So verändern wir die Welt...
Kinder- und Jugendarbeit in Blankenburg: Ein Beitrag zum Pastoralen Zukunftsgespräch
Blankenburg (ep) -In diesen Tagen sind sie im Sommerlager im schleswig-holsteinischen Ratzeburg: 60 Wölflinge, Jungpfadfinder und Pfadfinder des Blankenburger Stammes der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG). Die Kinder- und Jugendlichen wandern und spielen in der Natur, schlafen in Zelten, kochen am Feuer, singen, beten und feiern Gottesdienst. Besonderes Highlight: Bei gutem Wetter werden sie einmal mit einem Segelboot in die Ostsee stechen. So wundert es nicht, dass sie sich das Thema "Wikinger" für ihre Fahrt ausgesucht haben. All dies wäre nicht möglich, gäbe es nicht 15 ehrenamtlichen erwachsenen Leiter und Helfer, die die 60 Mädchen und Jungen des Pfadfinderstammes übers Jahr und eben auch in den Ferien begleiten.
Einmal eingeladen, seitdem dabei
"Wenn es ein echtes Bemühen um die Kinder gibt, finden sich auch Eltern, die mitmachen", sagt Klaus Skalitz. Der ehemalige Referent in der Diözesan-Jugendseelsorge und jetzige Abteilungsleiter beim Diözesan-Caritasverband Magdeburg hat den Pfadfinderstamm mit seinen vier Gruppen nach der Wende aufgebaut und begleitet und leitet ihn bis heute ehrenamtlich. Christian Czerwenka (35) bestätigt: "Klaus Skalitz hat mich einmal eingeladen, an einer Gruppenstunde teilzunehmen. Seitdem bin ich dabei. Es macht mir einfach Spaß, mit den Jungendlichen etwas zu unternehmen."
Czerwenka, der im Berufsalltag Psychiater ist, leitet die Gruppe der Pfadfinder, also der 14- bis 17-Jährigen. Dabei hält er es für besonders wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen etwas gemeinsam unternehmen und dabei Freundschaften entstehen, ganz dem Pfadfinderlied "Flinke Hände, flinke Füße" entsprechend, in dem es heißt: "Freundschaft die zusammenhält, so verändern wir die Welt". Czerwenka: "Wenn man als Leiter dabei einigermaßen als Christ zu erkennen ist und keinen Stuss erzählt, kann man ganz unaufdringlich auch was vom Evangelium rüberbringen." In seiner Gruppe sind von zwölf Jugendlichen vier nicht getauft.
Die Aktionen der Gruppen, die sich alle zwei Wochen am Mittwoch und gelegentlich am Wochenenden treffen, sind vielfältig. Zum Standard gehören Unternehmungen wie Fuchs- und Schnitzeljagd, Lagerfeuer, Erkundungen in der Natur, Arbeiten im Eggeröder Forsthaus der Pfadfinder. "In der Adventszeit", erzählt Czerwenka, "haben wir Mistelzweige gesucht, sie schön zurecht gemacht und verkauft. Und konnten so 150 Euro an palästinensische christliche Pfadfinder überweisen."
Abwechselungsreich war das zurückliegende Schuljahr der Jungpfadfinder: Hier ist Matthias Holfeld (34) einer der ehrenamtlichen Leiter. Im Frühherbst letzten Jahres hat sich die Gruppe Waldhütten gebaut und eine Nacht darin verbracht. "Das war krass", erinnert sich Jungpfadfinder Martin Batke (12). Im Winter haben sich die Jungpfadfinder mit Fragen des Überlebenstrainings befasst. "Wir hatten Kräuterkunde, haben Knoten geübt, eine Nacht bei Minusgraden im Zelt übernachtet, Feuer im Schnee gemacht", erzählt Martin. Im Frühjahr ging es dann um den früheren Eisenerzabbau in der Region und damit einem Bereich der Heimatkunde. Martin gehört zu den Kindern, die nicht getauft sind. Dass evangelische Christen in den Gruppen sind, ist selbstverständlich.
"Wer als Kind möchte, beginnt in der Altersgruppe der Wölflinge und wechselt dann im Laufe der Jahre von einer Stufe in die andere bis hin zu den Rovern und den ehrenamtlichen Leitern", erklärt Matthias Holfeld. "Das ermöglicht eine altersspezifische Pädagogik." Holfeld, der im Beruf Chirurg ist, sieht in seinem Engagement eine gute Möglichkeit sich in die Blankenburger Gemeinde einzubringen.
"Damit sich Menschen in einer Gemeinde wohlfühlen, müssen sie das Gefühl haben, dass sie gebraucht werden", sagt Klaus Skalitz. "Deshalb ist es gut, wenn Pfarrer Gemeindegliedern Verantwortung übertragen und Vertrauen haben, dass sie ihre Sache gut machen." Und: "Um Ehrenamtliche zu gewinnen, muss man auf Gemeindemitglieder zugehen, sie einladen und dann auch Ehrenamtlichenpflege treiben", sagt Skalitz. Hilfreich für das Gelingen engagierter ehrenamtlicher Arbeit sei zudem ein Verband wie die DPSG. Denn dann braucht der Pfarrer nicht der alleinige Motor sein. "Über die Rückbindung in einen Verband gibt es immer wieder thematische Impulse, das Angebot von Ehrenamtlichen- Schulungen und vieles mehr", sagt Skalitz. Entscheidend sei dabei natürlich, dass sich die Verbandsarbeit vor Ort "in das einbindet, was Kirche in der konkreten Situation ausmacht. Der Pfarrer muss wissen, die wollen am Gemeindeaufbau mittun."
"Es ist interessant zu beobachten, was eine gut funktionierende Kinder- und Jugendarbeit in einer Gemeinde für Folgen hat", sagt Skalitz. Die Pfarrgemeinde St. Josef fällt von der Altersstruktur, von der Zahl der Taufen beinahe in allen Statistiken auf, weil viele junge Familien bei der Suche nach einem geeigneten Wohnort nicht nur den Arbeitsplatz im Auge haben, sondern auch Möglichkeiten für Gemeinschaftserfahrungen ihrer Kinder im kirchlichen Raum. Insofern, so Skalitz weiter, "kann katholische Kinder- und Jugendarbeit ein Segen für die Entfaltung des kirchlichen Sendungsauftrages sein. Voraussetzung: Sie muss vom festen Glauben der Verantwortlichen und durch Unterstützungs- und Integrationsbereitschaft der Kirche getragen werden."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 26.07.2003