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Bistum Görlitz

Mit Levitikus 130 Kilometer auf Reisen

Altdöberner überbrachten abgeschriebenes Buch aus der Heiligen Schrift

Siebzig Seiten Handarbeit: Irene Mädler (links) überreicht Bernadette Rausch das abgeschriebene Buch Levitikus.

Görlitz / Altdöbern -130 Kilometer Anreise und zwei Stunden Autofahrt für das Buch Levitikus: Diesen Weg nahmen Irene (65) und Friedrich (64) Mädler am vergangenen Freitag auf sich. Im Gepäck 70 Seiten handschriftliche Bibel. Ihre Reise führte von Altdöbern nach Görlitz, Carl-von Ossietzky-Straße, Hausanschrift des Seelorgeamtes. Stellvertretend für die Pfarrgemeinde aus Altdöbern wollte es sich das Ehepaar nicht nehmen lassen, die fertig abgeschriebenen Seiten der Bibel persönlich bei Referentin Bernadette Rausch in Görlitz abzugeben.

"Warum mit der Post schicken? Wir fahren hin!"

"Das war eine ganz spontane Idee", sagt Irene Mädler. "Mir fiel ein, dass mein Mann vor Jahren in Görlitz zu einem Katechetenseminar war. Da dachte ich ,warum mit der Post schicken? Wir fahren selbst dorthin und können uns mal wieder Görlitz anschauen.'" Gesagt, getan: Friedrich Mädler nahm einen Tag Urlaub und so statteten die beiden Frau Rausch einen Besuch ab. Diese zeigte sich sehr erfreut über den etwas ungewöhnlichen Besuch: "Das wird bestimmt nicht jedes Mal passieren, dass die Seiten persönlich abgegeben werden", sagt sie lächelnd. "Aber es ist schön, auf diesem Wege zu erleben, wie die Resonanz in den einzelnen Gemeinden auf unsere Aktion zum Jahr der Bibel ist." In Altdöbern scheint diese gut gewesen zu sein, denn nach der Gemeinde aus Lübbenau sind die Altdöberner die Zweiten, die die fertigen Seiten im Seelsorgeamt abgegeben haben.

Grund dafür war nicht zuletzt die Organisation durch Irene Mädler. "Ich war sofort begeistert von der Aktion", beschreibt die Pfarrgemeinderatsvorsitzende ihre Motivation. "Das ist eine ganz wichtige Sache, mal wieder eine Bibel zur Hand zu nehmen." So investierte sie viel Zeit und Mühe. Sie verfasste Briefe, lud im Sonntagsgottesdienst zum Mitmachen ein und sprach Gemeindemitglieder auf der Straße an. Mit Erfolg: 15 Schreiber im Alter von 13 bis 82 Jahren beteiligten sich gern an der Aktion mit dem festgeschriebenen Ziel: "Noch vor Ostern wollen wir fertig sein!"

"Ich habe jedem Schreiber einen Teil zugewiesen, habe ihm seine Seiten gebracht und auch wieder abgeholt, damit wir unseren Zeitplan einhalten", sagt Frau Mädler, die sich ausschließlich mit der Organisation befasste. Sechs Wochen hat die Gemeinde am Buch Levitikus geschrieben. Jeder hatte im Durchschnitt drei bis vier Tage Zeit für seinen zugewiesenen Teil.

"Die abgeschriebenen Worte verinnerlicht"

Unter ihnen auch Friedrich Mädler. Begeistert erzählt er von seinen Eindrücken, während des Schreibens: "Man muss eine enorme Konzentration aufbringen, um fehlerfrei zu schreiben. Und immer diese Wiederholungen. Ich musste höllisch aufpassen, was ich schon wie oft geschrieben hatte", sagt Mädler. "Doch als ich dann nach etwa zwei bis drei Stunden merkte, dass ich mein Pensum geschafft hatte, war das ein Erlebnis." Doch nicht nur das reine Abschreiben machte Friedrich Mädler Freude. "Durch das Schreiben habe ich den Text viel intensiver gelesen und verinnerlicht. Gerade durch die große Konzentration drangen die Worte viel tiefer in meinen Geist ein", beschreibt er. "Bei bestimmten Sätzen hält man inne und denkt viel genauer darüber nach, was man gerade geschrieben hat."

Auch Irene Mädler weiß von Erzählungen der anderen Schreiber: "Viele kamen hinterher zu mir und sagten: Das war wirklich toll. Ich habe eine Stelle abgeschrieben, die kannte ich zuvor noch gar nicht. Das war ein Gewinn für mich." Wenn es nach den Gemeindemitgliedern aus Altdöbern ginge, hätte die Aktion für sie ruhig noch weitergehen können. Doch nun ist "ihr" Buch Levitikus fertig und wartet im Seelsorgeamt darauf, in den kommenden Monaten mit all den anderen Teilen aus dem Bistum zu einer großen Bibel zusammengebunden zu werden.

Michaela Mürmann

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 15 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 12.04.2003

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