Wenn die Schuldenfalle zuschnappt...
Caritas-Schuldnerberatung kann Auswege aufzeigen / Immer mehr Jugendliche haben Schulden
Hoyerswerda (mim) -Mit dem Kauf eines eigenen Hauses erfüllte sich Familie Keller (Name von der Redaktion geändert) vor einem Jahr einen lang ersehnten Traum. Auch die Banken spielten mit und gewährten einen Kredit. Nun sitzt die Familie bei der Schuldnerberatung der Caritas und weiß weder ein noch aus. Seit Herr Keller seinen Arbeitsplatz verloren hat, reicht das Geld hinten und vorne nicht mehr. Die monatlichen Raten können nicht mehr bezahlt werden -die Zwangsversteigerung des Eigenheims droht.
"Immer mehr Familien und Alleinstehende sind in den letzen Jahren in Überschuldung geraten. Sei es durch Arbeitslosigkeit, Krankheit oder übermäßiges Konsumverhalten", sagt Hans Renner, Schuldnerberater der Caritas in Hoyerswerda, Lauta und Bernsdorf. "Hatten wir im Jahre 2002 etwa 120 Klienten, so kamen in 2003 bereits im ersten Halbjahr 95 Rat Suchende zu uns. Und die Zahlen gehen stetig aufwärts."
Gründe für den steigenden Beratungsbedarf sieht Hans Renner vor allem in der Gesellschaft. "Überall wird einem weisgemacht ,heute kaufen -morgen zahlen' das sei ganz normal. Diese Mentalität trägt zur Verschuldung bei", so Renner. "Und auch die Werbung ist sehr aggressiv, denn wie oft hören wir im Fernsehen, dass ein Handy angeblich umsonst zu haben ist."
Wie viel ein solches Mobiltelefon aber in Wirklichkeit kostet, das erfahren die jungen Leute, sobald sie von Rechnungen überhäuft werden. "Seit den letzten zwei bis drei Jahren kommen viele junge Klienten zwischen 18 und 25 Jahren mit Handy-Schulden zu uns", sagt Renner. "Teilweise haben sie vier oder mehr Handys und Schulden in Höhe von 4 000 bis 5 000 Euro."
Der Schuldnerberater versucht dann mit den Gläubigern zu verhandeln. "Solange noch ein Mahnverfahren läuft, besteht die Chance auf einen Vergleich oder auf niedrigere Raten", so Renner. "Deshalb ist es umso wichtiger, frühzeitig zur Schuldnerberatung zu gehen", appelliert er an alle Verschuldeten. Inwieweit die Verhandlungen mit den Gläubigern Erfolg bringen, ist von Fall zu Fall verschieden. "Wenn ein Gläubiger schon ewig kein Geld mehr bekommen hat, dann lässt er sich meist auf die Verhandlungen ein, um wenigstens noch einen Teil zurückzubekommen", weiß Renner aus über zehnjähriger Erfahrung. Ist eine Einigung gescheitert, so gibt es die Möglichkeit der "Verbraucherinsolvenz". "Ob dieses Verfahren für einen Schuldner in Frage kommt, sollte mit einem Schuldnerberater je nach Situation geprüft werden."
Und wie stehen die Chancen, eines Tages wieder schuldenfrei zu sein? "Oft kann mit den Jahren ein Teil der Schulden abgebaut werden oder mit Hilfe der Verbraucherinsolvenz komplett getilgt werden", so der Schuldnerberater. "Doch in manchen Fällen müssen die Klienten lernen, mit den Schulden zu leben."
Weitere Infos bei den Schuldnerberatungsstellen
der Caritas im Bistum Görlitz:
Bernsdorf, Tel. (03 57 23) 2 03 30
Görlitz, Tel. (0 35 81) 42 00 20
Lauta, Tel. (03 57 22) 9 67 39
Hoyerswerda, Tel. (0 35 71) 97 92 56
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 26.07.2003