Starke Vorbilder im Glauben
Gedenken an die sechs polnischen Märtyrer / Zwei neue Gedenkorte laden zum Gebet ein
Dresden (jak) -Der 4. Mai stand in Dresden ganz im Zeichen des Gedenkens an die sechs polnischen Märtyrer, die 1942, beziehungsweise 1943 im damaligen Landgericht am Münchner Platz durch die nationalsozialistischen Machthaber hingerichtet wurden. Ihre Namen sind Czeslaw Józwiak, Edward Kazmierski, Franciszek Kesy, Edward Klinik, Jarogniew Wojciechowski -die als "Die Fünf" oder die "Jungs von der Wroniecka- Straße" bekannt sind -und Frater Gregor Boleslaw Frackowiak, der als Salesianer einen ähnlichen Weg wie Pater Maximilian Kolbe ging und sein Leben für andere gab.
Am feierlichen Gottesdienst mit Bischof Joachim Reinelt in der Dresdner Hofkirche, der heutigen Kathedrale des Bistums nahmen unter anderem Jugendliche aus Polen, Tschechien und Deutschland teil, die in der Pfarrei St. Paulus zusammenkamen, darunter ein Chor aus dem Gymnasium in Rzschow.
Sie gaben ihr Leben, damit wir in der Liebe bleiben
Bischof Joachim Reinelt ging in seiner Predigt besonders auf die Abschiedsbriefe der jungen polnischen Märtyrer ein, die er zitierte. Diese sind eindrucksvolle Zeugnisse des Glaubens, betonte der Bischof. Unter anderem schrieb Franciszek Kesy. "Es ist der Moment des Abschieds gekommen ...Gott der Gute nimmt mich zu sich. Trauert nicht, dass ich diese Welt verlasse. Ich bin im Zustand der Gnade und ich weiß nicht, ob ich später meinem Versprechen treu bleiben werde -Ich gehe in den Himmel, auf Wiedersehen. Dort im Himmel werde ich Gott bitten ...Betet manchmal für mich ...Ich gehe schon." Joachim Reinelt verwies zudem auf die Verbindung der seligen Märtyrer mit den heute lebenden Christen, in Christus sind beide verbunden. Die Gemeinschaft der Heiligen überwindet nationale und andere Unterschiede. Weiter betonte Joachim Reinelt mit Blick auf die Ungeheuerlichkeit der nationalsozialistischen Verbrechen, die auch in der Elbestadt begangen wurden: "Dresden hat viele sterben sehen, bevor es selber starb" und "Deutschland hat getötet, wie noch nie in seiner Geschichte". Bischof Reinelt machte Mut, immer wieder den Vorsatz zu fassen, alles zu tun, damit sich solches nicht wiederholt. Die seligen Märtyrer können dabei eine Hilfe sein: "Sie gaben ihr Leben, damit wir in der Liebe bleiben." Joachim Reinelt erinnerte auch daran, dass die Märtyrer ohne Hass auf ihre Peiniger starben. Im Anschluss an den Gottesdienst weihte der Bischof den Gedenkaltar für die sechs Märtyrer im linken Seitenschiff der Kathedrale.
Ein anderer Ort des Gedenkens und des Gebetes ist die Grabstätte auf dem Neuen Katholischen Friedhof an der Bremer Straße. Dompfarrer Klemens Ullmann weihte am Abend des 4. Mai ein neues Denkmal über den Gräbern der fünf seligen Märtyrer. Er erinnerte daran, dass es sich hier um eine Grabstätte für 169 Opfer der nationalsozialistischen Gewalt handle. Zuammen mit den fünf Märtyrern starben am Abend des 24. August 1942 drei weitere Männer. Begleitet wurden sie von Pater Franz Bänsch (OMI), eingesegnet von Pater Adeodat Frankrone (OFM). Leider weiß heute niemand, wo der sechste Märtyrer begraben liegt, es kann noch nicht einmal die Frage geklärt werden, ob Frater Gregor Frackowiak -der vor 60 Jahren am 5. Mai 1943 unter dem Fallbeil starb -überhaupt eine letzte irdische Ruhestätte gefunden hat.
Dompfarrer Ullmann gab der Hoffnung Ausdruck, dass die seligen Märtyrer Fürsprecher bei Gott sein mögen. Fürsprecher für einen starken Glauben und Fürsprecher dafür, dass für alle Menschen der Welt, des Landes und der Stadt das Licht der Auferstehung erfahrbar wird. Und wie schon zuvor Bischof Joachim Reinelt, verwies Klemens Ullmann auf die Vorbildrolle der jungen Polen, die in einem tiefen Glauben verwurzelt waren.
Gedenkorte können geistliche Mitte sein
Das neue Denkmal zeigt ein aus dem Stein herausgeschnittenes österliches Lichtkreuz, das von folgendem biblischem Spruch umrahmt ist: "Als Gold im Schmelzofen hat er sie erprobt und sie als vollwertiges Opfer angenommen." Abschließend äußerte Dompfarrer Ullmann den Wunsch, dass die seligen Märtyrer, ihre Gedenkorte in Dresden und die Grabstätte für viele Menschen zu einer geistlichen Mitte im Leben wie im Tod werden kann. Dabei erinnerte er an den mittelalterlichen Brauch, sich im Sinne der Gemeinschaft mit Christus und den Heiligen ganz nahe bei den Gräbern der Heiligen beisetzen zu lassen, um deren Fürsprache gewiss zu sein. Für Dresden könnte dies konkret heißen, zusammen mit den Märtyrern auf den Weg in den Himmel zu sein -neben der erbetenen Fürsprache im Leben auch durch eine christliche Bestattung auf dem katholischen Friedhof.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 08.05.2003