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Bistum Erfurt

Suchtberatung gefährdet

Wohlfahrtsverbände befürchten weiteren Einbruch bei der Finanzierung

Erfurt (as) -Die Sorgenfalten werden tiefer. Noch einmal in diesem Jahr soll in Thüringen kräftig bei der Suchtberatung gespart werden. Und der Vorsitzende der Liga der Freien Wohlfahrtspflege, Diözesancaritas- Direktor Bruno Heller, macht unmissverständlich klar: Das hier ist kein Spaß mehr. "Die Träger kommen an ihre Grenzen, wenn die öffentliche Hand nicht ihren Verpflichtungen nachkommt", betonte Heller anlässlich einer Fachtagung zum zehnjährigen Bestehen des Erfurter Suchthilfezentrums "S 13".

Die insgesamt zehn Verbände der Freien Wohlfahrtspflege befürchten weiterhin einen dramatischen Einbruch bei der Finanzierung ihrer 29 Beratungsstellen in Thüringen. Die Lage sei prekär -die Beratungsstellen mussten in diesem Jahr schon bis zu 23 Prozent kürzen, so Heller. "Dahinter stehen betroffene Menschen, Einzelpersonen, Familien", gibt der Caritasdirektor zu bedenken.

Kampagne gegen Kürzungen gestartet

Unter dem Motto "Thüringen bleibt sozial -Gemeinsam für soziale Gerechtigkeit" hat die Liga jetzt eine Kampagne gestartet, die auf die Situation der freien Träger noch einmal aufmerksam machen soll. Darin fordern die Verbände unter anderem eine Rücknahme der Kürzungen der Beratungsarbeit. Bitter nötig, ist die Nachsorgereferentin der Caritas im Bistum Erfurt, Juliana Kraus, überzeugt. Allein in Thüringen sterben jährlich 1250 Menschen an den Folgen des Alkohol-, 3300 Menschen an den Folgen des Nikotinkonsums. "Die Sparmaßnahmen führen zu weiteren Leistungseinschränkungen", befürchtet Frau Kraus.

Sorge bereitet ihr vor allem die schwindenden Präventionsmaßnahmen für Kinder und Jugendlicher. Denn: "Das Einstiegsalter für legale Drogen wird immer geringer". Sie selbst habe schon einen Siebenjährigen mit Alkoholproblemen betreut. Zudem würden die Wartelisten für die Beratung der Betroffenen und der Angehörigen länger. Kräftig Alarm schlagen wollen die Kampagne gegen Kürzungen gestartet Bischöfe zum Kirchentag Wohlfahrtsverbände deshalb am 4. Juni mit einer Demonstration auf dem Erfurter Anger.

Die Kampagne will in den nächsten sechs Monaten mit Aktionen, Veranstaltungen und Diskussionen auf die Unverzichtbarkeit der sozialen Infrastruktur aufmerksam machen. Notwendige Kürzungen dürfen nicht auf dem Rücken der sozial Schwächsten ausgetragen werden. Caritasdirektor Heller macht aber deutlich: "Wir wollen nicht gegen die Regierung, sondern mit ihr arbeiten." Die Liga biete sich der Politik "als Berater und Gesprächspartner" an, neue Konzepte für eine "effiziente, bezahlbare und qualitätsvolle" Sozialpolitik zu diskutieren.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 22 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 18.06.2003

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