Anlässe zu beten, gibt es genug
Altenpflegeheim St. Mechthild in Helfta bietet Bewohnern regelmäßig geistig-geistlichen Impuls
Eisleben-Helfta (ep) -Während der nächsten Wochen bis Ostern sind die Bewohner des Altenpflegeheimes St. Mechthild in Helfta (Eisleben) jeden Freitag zum Kreuzweggebet eingeladen. Obwohl ein erheblicher Teil der inzwischen fast 40 Bewohner der neuen Caritas-Einrichtung keine praktizierenden Christen sind, greift Leiter Norbert Lakomy im Heimalltag die Zeiten und Feste des kirchlichen Jahreskreises regelmäßig auf -und stößt auf gute Resonanz.
Als etwa am 2. Februar das Fest Darstellung des Herrn (Maria Lichtmess) begangen wurde, an dem traditionell auch der Blasiussegen gespendet wird, fand vier Tage später ein Gottesdienst mit dem Eislebener Pfarrer Dieter Tautz im Heim statt und fand guten Anklang. Oder: "Am Heiligen Abend wurde zwischen Kaffeetrinken und Abendbrot miteinander eine Christvesper gefeiert. Lakomy: "Ich hatte mir von den Veranstaltern des Eislebener Weihnachtsmarktes drei große Figuren von Maria, Josef und dem Kind geborgt und im Heim aufgestellt. Wir haben Kerzen angezündet, das Weihnachts- Evangelium gelesen, Lieder gesungen. In den Fürbitten haben wir der im Heim Verstorbenen gedacht. Nach dem Gottesdienst war Bescherung. Fast alle Bewohner waren dabei. Der Weihnachtsmann kam nicht!"
Aber auch Feste wie den Gedenktag Adolph Kolpings (4. Dezember), nach dem eine der beiden Wohngruppen des Altenpflegeheimes benannt ist, nimmt Lakomy zum Anlass, den Bewohnern zum Beispiel herausragende christliche Persönlichkeiten nahe zu bringen. Ist am Sonntag eine Altenpflegerin im Dienst, die selbst christlich engagiert ist, wird schon mal ein Danklied zum Mittagessen angestimmt.
Chance, den Heimalltag christlich zu prägen
"Dadurch, dass wir hier erst im vergangenen Sommer begonnen haben, haben wir die Chance, in kleinen Schritten das Leben in unserem Heim zu prägen und zu gestalten", sagt Lakomy. "Wir dürfen den Bewohnern natürlich nichts überstülpen, müssen sehen, wie sie reagieren. Die speziell christlichen Angebote müssen verständlich auch für die Bewohner sein, die viele Jahre nichts mit der Kirche zu tun hatten. Aber die Erfahrung zeigt: Die Impulse und Andachten werden akzeptiert." Bislang einmal im Monat am Freitagmorgen wird ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert. "Das Kirchenjahr bietet immer wieder Anlass, etwas vorzubereiten", so der Leiter des Altenpflegeheimes.
Dankbar sind die Bewohner auch für den regelmäßigen Kontakt zu den Zisterzienserinnen aus dem wenige Meter entfernten Kloster Helfta. Zu Weihnachten und Neujahr zum Beispiel stattete Äbtissin Assumpta Schenkl den Senioren einen Besuch ab. In der Zeit bis Weihnachten war eine der Schwestern jeweils dienstags und donnerstags für zwei Stunden zu Gast.
Dankbar für Begegnung mit Zisterzienserinnen
Gertrud Janz, katholische Christin und seit 9. September in Helfta, genießt das. "Wir haben schon öfter mit einer Schwester gesungen oder gespielt. Ich gehe öfter mal in die Kirche rüber. Ich fühle mich ganz wohl hier", sagt die 77-Jährige, die von ihrem Neffen aus Essen nach Helfta ins Altersheim geholt wurde.
Noch Wachsen muss hingegen der Kontakt zur Gemeinde St. Gertrud in Eisleben, sagt Lakomy, der selbst zu der Pfarrei gehört. Schließlich habe der Ortsteil Helfta viele Jahre eine eigene Gemeinde gehabt. 14 Jugendliche, die sich auf die Firmung vorbereiten, wollen demnächst ins Altenpflegeheim kommen, um die Bewohner und Mitarbeiter kennen zu lernen. Einige werden ein Praktikum im Haus machen.
Auf eine bewusst auch ganzheitliche Begleitung schwerkranker und sterbender Bewohner im Heim angesprochen bedauert der engagierte Christ und erfahrene Krankenpfleger Lakomy, dass die meisten der Senioren in einer Klinik sterben, weil sie zuvor aus medizinischen Gründen dorthin gebracht werden und es für die Mitarbeiter schwer ist, etwas Gegenteiliges zu entscheiden.
Strukturell ist das Altenpflegeheim St. Mechthild in Helfta mit der katholischen Sozialstation in Eisleben zum Caritas-Pflegezentrum Eisleben zusammen geschlossen und wird von der Caritas- Trägergesellschaft St. Mauritius geführt. Geplant ist auch die Einrichtung betreuten Wohnens, das dann ebenfalls in Caritas- Trägerschaft sein könnte. Über mangelndes Interesse, ein Zimmer in dem am Ortsrand von Eisleben gelegenen Pflegeheim St. Mechthild mit seinen 45 Plätzen zu bekommen, kann Lakomy nicht klagen. "Wir haben bewusst erst nach und nach das Haus bezogen. Schließlich haben wir ja völlig neu angefangen und mussten uns alle erst aneinander gewöhnen. Doch inzwischen sind wir fast voll belegt."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Dienstag, 24.06.2003