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Kirche ist dazu da, Menschen in Berührung mit Gott zu bringen

Bischof Nowak lud Taufbewerber ins Roncalli-Haus ein

Am Samstag vor dem ersten Fastensonntag fand in Magdeburg ein außergewöhnlicher Gottesdienst statt. Die erwachsenen Tauf- und Firmbewerber aus dem ganzen Bistum waren von Bischof Leo Nowak in das Roncalli-Haus eingeladen worden. Zu Beginn der besonderen Zeit auf das Osterfest zu wurden sie als Bewerber für die Sakramente der Taufe und der Firmung vom Bischof angenommen. Schließlich ist ja die Osternacht der Gottesdienst schlechthin für die Taufe, wird doch in diesem Gottesdienst das Wasser gesegnet zum Zeichen, dass der Quell des ewigen Lebens sich eröffnet hat.

Es wurde für alle Beteiligten eine beeindruckende Begegnung. Beinahe alle der insgesamt 28 für die Taufe Gemeldeten und zwölf für die Firmung (die zwar schon als Kind -evangelisch oder katholisch -getauft wurden, aber erst jetzt den Schritt in den Glauben tun wollen), waren mit ihren Paten und Pfarrern gekommen. Der Gottesdienst hatte einen besonderen Charakter, denn alle Bewerber waren eingeladen, in wenigen Worten einen kleinen Einblick zu geben in den Weg, auf dem sie zu diesem Schritt geführt wurden. Ein Satz, den der Bischof beinahe beiläufig in seiner Einführung sagte, sollte sich in diesen Berichten vielgestaltig wiederspiegeln. Er sagte: "Auch wenn das manchmal in Vergessenheit gerät, so ist doch festzuhalten, dass die Kirche dafür da ist, die Menschen mit Gott in Berührung zu bringen." Wie ein unsichtbarer roter Faden zog sich dieser Satz durch die Berichte. Da war vom Spüren, von Erfahrungen zu hören, davon berührt worden zu sein.

Die Wege, die die einzelnen gegangen waren, waren sehr verschieden. Gemeinsam war den Meisten, mit katholischen Christen in Berührung gekommen zu sein. Öfters wurde berichtet von den guten Erfahrungen mit einer Gemeinde: "Ich fühlte mich aufgehoben und verstanden in dieser Atmosphäre." Jemand war auch in einem Kloster gewesen. Aber meistens waren persönliche Begegnungen von großer Bedeutung. Einige hatten katholische Partnerinnen oder Partner gefunden oder waren in eine christliche Familie hineingekommen. Jemand hatte während einer Autofahrt ein langes Gespräch mit einer katholischen Christin. Sie erzählte: "Danach bin ich zum Priester gegangen. Seitdem hat sich mein Leben total verändert, ich beginne zu leben." Christen wurden als Hilfe erfahren, als Gesprächspartner oder Stütze. "Ich wurde von beeindruckenden Menschen sachte angestoßen, aber nicht missioniert", berichtete jemand.

Manchmal waren es auch dunkle und schwere Erfahrungen, mit eigener Krankheit oder Tod im nächsten Umfeld, in denen sich der persönliche Horizont öffnete. "Mir wurde klar, es muss noch mehr geben als dieses Leben", erzählte eine Frau. Dies war eine Formulierung, die immer wieder gebraucht wurde: Es muss noch mehr geben, noch anderes. Das war besonders auch beim Erleben von Gottesdiensten und Kirchenräumen aufgegangen. "In Kirchen habe ich etwas Besonderes gefühlt, ein besonderes Gefühl der Freude gehabt, was ich nicht erklären kann." Jemand anderes berichtete: "Im Gottesdienst fühlte ich mich geborgen." Und es war das Vertrauen in die Hilfe Gottes gewachsen: "Es gibt Ereignisse in meinem Leben, die mich überzeugen, ich habe es nicht allein geschafft."

Alle diese Berichte waren zu hören auf dem Hintergrund, dass sie bei den einzelnen zu der Entscheidung geführt hatte, sich nun taufen zu lassen oder im Sakrament der Firmung einen bewussten Schritt in den Glauben hinein zu gehen. Eine Frau brachte dies auf den Punkt: "Ich bin glücklich, meinen weiteren Weg als Christin zu gehen."

Der Bischof zeigte sich beeindruckt von dem Gehörten. Er bedankte sich ausdrücklich für die ehrliche Bereitschaft zu erzählen und hob die Erfahrungsdichte in den Berichten hervor. Er stand dem nicht nach und erzählte sehr persönlich von seinem Glaubensweg. Dabei hatte er vor allem gelernt, dass man sich für den Glauben entscheiden muss. Erfahrungen helfen zur Entscheidung zum Glauben. Der Glaube sei ihm zur Lebenskraft geworden, ließ er durchblicken. "Als ein Kontrapunkt, der hilft, nicht zu verzweifeln."

Im weiteren Verlauf wurden allen vom Bischof die Hände aufgelegt und der Segen gegeben. Den Paten wurde eine Kerze überreicht, und die Pfarrer bekamen ihre Beauftragung. Ihren Abschluss fand die Begegnung mit einem Mittagessen. Nun fiebern die Beteiligten der Osternacht entgegen.

Für die, die als schon Getaufte dabei waren, war es eine Sternstunde für den eigenen Glauben. Es bleibt eine Frage, ob es denn besser ist, als Kind schon getauft zu sein oder als Erwachsener einen persönlichen Weg in den Glauben hinein zu gehen. Da beide Wege von Gott geschenkt sind, kann die Antwort offen bleiben, es gibt kein "besser". Eins aber ist sicher: Beide brauchen einander und sind gegenseitige Bereicherung, um in der lebendigen Kirche mit Gott in Berührung zu kommen.

Christian Vornewald

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 11 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Dienstag, 24.06.2003

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