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Aus der Region

Sammelbüchse für Berlin geht in Diözesen um

Bayerische Bistümer tun sich schwer / Eigene Finanzsorgen plagen viele

Berlin - Bis zum 31. Mai bleibt den katholischen Bistümern in Deutschland noch Zeit. Spätestens an diesem Stichtag müssen sich alle Diözesen festgelegt haben, wieviel Geld sie für das notleidende Erzbistum Berlin geben wollen. 50 Millionen Euro, so haben es die Bischöfe verabredet, sollen für ein Darlehen an die überschuldete Hauptstadtkirche (148 Millionen Euro Gesamtschulden) zusammen kommen. Erste Zusagen liegen bereits vor: Münster will 3,3 Millionen geben. Köln hat 6,2 Millionen zugesagt.

Andere Bistümer zieren sich noch. Vor allem die bayerischen Diözesen tun sich schwer. Deren Finanzleute verweisen auf Verpflichtungen zur Sanierung des Deutschen Ordens. Eine "Solidaritätsaktion", die allein von den bayerischen Bistümern gestemmt wird. Der Diözesansteuerausschuss in München mochte sich für die Nothilfe Berlin bislang noch nicht festlegen. Erwartet werden nach dem üblichen Verteilerschlüssel der deutschen Bistümer aus München rund vier Millionen Euro. Offensichtlich braucht es da noch Überzeugungsarbeit. Die Pressestelle der Erzdiözese mochte zumindest keine Auskunft über einen bevorstehenden Beschluss geben. Im nahen Bamberg dagegen hat die bischöfliche Verwaltung 331 000 Euro für Berlin vorgesehen. Und das ist deutlich weniger als die erwarteten 1,35 Millionen. Der Grund: Hier wie andernorts plagen sich die Bistümer mit eigenen Finanzsorgen. Bamberg muss in diesem Jahr 15 Millionen Euro den Rücklagen entnehmen, um das eigene Haushaltsdefizit auszugleichen. In München sind es immerhin neun Millionen, die von der hohen Kante gebraucht werden.

Unterdessen hat das Erzbistum Berlin mit dem Volljuristen Hans-Jörg Niemann zum 1. Mai einen Wirtschaftsmann aus dem Daimler-Chrysler-Konzern zum neuen Finanzdezernenten berufen. Dessen Aufgabe ist es nun, zusammen mit einer Steuerungskommission ein detailliertes Sanierungskonzept zu erarbeiten, das in den Tagen nach Pfingsten vorgelegt werden kann. Schwerster Brocken: 440 Personalstellen müssen gestrichen werden.

Entscheidend wird es für die Berliner sein, dass ihr Sanierungskonzept auch die anderen Bistümer überzeugt. Direkt im Anschluss an Sitzungen der Steuerungskommission tagt deshalb jeweils der gerade eingesetzte Treuhandausschuss der deutschen Bischöfe. Seine Aufgabe ist es, auf eine sachgerechte Verwendung des 50-Millionen-Darlehens zu achten. Nur wenn die Katholiken an der Spree mit dem Sparen Ernst machen, wird der Treuhandausschuss die ersten Millionen zur Umschuldung freigeben. Vorausgesetzt die 50 Millionen Euro für das Darlehen sind bis zum 31. Mai tatsächlich zusammen gekommen.

Bernhard Remmers

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 19 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 08.05.2003

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