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Bistum Magdeburg

Europa braucht religiöse Dimension

Jahresempfang der Kirchen für Landtag und Landesregierung in Magdeburg

Ökumenischer Empfang der Kirchenleitungen für Politiker: Links: Ministerpräsident Böhmer Rechtes Foto (2.v.r.): Landtagspräsident Spotka, Minister, Staatssekretäre.

Magdeburg (ep) -"Europa gibt der Kirche Raum, ausfüllen muss sie ihn selbst!" So lautete die Quintessenz eines Vortrages beim ökumenischen Empfang der Kirchen für Verantwortliche in Politik und Gesellschaft in Sachsen-Anhalt am 3. Juni in Magdeburg. Angesichts der Bemühungen um eine künftige europäische Verfassung hatten die Kirchen das Thema Europa zum inhaltlichen Akzent ihres Empfanges gemacht und den Kirchen- und Verfassungsrechtler Gerhard Robbers vom Institut für europäisches Verfassungsrecht an der Universität Trier eingeladen.

Robbers ermutigte Politiker und Kirchenvertreter, sich um eine menschenwürdige Ausgestaltung des gesellschaftlichen Lebens in der Region und in Europa zu mühen. Europa könne angesichts seiner Traditionen, aber auch der vorhandenen Herausforderungen nur unter Berücksichtigung der religiösen Dimension des Lebens gelingen. Dementsprechend habe die Politik im Rahmen ihres Erziehungsauftrages auch dafür zu sorgen, dass Kinder und Jugendliche die Chance zu einer religiösen Bildung und Erziehung erhalten. "Würde der Staat Religion auf die Nachmittagsstunden verdrängen, würde er seine Pflichten verletzen", so Robbers vor den rund 160 Teilnehmern im Remter des Domes.

Gegen die von ihm konstatierte Selbstverzagtheit der Kirchen stellte Robbers zahlreiche Beispiele aus den Medien vor, in denen sich "religiöse Themen häuften". Die Säkularisierung stoße längst an ihre Grenzen.

Zuvor hatte Bischof Leo Nowak betont, um der Realität und "um der Menschen willen" müssten die Kirchen Gott zur Sprache bringen. Schließlich könne der Mensch "Gott nicht einfach abschaffen". Mit dem Empfang für die in Landtag, Landesregierung Tätigen wollten die Kirchen ihre Wertschätzung für alles Engagement deutlich machen, so Nowak.

Landtagspräsident Adolf Spotka sprach sich "ausdrücklich für einen Gottesbezug in der europäischen Verfassung aus". Der Transzendenzbezug trage dazu bei, eine Verabsolutierung der Politik zu verhindern. Der Landtagspräsident wünschte den Kirchen, sie mögen "wieder mehr die Seele der Menschen treffen" und wenn nötig "auch anstößig unverwechselbar ihre Botschaft vertreten". Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) mahnte die Kirchen zur ökumenischen Geschlossenheit. Er erwarte von den Kirchen, dass sie angesichts der anstehenden schwierigen Maßnahmen beim Umbau der Gesellschaft "das eigene Koordinatensystem für die Wertmaßstäbe, die wir brauchen, ins rechte Lot rücken".

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 24 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Dienstag, 01.07.2003

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