Ideen entwickeln
Die Gero-AG Magdeburg

Magdeburg -Am 27. Juni begeht die Gero-AG / Katholisches Siedlungswerk St. Gertrud in Magdeburg ihr zehnjähriges Bestehen. Zunächst für die Schaffung bezahlbaren Wohnraums sowie einzelner kirchlicher Einrichtungen ins Leben gerufen, ist mit der Gero-AG inzwischen ein Unternehmen entstanden, das nicht selten im Bistum Magdeburg als Generalübernehmer kirchliche Bauaufträge ausführt, Wohnungen vermietet oder als Finanzdienstleiter auftritt. Der TAG DES HERRN sprach mit Vorstand Norbert Diehl.
Frage: Herr Diehl, der Praxis der westdeutschen Diözesen gemäß ist am 21. Juni 1993 im damaligen Bischöflichen Amt Magdeburg das Katholische Siedlungswerk St. Gertrud gegründet worden. Entsprechen die heutigen Schwerpunkte noch der Gründungsidee?
Diehl: Nach wie vor wollen wir Raum für Menschen und Ideen schaffen. Insofern hat sich unser großes Ziel nicht verändert. Die Zeiten von Wohnraummangel sind vorbei. Deshalb sind heute Ideen gefragt, die weit über die reine Bau- und Verwaltungstätigkeit hinausgehen und bereits dort ansetzen, wo die meisten Projekte scheitern: bei der Finanzierung.
Frage: Heute ist in erster Linie nicht mehr vom Siedlungswerk St. Gertrud, sondern von der Gero-AG die Rede. Was verbirgt sich dahinter ?
Diehl: Wir haben in den vergangenen beiden Jahren unser Unternehmen umstrukturiert. Die wachsenden einzelnen Geschäftsfelder sind in selbständige Gesellschaften umgewandelt worden. Zwei dieser Gesellschaften haben den Namen Siedlungswerk behalten. Das Dach, unter dem die Gesellschaften zusammengehalten werden, ist seit Oktober letzen Jahres die Gero AG.
Frage: Die Gero-AG versteht sich als der Kirche nahe stehendes Unternehmen. Welche Vorteile bringt dies der Kirche und dem Unternehmen?
Diehl: Wir können von der ersten Idee über die Finanzierung und die Umsetzung eines Bauvorhabens bis hin zur Verwaltung alle Phasen rund um ein Gebäude mit unserem Know how begleiten. Wir bauen mit der Siedlungswerk St. Gertrud Bau- und Projektmanagement GmbH beispielsweise in Helfta. Wir verwalten Immobilien mit der Siedlungswerk St. Gertrud Wohn- und Immobilienservice GmbH. Mit der Gero Beteiligungsgesellschaft betreuen wir Stiftungen, entwickeln Leasing- oder andere Finanzierungsmodelle wie etwa für die Mechthild-Grundschule Magdeburg und das Liborius-Gymnasium Dessau und beteiligen uns wie in Kloster Andechs an anderen Unternehmen.
Frage: Denkt man an die Caritas- Trägergesellschaft Trier, den Deutschorden als Träger von Sozialeinrichtungen oder das Kolpingbildungswerk Sachsen -auch Unternehmen mit kirchlichem Hintergrund geraten zunehmend in Finanzprobleme oder müssen gar Konkurs anmelden. Gibt es dafür allgemeine Gründe? Wie sicher ist die finanzielle Basis der Gero AG?
Diehl: Im Vergleich zu 40 000 Insolvenzen in Deutschland im Jahr 2002 ist der Anteil der kirchlichen Unternehmen daran sicher nicht überproportional. Prinzipiell sind sie den gleichen Gesetzen und Gefährdungen unterworfen wie andere Unternehmen: Krisen, Kriege oder schlechte Zahlungsmoral der Geschäftspartner können unverschuldete Ursachen sein. Wenn Management oder Gesellschafter an die falsche Idee oder an gar nichts mehr glauben, sind das mögliche innere Gründe. Das sind auch für uns ernst zu nehmende Bedrohungen. Aus jetziger Sicht haben wir eine stabile Basis, was Kapitalausstattung und Auftragsvolumen betrifft.
Frage: Welche Aufgaben sehen Sie in der Zukunft?
Diehl: Von einzelnen Projekten wie dem Hundertwasserhaus in Magdeburg, dem Kloster Helfta, den in puncto Gebäude- und Energiemanagement anstehenden Sanierungen und Ausschreibungen abgesehen, möchte ich, dass wir unsere Kompetenzen noch stärker vernetzen. Und dass wir in den eigenen katholische Reihen als Problemlöser für bauliche und finanzierungstechnische Fragestellungen ebenso wahrgenommen werden wie jetzt schon außerhalb.
Fragen: Eckhard Pohl
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 26.06.2003