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Bistum Görlitz

Es gibt kein zweites Mal

Offizialatsrat Marx und Prälat Richardt feiern goldenes Priesterjubiläum

50 Jahre Priester: Offizialatsrat Gerhard Hans Lorenz Marx (links) und Prälat Berthold Richardt.

Erfurt / Heiligenstadt -Sie sind Freunde. Sie haben zusammen studiert, als junge Theologen eine Wohnung geteilt und sich später nie aus den Augen verloren: Offizialatsrat Gerhard Hans Lorenz Marx und Prälat Berthold Richardt. Zwei Männer, wie sie unterschiedlicher eigentlich nicht sein können. Der eine -Marx -Kirchenrechtler, strenger Denker, Theoretiker, der andere -Richardt -durch und durch praktisch orientiert. Und doch haben sie Entscheidendes gemeinsam: Die Liebe zu Christus und zur Kirche und die Treue in ihrem priesterlichen Dienst. 1953 gehörten sie zu den Ersten, die von Weihbischof Joseph Freusberg geweiht wurden. An diesem Wochenende feiern beide ihr goldenes Priesterjubiläum.

Von den Erfahrungen des Krieges geprägt

Wie Offizialatsrat Marx dazu kam, Priester zu werden, weiß er selbst nicht mehr genau. Es ist, so erzählt er, wie wenn man verliebt ist. Die Gefühle quellen über, die Gedanken purzeln durcheinander. Entscheidend mögen die Kriegsjahre gewesen sein, in denen er als Zehnjähriger erlebte, wie seine Heimatstadt Erfurt bombardiert wurde. "Ich habe die Bombe gehört, die die Barfüßerkirche zerstört hat, und ich habe die Kirche des Ursulinenklosters brennen sehen", erinnert er sich. 1947 geht der Abiturient nach Fulda zum Theologiestudium. Die Zeiten bleiben schwierig. Die Bevölkerung leidet Not, der Ost-West-Konflikt verschärft sich.

Mit Berthold Richardt verbringt er die Freisemester in Bonn. Mit knapp 24 Jahren wird Marx zum Priester geweiht und ist damit der jüngste im Bistum. Es folgen Kaplansjahre in Jena, der Dienst als Pfarrkurat in Erfurt- Bischleben, als Kaplan in Weimar und wieder als Pfarrkurat in Großenehrich. Danach war er 16 Jahre lang Pfarrer in Kalteneber, einem 400-Seelen-Dorf bei Heiligenstadt im Eichsfeld. Marx entdeckt seine Liebe zum kirchlichen Eherecht und wird auf Bitten von Bischof Hugo Aufderbeck 1978 Richter im Vizeoffizialat, 1979 Ehebandverteidiger, 1982 bis 1988 Vizeoffizial, 1988 wieder Ehebandverteidiger. Zudem ist er seit 1978 Pfarrer in Weimar-Schöndorf. 1995 kehrt er nach Erfurt zurück und wird 1998 von seinen Aufgaben im Offizialat entpflichtet. Heute lebt er im Erfurter Carolinenstift.

Würde Gerhard Hans Lorenz Marx wieder diesen Weg gehen, wenn er sich ein zweites Mal entscheiden müsste? Er antwortet mit dem ihm eigenen Humor: "Ein zweites Mal gibt es nicht, man lebt nur einmal und man stirbt nur einmal. Aber ich habe diesen Schritt nie bereut."

Auch der zweite Jubilar, Berthold Richter wird durch die Erfahrungen des Krieges geprägt. Die leidenden Menschen, die toten Kameraden -Bilder, die er seinen Lebtag nicht vergessen wird.

Bei der Offensive der Alliierten 1944 gerät er in Kriegsgefangenschaft, muss bei einem Bauern arbeiten. Richardt geht auf Anregung eines Gefängnisseelsorgers ins Kriegsgefangenseminar nach Chartre, das die Franzosen für deutsche Soldaten eingerichtet haben, die sich für das Priesteramt interessierten. Hier sei seine Berufung gewachsen, erzählt er.

Der Glaube wurde in der Familie grundgelegt

"Was durch den Glauben in der Familie grundgelegt wurde, ist hier gefestigt worden", beschreibt er seinen Werdegang. 1947 geht er nach Fulda zum Theologiestudium, wird 1953 Kaplan in Nordhausen, 1955 Pfarrkurat in Aschara, 1958 in Gräfentonna. Seine erste Pfarrstelle tritt er 1961 in Niederorschel an. Von 1972 bis zu seinem Ruhestand 1995 ist Richardt Pfarrer und Stadtdechant in Worbis. Für mehrere Wahlperioden ist er Sprecher des Priesterrates.

Die praktische Seelsorge habe ihm am meisten gelegen, sagt Prälat Richardt, auch wenn die Zeiten nicht immer einfach waren. Im Auftrag des Bischof habe er im Altkreis Worbis in der DDR-Zeit mit staatlichen Stellen verhandelt.

Prälat Richardt ist auch noch im Ruhestand aktiv. Er hilft dem Pfarrer von St. Aegidien in Heiligenstadt, wo er heute lebt. Präses der Kolpingsfamilie in Heiligenstadt, geistlicher Begleiter des Sozialdienstes katholischer Frauen oder Diözesanvorsitzender des Vereines vom Heiligen Land sind einige Ämter, die er heute noch bekleidet.

Andreas Schuppert

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 31 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 03.08.2003

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