Klarer Auftrag: Das Evangelium verkünden
von Seelsorgeamtsleiter Stöber, Erfurt
Erfurt (ep) - Bischof Joachim Wanke und eine Arbeitsgruppe von Seelsorgern und Mitarbeitern des Bistums haben die Gemeinden dazu aufgefordert, bewusst nach Möglichkeiten zu suchen, Nichtchristen mit dem Evangelium bekannt zu machen. In einem 16-seitigen Faltblatt zum Thema "Das Evangelium auf den Leuchter stellen" ermutigt der Bischof dazu, ohne Ängstlichkeit den Kontakt zu ungetauften Nachbarn, Arbeitskollegen und Freunden zu suchen und sie mit der Frohen Botschaft in Berührung zu bringen.
"Die Idee dazu wurde nach dem Pastoraltag im März 1999 geboren", sagt der Erfurter Seelsorgeamtsleiter, Ordinariatsrat Gerhard Stöber. Auf dem Pastoraltag hatten sich Seelsorger und Gemeindemitglieder gefragt, wie es gelingen kann, eine gastfreundliche und wegweisende Kirche zu sein und zu werden. Eigens eingeladene Gäste schilderten, wie sie die Kirche von außen sehen und erleben. Kirchliche Mitarbeiter und Gemeindemitglieder berichteten von ersten Schritten, Nichtchristen mit dem Evangelium in Kontakt zu bringen, so zum Beispiel im Rahmen der Tage der Orientierung für Schulklassen in den Jugendhäusern, bei Segnungen zum Beispiel im Rahmen von Bauvorhaben wie Autobahntunneln, durch von der Kirche verantwortete Sendungen in Hörfunk und Fernsehen oder einfach durch ein Leben aus christlicher Haltung heraus. Immer wieder, so Domkapitular Stöber, wurde bei den vorgestellten Beispielen betont, dass es nicht darum gehe, die Nichtchristen zu missionieren, was den Moderator des Pastoraltages, den Mühlhausener Stadtdechant Gregor Arndt dazu veranlasste zu fragen: Was wollen wir dann eigentlich als Kirche?
Rat Stöber: "Und hier setzt das Anliegen unseres Leporellos ein: In dem an Hand der Heiligen Schrift andeutungsweise herausgearbeitet ist, dass sich die Kirche nicht selbst die Aufgabe gibt, das Evangelium zu verkünden, sondern dass dies Jesu Auftrag ist, wollen wir die Gemeinden dazu einladen, sich in einem ers-ten Schritt dieses selbst bewusst zu machen und dafür auch Zeit einzusetzen. Erst wenn die Eindeutigkeit und Nachdrücklichkeit dieses Auftrages klar ist, sollte in einem zweiten Schritt geschaut werden, in welchem Lebensbereich die Gemeinde oder Gruppe bewusst einmal versuchen sollte, einladend und gastfreundlich ,das Evangelium auf den Leuchter zu stellen'." Etwa, in dem im Weihnachtsgottesdienst, bei Beerdigungen oder Trauungen bewusst auch die Nichtchristen unter den Anwesenden - vielleicht auch mit kleinen Zeichen - begrüßt und eingeladen werden, teilzunehmen, oder im Rahmen der Arbeit der kirchlichen Kindergärten, wenn zum Beispiel einmal auch nichtchristliche Eltern zu einem Abend über die Bibel eingeladen werden. Oder indem es sich die Gemeinde, zu der ein Altenpflegeheim gehört, bewusst zur Aufgabe macht, den Bewohnern spürbar werden zu lassen, dass es nicht nur um eine gute Pflege, sondern um das Heil des ganzen Menschen geht. Stöber: "In der Vorbereitungsgruppe waren wir uns sicher, dass etwas in jeder Gemeinde möglich ist, weil jede Gemeinde ihre Charismen hat. Die in dem Leporello angegebenen Ideen und Texte wollen Anregung sein", so Stöber. "Gut wäre es, wenn im Laufe der nächsten Monate viele neue Versuche hinzukämen."
Für das Jahr 2002 hat Bischof Joachim Wanke angekündigt, eine Zwischenbilanz ziehen zu wollen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 28.01.2001