Wichtig für die Gesellschaft
Ökumenischer Empfang der Kirchen für Landespolitiker in Magdeburg
Magdeburg (mh) - Bischof Leo Nowak (Magdeburg) hat die Bedeutung der Schulen in der Trägerschaft der Kirchen betont. Diese Schulen vermittelten Jugendlichen ein christlichen Menschenbild und leisteten so einen Beitrag, dass Würde und Unantastbarkeit aller Menschen nicht nur Theorie bleiben, sagte der Bischof beim traditionellen ökumenischen Jahresempfang der Kirchen für Landtag und Landesregierung von Sachsen-Anhalt. Dieser Beitrag sei gerade auf dem Hintergrund der gegenwärtig diskutierten ethischen Fragen im Zusammenhang mit der Biotechnologie und Genforschung wichtig. Auf die damit verbundene Frage, ob der Mensch alles dürfe, was er könne, sagte Nowak: "Es gereicht zum Wohl des Menschen, wenn wir seine Geschöpflichkeit anerkennen und Grenzen respektieren, die der Mensch um seiner selbst willen nicht überschreiten darf."
Der evangelische Theologe Klaus Tanner (Halle), der im Rahmen des Empfangs über "Menschenwürde im Dauertest?" sprach, forderte eine sachliche Debatte über die Genforschung. Er warnte die beteiligten Seiten davor, sich gegenseitig die Ethik abzusprechen. Forschung habe zwar immer mit einem Risiko zu tun, aber auch das Nichthandeln in einer Welt "voller grausamer Krankheiten" sei nicht risikofrei. Viele Versprechungen der Forscher seien allerdings "im Zustand der Vermutung".
Tanner warnte davor, den Wissenschaftlern vorschnell reines Profitstreben zu unterstellen. Die kreative Schöpferkraft des Menschen sei eine Gabe Gottes, auch wenn die Gefahr des Missbrauchs dieser Macht bestehe. "Wir müssen mit dem Missbrauch rechnen, dürfen ihn aber nicht pauschal unterstellen." Bei den kirchlichen Stellungnahmen habe er gegenwärtig aber den Eindruck, "es geht nur noch ums Nein-Sagen". Statt von "ethischen Dammbrüchen" zu reden, solle darüber debattiert werden, wie die mit der Biotechnologie zusammenhängenden Fragen im Sinne der im Grundgesetz festgeschriebenen Unantastbarkeit der Menschenwürde gestaltet werden können.
In seinem Grußwort würdigte Ministerpräsident Reinhard Höppner die ökumenische Zusammenarbeit der beiden großen Kirchen in Sachsen-Anhalt. Er freue sich etwa darüber, dass zusammen mit den Kirchen etwas in Sachen Religionsunterricht gelungen sei. Hier werde es auch in Zukunft Gespräche geben, bei denen die Meinung der Kirchen berücksichtigt werde. Höppner dankte den Kirchen auch für ihr soziales Engagement.
Zu dem Empfang hatten die Bischöfe Leo Nowak, Axel Noack (beide Magdeburg), Christian Krause (Braunschweig) und Kirchenpräsident Helge Klassohn (Dessau) eingeladen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 23.05.2001