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Bistum Magdeburg

Hoffnungszeichen gegen Resignation

In Wittenberg waren Vertreter von geistlichen Bewegungen zu Gast

Wittenberg (mh) -16 Jahre hat Dirk Drogen genommen, meist richtig harte Sachen wie Heroin. Viermal hat er eine Therapie versucht. Viermal hat er sie abgebrochen. Irgendwann bestimmte nur noch die Droge sein Leben. Eine Ehe scheiterte, gesundheitlich ging es bergab. "Zuletzt hatte ich mich aufgegeben. Ich habe auf der Straße gelebt und gewartet, dass Schluss ist."

Am letzten Sonntag berichtete Dirk, inzwischen Mitte 30, im katholischen Gottesdienst in Wittenberg von seinem Leben und von einem radikalen Wandel: "Heute fühle ich mich pudelwohl und merkte jeden Tag, wie ich mich ein Stück verändere". Dirk lebt zusammen mit anderen jungen Leute in der "Fazenda -Gut Neuhof". Dieser alte Gutshof in der Nähe von Nauen in Brandenburg bietet Leuten wie Dirk die Chance, wieder ins Leben zurückzukehren. Die "Fazenda" ist ein christlich geprägter Verein der Jugendsozialarbeit und besteht seit fünf Jahren. Vorbild sind ähnliche Einrichtungen in Brasilien, wo ein Franziskaner vor 20 Jahren den Anstoß gab. "Franziskanische Spiritualität und Ausrichtung am Evangelium, das Leben in Gemeinschaft und Arbeit um den Unterhalt zu verdienen", sind die drei tragenden Elemente, erläutert Robert von Gut Neuhof.

"Dass ich mein Leben wieder in den Griff bekomme, geht nicht ohne Gott", hat Dirk für sich festgestellt. Diese Erfahrung teilt er mit Karoline und Dimitri, die ebenfalls von ihren Erfahrungen berichteten. Karoline war magersüchtig, Dimitri drogenabhängig. Die wohl entscheidendsten Hilfen auf dem Weg ins neue Leben sind für alle drei die Erfahrung von Gemeinschaft und das Leben mit der Bibel. Jeden Morgen besprechen sie eine Stelle aus der Schrift und versuchen dann, danach zu leben. "Nicht einfach", gesteht Karoline, denn eine Sucht macht egoistisch und das ist das Gegenteil von Nächstenliebe, wie sie die Bibel fordert. Karoline ist eine Ehemalige. Sie hat nach einem Jahr die Fazenda verlassen und muss nun wieder im normalen Alltag klarkommen. Monatliche Ehemaligentreffen und "das Wissen, dass es Menschen gibt, die für mich da sind", helfen -auch gegen die Gefahr eines Rückfalls.

"Diese Erfahrungen können uns Hoffnung machen", sagt Pfarrer Dr. Paul Christian. In Zeiten, in denen oft resigniert von den kleiner werdenden Gemeinden gesprochen werde, sei es wichtig, auf das Neue zu blicken, das sich in der Kirche tut -"oft mit unheimlicher Power". Deshalb hat der Pfarrer in der Fastenzeit an jedem Sonntag Gäste eingeladen, die einem Orden oder einer geistlichen Bewegung angehören. "Die Gemeinde soll so dem begegnen, was der Heilige Geist zurzeit kraftvoll in unserer Kirche wirkt."

Die Katholiken von Wittenberg wollten dabei nicht unter sich bleiben. Es gab Gesprächskreise, zu denen alle Interessierten eingeladen waren. Die örtlichen Zeitungen haben berichtet und im TV-Stadtkanal wurden Sendungen ausgestrahlt. Pfarrer Christian: "Wir wollen uns als Christen nicht in die Nische zurückziehen, sondern in der Gesellschaft Präsenz zeigen."

Übrigens freuen sich die Leute der Fazenda über Besucher. Sie sind auch bereit, in anderen Pfarrgemeinden über ihre Erfahrungen zu berichten. Telefon: (0 33 21) 45 12 00.
Informationen im Internet:
www.fazenda.de

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 15 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 12.04.2003

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