur angebracht, angebracht, wenn ein islamisches Land zu verteidigen ist.

Eine Lehrautorität wie in der katholischen Kirche kenne der Islam nicht, zumal er aus verschiedenen Gruppen, vor allem aus Schiiten und Sunniten, besteht. Folglich könne jeder den Koran auf seine Weise auslegen. Kritik übte der Pfarrer zum Beispiel an der Intoleranz des Islam gegen den eigenen Glaubensbrüdern, so sehr im Koran andererseits Christen und Juden als Anhänger von Buchreligionen schutzbefohlen sind. In Saudi- Arabien zum Beispiel stehe auf Übertritt zum Christentum die Todesstrafe. In einer "kleinen Einführung in den Islam" fragt er desweiteren zum Beispiel kritisch: "Ist nicht ein von religiösen Führern geleiteter und kontrollierter Staat in der Gefahr, im Namen Gottes missbraucht zu werden?" Die Entwicklung der letzten Zeit im Iran scheine solche Überlegungen zu bestätigen.

Zugleich erinnerte der Pfarrer aber auch an Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils über das Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen, wonach die Kirche die Muslime mit Hochachtung betrachtet, weil sie den alleinigen Gott anbeten, den Schöpfer, der zu den Menschen gesprochen hat.

Aloys Butzkamm:
"Im Namen Allahs, des Allbarmherzigen" - Eine kleine Einführung in den Islam;
Bonifatius-Verlag Paderborn 2002;
reich bebildert;
Broschur;
121 Seiten;
Format 12,5 x 20,5 Zentimeter;
ISBN 3-89710-234-X;
12,90 Euro.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 10 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 07.04.2003

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