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Auf zwei Minuten

Weltfriede und Friede der Religionen

Gerade als Christen brauchen wir die Begegnung im Gespräch mit Anhängern anderer Religionen nicht zu

Pater Damian

Vor kurzem war ich eingeladen zur Eröffnungsfeier eines Zentrums der Leipziger Baha'i-Gemeinde. Die Baha'i-Religion entstand aus dem islamischen Kulturbereich heraus im 19. Jahrhundert in Persien und zählt weltweit einige Millionen Mitglieder. "Angesichts der Tatsache, dass der Baha'ismus sich an die gesamte Menschheit wendet und bereits in den meisten Ländern der Erde Fuß gefasst hat, kann er schon heute den Weltreligionen zugerechnet werden" (Theologische Realenzyklopädie). Im Gespräch mit einem Gemeindemitglied über die Glaubensgrundsätze dieser Religion stellte ich fest: Das Christentum hat als Weltreligion viel gemeinsam mit dem Baha'ismus. Wer würde als Christ nicht diesen Grundsätzen der Baha'i zustimmen: "Die ganze Menschheit ist als Einheit zu betrachten. -Die Religion muss die Ursache der Einigkeit und Eintracht unter den Menschen sein. -Mann und Frau haben gleiche Rechte. -Vorurteile jeglicher Art müssen abgelegt werden. -Der Weltfriede muss verwirklicht werden. -Die sozialen Fragen müssen gelöst werden". Es geht mir hier nicht darum, die Unterschiede zwischen Christentum und Baha'ismus herauszustellen, sondern die gemeinsame Grundlage für ein verantwortliches Handeln in der Welt zu betonen. Leider sind ja Religionen -so wie sie konkret praktiziert werden -immer wieder Anlass für Konflikte und Unfrieden.

Hans Küng hat in seinem "Projekt Weltethos" den Zusammenhang zwischen Weltreligionen und Weltethos herausgearbeitet. Es ist sehr ermutigend, wenn er schreibt: "Zahlreiche Gespräche ...haben mich davon überzeugt, dass in Zukunft in allen großen Religionen ein stark wachsendes Bewusstsein zu beobachten sein dürfte bezüglich folgender zentraler humaner Anliegen: Erstens: Die Wahrung der Menschenrechte. Zweitens: Die Emanzipation der Frau. Drittens: Die Verwirklichung der sozialen Gerechtigkeit. Viertens: Die Immoralität des Krieges." Küng fasst das Projekt Weltethos so zusammen: Kein Weltfriede ohne Religionsfriede. Kein Religionsfriede ohne Religionsdialog.

Gerade als Christen brauchen wir die Begegnung im Gespräch mit Anhängern anderer Religionen nicht zu scheuen. Der Gott, der sich in Jesus Christus als der menschenfreundliche Gott gezeigt hat, ist bei allen Menschen die mit lauterem Herzen ihn suchen. Bei der Eröffnungsfeier des Baha'i- Zentrums wurde dieses schöne Gebet gesprochen: "Oh, du gütiger Herr! Vereinige alle. Gib, dass die Religionen in Einklang kommen und vereinige die Völker, auf dass sie einander ansehen wie eine Familie und die ganze Erde wie eine Heimat. Oh, dass sie doch in vollkommener Harmonie zusammenlebten!"

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 32 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 11.08.2003

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