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Auf zwei Minuten

Mensch ärgere dich nicht !

Wir können unseren Ärger auf die Dauer nicht einfach hinunterschlucken, dann frisst er an unserer in

Pater Damian

Wir haben es im Familienkreis oft gespielt. Aber ich war ein schlechter Verlierer beim "Mensch, ärgere dich nicht". Ich habe mich sehr geärgert und manchmal auch geheult, wenn ich verloren hatte. Da war man fast am Ziel, wenn man von einem anderen Spieler geschlagen wurde und wieder von vorn anfangen musste! "Ist doch nur ein Spiel", tröstete mich die Mutter.

Geht es uns im Leben aber nicht auch so? Wer sich aufs Glück verlässt, muss herbe Enttäuschungen erleben. Nicht nur beim Lottospielen. Auch unsere gut überlegten Pläne werden oft durchkreuzt. Das muss nicht immer dramatisch zugehen. Es sind Missgeschicke und Widerwärtigkeiten im Alltag, über die wir uns ärgern. Wenn etwas nicht seinen gewohnten Gang geht, wenn wir den Bus verpassen, wenn wir im Stau stehen, wenn andere Autofahrer uns behindern, wenn eine bestellte Ware nicht rechtzeitig geliefert wird, wir ärgern uns über kränkende Bemerkungen, über anders Denkende, über eigenes Versagen ... Es gibt tausend Anlässe sich zu ärgern. Wie gehen wir mit Ärger um? Machen wir uns Luft und schimpfen laut? Verlieren wir die Selbstbeherrschung und laden wir unseren Ärger auf Unschuldige ab? Oder fressen wir unseren Ärger und Frust in uns hinein? Oder suchen wir das offene Gespräch mit den Verantwortlichen?

Wir können unseren Ärger auf die Dauer nicht einfach hinunterschlucken, dann frisst er an unserer inneren Substanz. Jemand hat einmal gesagt: "Ärger ist eine Säure, die ihren Behälter stärker zerfrisst als das, worüber man sie ausgießt." Es ist gut, wenn der Ärger klar zum Ausdruck kommt. Auch von Jesus wird berichtet, dass er seinem Ärger Luft machte und die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel vertrieb (Mt 21,12). Andererseits genügt es nicht, seinen Ärger hinauszuschreien und den anderen damit allein zu lassen. Wichtig ist die Bereitschaft zum Gespräch, in dem wir unsere Gefühle äußern können.

Dürfen wir auch vor Gott im Gebet unseren Ärger ausschütten? Ja! Wir tun es manchmal schon in unseren Redensarten, zum Beispiel "Mein Gott, wie kann der nur so blöd sein!" Es geht aber um gewichtige Dinge, wenn wir fragen: "Gott, wie kannst du das zulassen?" Wenn Krankheit und Unglück uns heimsuchen, wenn wir ungerecht behandelt werden oder von feindlich gesinnten Menschen bedrängt werden, dann ist es gut, einen der vielen Klagepsalmen als Gebetsvorlage zu nehmen. Die Psalmen lehren uns: Man braucht vor Gott kein Blatt vor den Mund zu nehmen, sondern kann offen reden.

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 18 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 02.05.2003

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