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Bistum Görlitz

Offene Grenzen als Chance für Gemeinden

Interview: Bischof Rudolf Müller zur EU-Volksabstimmung in Polen

Bischof Rudolf Müller: Ja zur Osterweiterung.

Görlitz -In einer Volksabstimmung hat sich die polnische Bevölkerung am vergangenen Wochenende für den EU-Beitritt ihres Landes im Jahre 2004 ausgesprochen. Bischof Rudolf Müller begrüßt die Osterweiterung der Europäischen Union (EU). Bereits im Vorfeld hatte der Bischof gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) betont, die meisten Polen, mit denen er gesprochen habe, würden keine Alternative zur Osterweiterung sehen. Nach dem Beitritt erwarte er mehr Zuwanderung aus Polen und damit einen Zuwachs für die Kirchengemeinden. Der TAG DES HERRN veröffentlicht das KNA-Interview in aktualisierter Fassung:

Herr Bischof, was wird das Ergebnis für die Grenzregion bedeuten?
Ich erwarte deutlich mehr Zuwanderung von Polen nach Deutschland in den nächsten fünf, sechs Jahren. Und ich hoffe, dass wir davon auch etwas in den katholischen Kirchengemeinden zu spüren bekommen. Angesichts unserer extremen Minderheitensituation können wir uns über so einen Zuwachs nur freuen. Es gibt schon eine ganze Reihe von polnischen Familien, die sich bei uns engagieren und die Gemeinden dadurch spürbar bereichern.
In der deutschen Grenzregion gab es große Ängste vor den wirtschaftlichen Folgen der EU-Osterweiterung. Haben die Befürchtungen abgenommen?
Wenn man hört, dass jeder vierte deutsche Betrieb in Polen oder in Tschechien eine Filiale aufbauen will, das heißt über unsere Köpfe hinweg, dann kann man schon in Sorge sein. Aber im Augenblick werden solche Ängste noch nicht allzu sehr ausgesprochen, weil man im Grunde genommen doch nicht genau weiß, was kommen wird.
Was sagen Sie denjenigen, denen eine möglichst undurchlässige Grenze am liebsten wäre?
Denen sage ich, dass sie rückständig sind. Grenzen sind nicht dazu da, um sich abzuschotten. Es ist natürlich auch ein Wagnis, mit einem anderen Volk in Kontakt zu treten, das anders denkt und spricht. Aber daran werden wir uns im erweiterten Europa ohnehin gewöhnen müssen.
Sie sprechen Mentalitätsunterschiede an. Was kann die Kirche zum besseren Verständnis beitragen?
Sie kann Vorreiterin im Zusammenfinden sein. In diesem Jahr gibt es wieder eine gemeinsame deutsch-polnische Fronleichnamsprozession in Görlitz. Die vielen tausend Teilnehmer werden erneut Zeugnis davon geben, dass im Christentum eine Völker verbindende Kraft liegt.
Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 24 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Dienstag, 01.07.2003

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