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Aus der Region

"Zeugniszeit ist Krisenzeit"

Kinder mit schlechten Zeugnissen brauchen Trost und Verständnis

Köln/Berlin (gs) - Freud und Leid liegen in diesen Tagen und Wochen, in denen in zahlreichen Bundesländern die Sommerferien beginnen, nahe beieinander. "Zeugniszeit ist Krisenzeit. Das bestätigen die kriminalpolizeilichen Statistiken", sagt Detlef Träbert, Bundesgeschäftsführer der Aktion Humane Schule (AHS). Vor allem zur Zeit der Versetzungszeugnisse nehme die Zahl der Ausreißer, die Zahl der Selbstmordversuche und vollendeten Selbstmorde zu. Träbert mahnt daher Eltern und Lehrer, frühzeitig Entwicklungen wahrzunehmen: "Schulversagen" bahne sich ja über längere Zeit an. Ein schlechtes Gewissen helfe aber niemandem weiter, setzt der AHS-Geschäftsführer zugleich hinzu. Dennoch: In Deutschland sei das Interesse der Eltern oft zu gering. In vergleichbaren Ländern würden mehr Gespräche zum Thema Schule in den Familien und mit Lehrern geführt als in Deutschland.

Kinder mit schlechten Zeugnissen brauchten Trost und Verständnis, um den Misserfolg zu verkraften. Dann müsse man sich aber auch der Frage nach den Ursachen stellen. Wenn man nicht weiterkomme, sollten Eltern und Schüler nicht zögern, "Beratung in Anspruch zu nehmen, zum Beispiel bei schulpsychologischen Diensten".

Das unterstützt auch Angela Schneider, die als Schulrätin im kirchlichen Dienst in Berlin zugleich für den schulpsychologischen Dienst zuständig ist. "Auch wer sitzenbleibt, muss erfahren, dass man ihn so lieb hat wie andere", sagt Schneider. Jedes Kind müsse angenommen werden unabhängig von seiner Leistung. Das sei Anspruch katholischer Schulen, der auch von Eltern und Lehrern vorgelebt werden müsse. Gute Zeugnisse zu belohnen, damit hat die Schulrätin keine Probleme. Aber bitte nicht mit Geld, mahnt sie. Bei Großeltern werde man das zwar nicht verhindern können. Aber Familien sollten doch auf gemeinsames Erleben setzen, etwas unternehmen, was sich die Kinder wünschten.

Stefan Schohe, Referent für Krisen- und Notfallpastoral bei der Deutschen Bischofskonferenz, verweist für die Zeugnis-zeit auf die Telefonseelsorge: "Aber bitte keine Scherzanrufe." Denn im Vorjahr blockierten rund 400 000 Scherzanrufer die Leitungen für jene, die wirklich in Not waren. Nach Einschätzung der Telefonseelsorge versuchen so jugendliche Handybesitzer kostenlos ihre Langeweile zu bekämpfen.

Informationen und Rufnummern der Hilfe

Der Bundesverband Aktion Humane Schule e.V. (AHS) wurde 1974 von Theologieprofessor Walter Leibrecht gegründet aus Betroffenheit über einen Schülerselbstmord.

Info:

AHS,
Merheimer Straße 484,
50735 Köln,
Telefon (0221) 974 32 97,
Fax: (0221) 974 32 98,
Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr kostenlos erreichbar unter: 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222.

Internet: www.telefonseelsorge.de

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 26 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 26.06.2003

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