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Auf zwei Minuten

Nicht nur zur Weihnachtszeit

von Pater Damian

Pater Damian Meyer Ein nach-weihnachtlicher Brief aus einem Kinderheim: "Liebe Wohltäterinnen und Wohltäter! Ich habe Zahnschmerzen, weil ich zu viele Süßigkeiten gegessen habe. Morgen muss ich zum Arzt. Seit der Adventszeit gibt es bei uns Bonbons und Schokolade, Kekse und Weihnachtsstollen in großer Menge. Viele Vereine und Chöre unserer Stadt und auch einzelne Wohltäter kamen in dieser Zeit zu Besuch und haben uns reich beschenkt. Dafür möchte ich allen von Herzen danken. Darf ich eine Bitte aussprechen? Es wäre schön, wenn ihr nicht nur einmal im Jahr zur Weihnachtszeit zu uns kämt, sondern eure Besuche etwas über das Jahr verteilen könntet."
Ich kann mir vorstellen, dass ähnliche Briefe auch aus Altenheimen und Krankenhäusern kommen können. Zur Weihnachtszeit besinnen sich Vereine und Chöre auf ihre Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit. Das ist sicherlich eine gute Sache. Advent und Weihnachten kommen und gehen, und damit auch die Besucher und Geschenke. Als wollte man sagen: Wir haben unser Pensum erfüllt.
Die Rede vom stillen und besinnlichen Advent war auch im Jahr 2000 eine Beschwörungsformel, die weit von der Realität entfernt ist. Das Gegenteil ist eher der Fall, auch in den Kirchen: Überall Advents- und Weihnachtsfeiern, Chorkonzerte und Theateraufführungen, Basteln, Geschenke kaufen. Advent ist eine hektische Zeit, die entlastet werden sollte. Elly Heuss-Knapp, die Frau des früheren Bundespräsidenten und Gründerin des Müttergenesungswerks hat gesagt: "Einmal im Jahr besucht man seine Nachbarn und singt Lieder von Freundschaft, von Liebe, von Frieden und gutem Willen für das ganze Jahr: Warum kann es nicht das ganze Jahr Weihnachten sein?" Sie plädiert zu Recht für die "Nachhaltigkeit" von Weihnachten. Die Menschwerdung des Sohnes Gottes, die wir Weihnachten feiern, auch sie ist nachhaltig. Gott ist für immer Mensch geworden. Er ist alle Tage bei uns und teilt mit uns unsere Freuden und Leiden. Und deshalb sollten wir uns jeden Tag freuen und dankbar sein für das große Geschenk seiner Gegenwart und "unsere Güte allen Menschen bekannt werden lassen" (vgl. Phil 4,5). "Einmal im Jahr zu Weihnachten danken wir dem Christkind dafür, dass wir Bonbons in unseren Schuhen finden (englischer Brauch), aber es wäre besser, wir würden ihm täglich danken, dass wir zwei gesunde Beine darin finden'' (Gilbert Keith Chesterton).

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 2 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 14.01.2001

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