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Aus der Region

Von der Diaspora zur Mission

Bistum Magdeburg: Pastorales Zukunftsgespräch ringt um Auftrag der Ortskirche

Symbolträchtige Aktion zur Bistumsversammlung: Mit Geschick ließen die Vertreter der verschiedenen Gremien im Bistum einen farbenfrohen Strauß entstehen. Das Foto zeigt vom Bischof zusätzlich berufene Mitglieder.

Magdeburg (ep) -"Geht es vor allem darum, unsere Gemeinden mit ihren Gruppen und Traditionen zu erhalten? Oder sind wir gefordert von der Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art? -Es geht wohl nicht zuerst um unseren eigenen Bestand, sondern um die Menschen, zu denen wir um Gottes Willen gesandt sind." So beschrieb der Leiter der Hauptabteilung Pastoral im Bistum Magdeburg, Ordinariatsrat Raimund Sternal, den "Knackpunkt", vor dem die Diözese in ihrem Mühen um die zukünftige seelsorgliche Linie steht und die im Rahmen des Pastoralen Zukunftsgespräches (PZG) des Bistums abgesteckt werden soll. Sternal hielt anlässlich der ersten Bistumsversammlung im Rahmen des PZG das Impulsreferat zum Thema "Auf der Suche nach unserer pastoralen Perspektive".

Das PZG findet seit gut zwei Jahren im Bistum Magdeburg statt. Waren zunächst die Gemeinden aufgerufen, im kirchlichen Leben anstehende Themen zu benennen, so sind in der Folgezeit in dafür gebildeten PZGArbeitsgruppen elf Diskussionsvorlagen zu Themen wie Leitbild für das Bistum, Martyria (Zeugnis), Liturgie, Diakonie, Jugendpastoral, Öffentlichkeitsarbeit, Strukturen und Zuständigkeiten oder Ökumene entstanden. Nach Sichtung und Überarbeitung durch Redaktionsgruppen werden die Textentwürfe derzeit den Gemeinden, Gruppen und Gremien zur Stellungnahme vorgelegt.

Am vergangenen Wochenende trat erstmals, durch Bischof Leo Nowak eröffnet, im Rahmen des PZG die Bistumsversammlung zusammen. Ihr gehören 110 Vertreter der Diözese an. Die Bistumsversammlung -zugleich Gremium und Prozess -wird das PZG weiterführen. Am Ende sollen die für die Zukunft des Bistums wesentlichen Beschlüsse durch den Bischof in Kraft gesetzt werden und damit verbindlichen Charakter erhalten. In der Bistumsversammlung sind alle mitverantwortlichen Gremien der Diözese wie zum Beispiel Katholiken-, Priester- und Ordinariatsrat und die bisherige PZGLeitungsgruppe vertreten. Bei Tagungen im Juli, September und November soll die Bistumsversammlung die Eingaben der Gemeinden in die Vorlagen einarbeiten, die Textentwürfe abschließend beraten und beschließen. Ende des Jahres soll diese Arbeit fertig sein.

Im Rahmen der bisherigen PZG-Arbeit ist der zentrale Textentwurf zu einem Leitbild für das Bistum Magdeburg entstanden. Darin heißt es richtungweisend: "Wir vollziehen eine Wende: wir verharren nicht mehr in der Mentalität eines Diaspora-Bistums, zu dem es fast schicksalhaft zu gehören scheint, dass es klein ist und immer mehr schrumpft. Stattdessen nehmen wir die Herausforderung an, ein missionarisches Bistum zu sein, weil wir zutiefst davon überzeugt sind, dass unsere Kirche eine Mission für die Menschen unserer Zeit hat."

Bei dieser Sorge um die Menschen wird es darauf ankommen, die Spannung zu halten zwischen einer "Kirche der Einladung und einer Geh-Hin-Kirche", zwischen dem Mühen um ein Wachsen des persönlichen Glaubens der einzelnen Christen und der Fähigkeit, über den eigenen Glauben zu sprechen, zwischen Sammlung und Sendung der Gemeinde, so der Leiter der Hauptabteilung Pastoral, Sternal, vor der Bistumsversammlung. Es wird notwendig sein, "Gottesdienste zu feiern, in denen das Leben der jeweils Feiernden zur Sprache kommt". Aber auch das Engagement im Bildungsbereich, der diakonische Einsatz und die Seelsorge an Menschen in besonderen Lebenssituationen und Aufgaben werden in angemessenem Maße nicht fehlen dürfen. "Das Wort ,Mission' ist heute belastet! Aber es stellt eine urchristliche Gegebenheit dar", so Sternal weiter. "Denn Jesus sendet Menschen aus, und er weiß sich selbst vom Vater gesandt. Kirche kommt an der Mission nicht vorbei." Mehr als um das Wort, so der Seelsorgeamtsleiter, gehe es jedoch um die Sache, wie sie in der Apostelgeschichte formuliert ist: "Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben."

In einem Rückblick auf die bisherigen Schritte des PZG erinnerte dessen Geschäftsführerin Annette Schleinzer daran, dass sich bereits in der Wendezeit die Notwendigkeit einer neuen pastoralen Perspektive herauskristallisiert hatte, die der langjährige Seelsorgeamtsleiter Gerhard Nachtwei auf die Formel "Von der Diaspora zur Mission" brachte.

Weitere Infos unter www.bistum-magdeburg.de
BISCHOF NOWAK ZUR BISTUMSVERSAMMLUNG

Durch die begonnene Bistumsversammlung ist das Pastorale Zukunftsgespräch ein gutes Stück auf seinem Weg vorangekommen. Das Ziel des Weges ist klarer geworden: den Schatz des Glaubens bei möglichst vielen Leuten zum Leuchten zu bringen. Diesen Schatz hat unsere Diasporakirche mit großer Treue bewahrt. Nun aber ist es an der Zeit, den Aufbruch zu wagen. Von diesem Aufbruch ist die Rede, wenn als Ziel im Leitbild formuliert wird: von der Mentalität einer diasporadischen zu einer missionarischen Kirche.

Der Weg des Pastoralen Zukunftsgespräches geht nach innen und nach außen. Nach innen Glaubensvertiefung und nach außen Kundgabe des Glaubens. Für beides Formen und Wege zu finden, diese Aufgabe soll die Bistumsversammlung angehen. Dieser Weg ist richtig, aber auch schwierig. Hindernisse sind zu überwinden und mit Ermüdungen muss gerechnet werden. Eine einfache und verständliche Sprache wird gefordert. Möglichst kurze und lebensnahe Texte sollen erstellt werden. Mit der Verabschiedung der Texte aber ist das PZG keineswegs zu Ende. Dann beginnt der Prozess der Umsetzung. Wir vertrauen dem, der gesagt hat: Ich bin der Weg, die Auferstehung und das Leben. Wer mir folgt, wandelt nicht in der Finsternis.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 14 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 23.06.2003

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