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Aus der Region

Chance zu wachsen und Kraft zu erfahren

Magdeburger Seminar für Gemeindepastoral 55 Jahre nach Gründung geschlossen

Abschied, Schmerz und Trauer, Dank und Hoffnung, Lob und Bitte: Studierende bringen zur Gabenbereitung symbolische Gaben zum Altar.

Magdeburg (ep) -"Kann man die Schließung eines Seminars feiern?" Diese Frage war angesichts der Beendigung der Ausbildung am Magdeburger Seminar für Gemeindepastoral (früher Seelsorgehelferinnenseminar) gestellt worden. Diejenigen, die am 11. Juli zu einem Tag der Rückschau, des Dankes und des Ausblicks zusammenkamen, gaben sich alle Mühe, dies würdevoll zu tun. Versammelt hatten sich dazu Gemeindereferentinnen und -referenten aus den Diözesen der Region Ost, Dozenten und dem Seminar verbundene Seelsorger, etliche Gäste, die Hausleitung, die letzten Studierenden und die beiden Magdeburger Bischöfe.

Zu der Schließung des 55 Jahre bestehenden Seminars für Gemeindepastoral (SGP) -der einzigen Einrichtung dieser Art in der Region Ost -kam es, nach dem zuletzt jedes Jahr weniger als fünf Studierende mit der Ausbildung begonnen haben. Ein Passus in einer Vereinbarung des Seminar-Kuratoriums von 2001 sah in diesem Fall vor, über den Fortbestand des Seminars neu zu entscheiden. Die Schließung löste nun bei vielen Trauer aus. Zudem sind fünf Mitarbeiter im Verwaltungs- und hauswirtschaftlichen Bereich betroffen.

Zur Feierstunde im Saal der Magdeburger Propstei hatte SGP-Rektor Bernhard Scholz die Direktorin der Freiburger Fachakademie Gemeindepastoral, Dr. Katharina Seifert, mit dem Anliegen eingeladen, die Situation zu deuten. Frau Seifert, die selbst von 1985 bis 88 Seminaristin des SGP in Magdeburg war, wies in ihrem Vortrag darauf hin, dass das Aus für die Ausbildung in Magdeburg kein Einzelfall ist. Etliche Schließungen ähnlicher Einrichtungen sind vorausgegangen, die Fachakademie in Mainz beendete ihre Arbeit am 18. Juli 2003!

Vielschichtige Ursachen führen zur Schließung

Die Direktorin sieht für diese Entwicklung eine Vielzahl von Gründen: Ursache für den massiven Bewerber-Rückgang sei die (teils) fehlende staatliche Anerkennung der Ausbildung (so auch in Magdeburg). Die Studierenden "würden diese als Sicherheit für den Fall empfinden, dass sie den Bedingungen der Kirche nicht gerecht werden können, moralisch oder auch im Bekenntnis oder auch in der aktuellen Situation der Kirche in der Krise". Zudem habe die integrative Ausbildung (Verbindung von Studium und gemeinsamem Leben), wie sie in Seminaren angeboten wird, einen hohen Anspruch. Auch die Tatsache, dass weniger junge Leute heranwachsen und die Gemeinden überaltert sind, müsse gesehen werden. Frau Seifert: "Hinzu kommt das Gespenst der fehlenden Finanzen ...Kann man noch ehrlich um Berufungen beten -wenn Finanzlöcher Berufene nicht zur Anstellung kommen lassen und Ausbildungskurse trotz Bewerbern nicht begonnen werden dürfen?" Was für die Gemeindereferentenausbildung gelte, sei angesichts gleicher Situation auch für die Priesterseminare nötig: Bewusste, konzeptionelle Zusammenlegungen. Diese scheinen aber nicht zu gelingen, so die Direktorin.

Aus der Seelsorge nicht mehr wegzudenken

Die Referentin erinnerte an den Seminarbeginn 1948 unter dem jungen Vikar Martin Fritz, einen Aufbruch, der angesichts der heraufziehenden deutschen Teilung "nicht hoch genug" einzuschätzen sei. Seitdem wurden 500 Frauen und (seit 1990) Männer für den Gemeindedienst ausgebildet. Ihre Arbeit in der Diaspora habe "reiche Frucht getragen" und sei heute "aus der Seelsorge nicht mehr wegzudenken". Im Beisein von dessen Generalsekretär Prälat Clemens A. Kattke dankte Frau Seifert dem Bonifatiuswerk für die "starke finanzielle, materielle und ideelle Unterstützung".

Katharina Seifert wagte auch einen Ausblick: In der Freiburger Fachakademie Gemeindepastoral würden inzwischen Studierende aus sechs Diözesen ausgebildet, was allen Beteiligten die Chance biete, "zu wachsen und Kraft zu erfahren". Auch zwei Erfurter Studierende hätten bereits ihr erstes Jahr absolviert. Drei Studierende des Mittelkurses von Magdeburg würden ab Herbst nach Freiburg folgen. Auch Dresden, Görlitz und Berlin seien eingeladen, junge Leute zu schicken.

In einem Gottesdienst in der St.-Petri-Kirche erinnerte der Magdeburger Weihbischof Gerhard Feige daran, dass der Kirche Verlust "manchmal sogar zur Befreiung geworden ist" und Neues eröffnet hat. Bischof Leo Nowak hatte zuvor bei der Feierstunde dazu aufgerufen, "mitzusorgen, dass die Berufung der Gemeindereferenten lebendig bleibt, damit Frauen und Männer als Laien um der Menschen willen in der Kirche Dienst tun".

Infos:
Diözesanstellen
Internet:
www.m-r-h.de

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 29 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Dienstag, 22.07.2003

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