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Die Spuren von Ludwig und Elisabeth

Neue Dauerausstellung auf Schloss Neuenburg bei Freyburg lässt Vergangenes lebendig werden

Freyburg -Stufen, die vom unteren Teil der Doppelkapelle hinaufführen, zeigen durch Namen an, um wen es geht: Vom Ludowinger Ludwig dem Springer geht es bis zur heiligen Elisabeth, die als ungarische Prinzessin mit dem späteren Thüringer Landgrafen Ludwig IV. verheiratet war. Menschen der Geschichte, die sowohl den Ort Schloss Neuenburg als auch die Region entscheidend prägten. Die Neuenburg bildete mit ihren Schwestern Wartburg, Creutzburg, Runneburg und Eckartsburg Zentren ludowingischer Macht in Thüringen.

In der neuen Dauerausstellung wird den Ludowingern und den zahlreichen unbekannten Erbauern in besonderer Weise gedacht. Unter dem Motto "Burg und Herrschaft -Die Neuenburg und die Landgrafschaft im hohen Mittelalter" geht es konkret um die Entwicklung und um das Leben in diesen Mauern. So in einem zentralen Wohnraum, der sich im zweiten Obergeschoss des um 1225/1226 errichteten Wohnturm am Löwentor befindet. Erstaunlich ist der für die Zeit hohe Standard. In den Erklärungen heißt es unter anderem: "Mauerwerk sowie Türund Fenstergewände sind sorgsam gefertigt. Durch einen hohen Kamin war der Raum beheizbar. Die zum Teil stark verrußten Wände belegen anschaulich seine intensive Nutzung ..."

Die Neuenburg -über dem Unstrutstädtchen Freyburg gelegen -wurde um das Jahr 1090 vom Thüringer Grafen Ludwig dem Springer gegründet. Seit dieser Zeit wurde sie immer wieder ausgebaut -eine Videoinstallation vermittelt genaue Vorstellungen der weiten Anlage mit ihren Bauten, Türmen -von denen nur der "Dicke Heinrich" geblieben ist, den Mauern und Toren. Einen besonderen Schub in der baulichen Entwicklung ist mit dem Jahr 1131 verbunden, in dem Ludwig I. -ein Sohn Ludwig des Springers -Landgraf von Thüringen wurde. Bis zu Heinrich Raspe und dem Aussterben der Familie im Jahr 1247 waren die Ludowinger mit der Landgrafenwürde zu einer der wichtigsten und mächtigsten Familie im Reich geworden. Die nächsten Eigentümer der Burg waren die Wettiner, zuerst Markgraf Heinrich der Erlauchte. Nach dem Wiener Kongress (1815) kam die inzwischen zum Schloss umgebaute Anlage an Preußen und wurde eine Domäne. Museale Nutzungen gab es ab 1935. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel die Neuenburg und wurde schließlich von 1970 bis 1989 geschlossen. Es ist einer Bürgerinitiative zu danken, dass Schloss Neuenburg Zukunft hat: Man erzwang sich den Zugang, gründete den Verein zur Rettung und Erhaltung der Neuenburg -der auch heute Träger des Museums ist -und begann einfach mit der Arbeit. Zahlreiche Förderungen ermöglichten die Öffnung. Die nunmehr fertiggestellte Dauerausstellung ist ein weiterer Schritt in die seit 1989 eingeschlagene Richtung zur Erschließung der Anlage.

Ein besonderer Bereich der Ausstellung "Burg und Herrschaft" ist der heiligen Elisabeth und ihrem Mann, Landgraf Ludwig IV. gewidmet. Von Letztgenanntem ist eine Kopie seiner Grabplatte zu sehen und von Elisabeth kündet unter anderem eine Dokumentation, die den Besucher in Text und Bild an die Heilige heranführt. Es kann auch angenommen werden, dass beide die nun zugänglichen Räume einst bewohnt oder zumindest gekannt haben. Urkundlich ist beispielsweise ein Besuch der landgräflichen Familie in den Jahren 1224/1225 belegt. Fest steht aber, dass Elisabeth die Doppelkapelle nutzte, in ihr Gottesdienst mitfeierte und betete. Heute ist die Kapelle in den Rundgang integriert und erstmals wieder ohne Führungen zugänglich.

Bereichert wird die Ausstellung weiter mit allerlei interessanten Exponaten -so durch ein Brettsteinspiel -und thematische Erklärungen. Diese drehen sich unter anderem um den Minnesänger Heinrich von Veldecke und um die mittelalterliche Musik, die durch Kopfhörer hörbar wird. Und an das 800-Jahr-Jubiläum der Stadt Freyburg erinnert in diesem Jahr eine Urkunde von 1203, in der Freyburg erstmals als Stadt erwähnt wird.

Holger Jakobi

Öffnungszeiten im Sommer:
Dienstag bis Sonntag
von 10 bis 18 Uhr,
letzter Einlass ist um 17.30 Uhr.
Öffnungszeiten November bis März:
Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr,
letzter Einlass ist um 16.30 Uhr.
Weitere Informationen unter
der Telefonnummer (03 44 64) 3 55 30
Schloss Neuenburg ist von der
A9 aus über die Abfahrten Weißenfels
und Naumburg zu ereichen -
von den beiden Städten
aus in Richtung Freyburg fahren.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 32 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 11.08.2003

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