"Aufbruch ins Labyrinth"
Gut 500 Frauen zur Wallfahrt in Helfta
Helfta (ep) -"Fürchte dich nicht, Gott hat dich bei deinem Namen gerufen!" Mit dieser Zusage segneten sich die Teilnehmerinnen der 9. Frauenwallfahrt nach Helfta in der Schlussandacht gegenseitig mit einem Kreuzzeichen. "Fürchte dich nicht!" lautete auch das Thema des Abschlussgottesdienstes und war damit Ermutigung, den "Aufbruch zum Leben im Labyrinth" zu wagen. Denn unter diesem Motto stand die Frauenwallfahrt, zu der am 21. Juni mehr als 500 Christinnen aus dem Bistum Magdeburg und darüber hinaus nach Eisleben ins Kloster Helfta gekommen waren.
"Das Labyrinth steht für den menschlichen Lebensweg", hieß es im Festgottesdienst am Samstagmorgen. "Leben bedeutet Gehen im Labyrinth: An der Schwelle stehen und den Aufbruch wagen, sich wenden und weiterkommen, zur Mitte finden und erneut aufbrechen."
"Mich fasziniert am Symbol des Labyrinths besonders, dass es trotz aller Umwege und Hindernisse eine Mitte gibt", sagte Bischof Leo Nowak in seiner Predigt. Im Blick auf die in der heiligen Messe verwendete Lesung von Rut und ihrer Schwiegermutter Noomi (Buch Rut, 1. Kapitel) sagte der Bischof: "Jeder Mensch wartet darauf, dass wenigstens einer zu ihm sagt: Ich stehe zu dir und bleibe bei dir." Und: "Liebe ist sensibel für die äußere und innere Not des anderen." Was aber unter Menschen zu finden ist, gelte erst recht für Gott.
Alle Lebens-Versicherungen könnten letztlich nichts gegen die Ängste und Sorgen ausrichten, die den Menschen umtreiben. "Einziges wirkliches Gegenmittel ist ein noch größeres Vertrauen auf Gott", so der Bischof. Das jedoch setze Glauben voraus, den man nicht machen kann. "Aber", so der Bischof, "wir können uns dabei gegenseitig ermutigen und behilflich sein und Gott darum bitten."
Wie in jedem Jahr gab es nach einer Mittagspause verschiedene Angebote: Die Klosterkirche gab Möglichkeit zu Stille und Gebet. Im Gästehaus wurden Labyrinthe getöpfert und meditative Tänze erprobt. Vor der Kirche konnten die Frauen Labyrinth- Geschichten lauschen. Und in der Mechthild-Halle informierten Seelsorgerin Dr. Hildegund Keul und Labyrinth-Künstlerin Birgit Cauer über das Projekt "Lebendiges Labyrinth in Helfta", das 2004 bis 2006 im Klostergarten Helfta entstehen soll.
Damit wird an zwei Traditionen aus alter Zeit angeknüpft: Frauenklöster waren im Mittelalter ein Ort der Heilpflanzen. Und: Zahlreiche gotische Klöster und Kathedralen hatten ein Labyrinth in oder vor der Kirche. So soll auch Helfta ein 30 mal 40 Meter großes Labyrinth aus Heil- und Heckenpflanzen erhalten. Auf einer Weglänge von 310 Metern werden Ruhebänke zu Besinnung und Gespräch einladen. Das Labyrinth für Helfta ist ein Projekt der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd).
Musikalisch wurde die Wallfahrt von den "Flying Sparks" (Funkenflug) aus Halle gestaltet. Inhaltlich hatten Frauenseelsorge, kfd-Gruppe Merseburg und die Schwestern des Klosters Helfta den Tag vorbereitet.
"Auch wenn wir uns mal weit weg von Gott fühlen, so geht er dennoch mit uns durch unser Lebens- Labyrinth", so kfd-Sprecherin Barbara Striegel. Für diesen Weg erbat Äbtissin Assumpta Schenkl den Segen Gottes.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 26.06.2003