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Auf zwei Minuten

Wer sich an den Blüten des Frühlings erfreuen will, darf nicht bis zum Hochsommer warten.

Man muss mit offenen Augen und Ohren durch den Tag gehen.

Pater Damian

Ein Sprichwort, das uns als Schulkindern vorgestellt wurde, heißt: "Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!" Ich glaube, diese Regel gilt nicht nur für die Erledigung einer bestimmten Arbeit oder Aufgabe, sondern ist eine praktische Lebensregel. Die einzige Zeit, die uns zur Verfügung steht, ist die Gegenwart. Im Hier und Jetzt ereignet sich unser Leben. Wer sich zu sehr mit Vergangenem beschäftigt oder in Tagträumen in der Zukunft weilt, lebt an seinem Leben vorbei. Sein Lebensweg hat nur zwei Dimensionen: Vorwärts und rückwärts. Das Schöne und Interessante rechts und links am Wegrand bemerkt er nicht. Er verpasst so manches kleine Glück.

Um in der Gegenwart zu leben, bedarf es der Achtsamkeit der Sinne. Man muss mit offenen Augen und Ohren durch den Tag gehen. Und man muss über das Erlebte nachdenken, es bewusst mit der Mitte, dem Herzen, aufnehmen. Wer sich an den Blüten des Frühlings erfreuen will, darf nicht bis zum Hochsommer warten. Dann ist es zu spät. Alles hat seine rechte Zeit.

In dem bekannten Buch (und Film) "Daddy Langbein" von Jean Webster schreibt die junge Judy Abbot in einem ihrer Briefe an ihren Wohltäter: "Es sind nicht die ganz großen Freuden, die am meisten zählen; es kommt darauf an, aus den kleinen viel zu machen. Ich habe das wahre Geheimnis des Glücklichseins entdeckt, Daddy: Es besteht darin, im Jetzt zu leben. Nicht ewig Vergangenes zu bedauern; und der Zukunft nicht vorgreifen zu wollen, sondern so viel wie möglich aus dem jetzigen Augenblick zu holen. Es ist wie in der Landwirtschaft. Es gibt extensive und intensive Farmarbeit. Ich für meine Person werde von jetzt an ein intensives Leben haben. Ich werde jede Sekunde genießen, und ich werde wissen, dass ich sie genieße, während ich sie genieße. Die meisten Menschen leben nicht; sie sind nur in einem Wettrennen. Sie versuchen, ein Ziel in weiter Ferne zu erreichen, und in der Hitze des Rennens werden sie so atemlos und keuchend, dass ihnen jede Aussicht auf das schöne ruhige Land, das sie passieren, verloren geht; und bevor sie es wissen, sind sie alt und ausgeleiert; und es macht keinen Unterschied, ob sie das Ziel erreicht haben oder nicht. Ich habe beschlossen, mich am Wegrand hinzusetzen und eine Menge kleiner Glückseligkeiten aufzuhäufen ..."

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 20 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Dienstag, 24.06.2003

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