Über sieben Brücken...
Karat-Konzert war Höhepunkt des ersten Open-Air-Wochenendes im Bischof-Benno-Haus
Schmochtitz (mh) -So viele Gäste gibt es in einem kirchlichen Bildungshaus selten. Und zumindest in der Geschichte des Bischof-Benno-Hauses in Schmochtitz war es die bisher größte Veranstaltung: Über 2000 Ostrock-Fans (die Leute vor den Zäunen nicht mitgezählt) waren am vergangenen Samstagabend zum Konzert der Gruppe Karat gekommen. Der Auftritt der Ostrock- Legende war Höhepunkt des ersten großen Schmochtitzer Open-Air-Wochenendes. Am Vortag hatte es (mit rund 700 Teilnehmern) eine Klassik- Nacht mit Feuerwerk gegeben, und der Sonntag stand -als Tag der offenen Tür mit vielen Angeboten -ganz im Zeichen der Familie (rund 300 Teilnehmer).
Ein Rockkonzert hat es zwar bisher in Schmochtitz noch nicht gegeben, ansonsten aber kann Dr. Peter-Paul-Straube mit dem Open-Air-Wochenende an eine reiche künstlerische Tradition des von ihm geleiteten Hauses anknüpfen: regelmäßige Ausstellungen und die Schmochtitzer Bühne, eine Barocke Nacht und ein Strauß-Liederabend sind einige Beispiele. Das Benno- Haus bietet sich für solche Veranstaltungen schon wegen seines Ambientes an. "Kirche war auch immer Kulturträger. Und das wollen wir heute mit unserer Einrichtung in dieser Region auch sein", sagt Straube. Dass das für klassische Kunst gilt, ist sicher unbestritten. Aber für ein Rock-Konzert?
"Die Idee für dieses Konzert entstand in der Weihnachtszeit bei einem Benefizkonzert im Bischof- Benno-Haus", sagt Straube. Damals waren 250 junge Leute gekommen. Warum also nicht beim ersten Open-Air etwas für die jüngere Generation anbieten? Die Wahl fiel auf Karat, "weil sie mit ihren lyrischen Texten vieles ansprechen, was auch ein Christ nachvollziehen kann", sagt Straube. Außerdem habe er persönlich große Hochachtung vor den musikalischen Qualitäten ostdeutscher Musiker wie Karat. Vielleicht hat aber auch der bekannteste Karat-Hit eine Rolle gespielt, denn "Über sieben Brücken" kann auch gehen, wer durch den Park des Benno-Hauses spaziert.
"Mit den kulturellen Angeboten wollen wir erreichen, dass die Leute unser Haus kennen lernen und wieder kommen", sagt Straube. In Zahlen ist der Erfolg dieses Konzeptes schwer zu messen. Doch ein Rock-Konzert oder ein Tag der offenen Tür legt die Hemmschwelle niedrig. Und wenn die Besucher so angelockt sind, bemerken sie -hofft Straube -, dass die Kirche gar nicht so angestaubt ist und nur mit Beten zu tun hat, sondern dass hier das ganze normale menschliche Leben eine Rolle spielt. Sicher nicht jeder, aber mancher kommt dann wieder -zu einer anderen Veranstaltung.
Straube und sein Team versuchen aber auch bei kulturellen Angeboten mehr zu bieten als nur Unterhaltung: sei es durch Informationsmaterial, durch Stände verschiedener Vereine beim Tag der offenen Tür beispielsweise oder durch die Möglichkeit der Begegnung mit den Künstlern (manche Benefinzveranstaltung hat in Schmochtitz ihren Ursprung). Das Karat-Konzert bot diesmal einigen jungen Leuten aus Bautzen eine ganz besondere Chance: Silbermond heißt eine Gruppe, die aus einer katholischen Jugendband hervorgegangen ist, und die als Vor-Band von Karat spielen durfte. Gemessen an der großen Zahl anschließender Autogramm- Wünsche wird man auch von diesen jungen Musikern wohl noch hören.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 26.07.2003