Zum Segen wieder an der Linde
In Volkenroda fand zum zweiten Mal die Lehrer- und Erzieherwallfahrt statt
Volkenroda -Gemeinsames erkennen, getrennte Wege verlassen und die Möglichkeiten, die vorhanden sind, nutzen: Das war die Botschaft der zweiten ökumenischen Lehrer- und Erzieherwallfahrt, die am 17. August auf dem Gelände des früheren Zisterzienserklosters in Volkenroda stattfand. "Miteinander -wie denn sonst?" lautete das Motto. "Diese Wallfahrt soll uns Kraft geben für das neue Schuljahr," sagte Bernd Uwe Althaus, Katholik aus dem Eichsfeld und Vorsitzender der Christlichen Erziehergemeinschaft in Thüringen (CEG), die das Treffen veranstaltete. Das "Miteinander" sei nicht ausschließlich auf die Ökumene, sondern auch auf das Zusammensein von Jung und Alt, der Familien, der verschiedenen Berufsgruppen und der Gäste zu beziehen.
Rund 80 Lehrer und Erzieher hatten sich um die im letzten Jahr gepflanzte Wallfahrtslinde versammelt, um den Tag gemeinsam zu beginnen. Pfarrer Karl- Josef Wagenführ und sein evangelischer Kollege Karl-Heinz Michel übernahmen die liturgische Eröffnung. "Ein neues Schuljahr ist wie ein neuer Jahresring eines Baumes", nahm Wagenführ Bezug auf die Wallfahrtslinde. Man wisse nicht, was es bringen wird. Und so wie die Linde durch die Jahre und die neuen Jahresringe geprägt würde, so entwickle sich auch der Mensch durch das Miteinander mit anderen Menschen. Nach der Begrüßung bestand die Möglichkeit, an einem von fünf Themenangeboten teilzunehmen. So konnte man sich zum Beispiel über die Architektur des Klosters und des Christuspavillons informieren, bei einer Bildmeditation zur Ruhe kommen oder über das nachdenken, "was einen im Leben leitet".
"Wir möchten den Gottesdienst als Höhepunkt der Wallfahrt auch in diesem Jahr wieder am Ende feiern", beschrieb Althaus den etwas ungewöhnlichen Wallfahrtsablauf. Den Wortgottesdienst, der im Christuspavillon stattfand, feierten die Teilnehmer noch gemeinsam. Für die musikalische Umrahmung sorgte ein Gospelchor aus Menteroda / Körner, einer Nachbargemeinde von Volkenroda.
Seine Talente einsetzen, auch wenn man verliert
In der Predigt stellte der evangelische Pfarrer Michel die Frage: "Warum ist es oft so schwierig, Gott als liebevollen und guten Vater zu betrachten?" Gott sei aus Liebe zu den Menschen zum Äußersten gegangen und habe "uns alles geschenkt", was er hatte: seinen einzigen Sohn. Er sei der Herr, der seinen Knechten alles überließ, damit sie das Beste daraus machten. "Der Schatz, den Gott uns überlassen hat, ruft nach ganzem Einsatz", so Michel. Man solle seine Talente nutzen und dabei auch das Risiko eingehen, einmal zu verlieren. Den Lehrern und Erziehern gab er mit auf den Weg, Mut für das neue Schuljahr zu haben. Nicht nur das Ergebnis, sondern vor allem der Einsatz zähle. Nach der Predigt trennten sich die Gläubigen. Die evangelischen Christen gingen in die Klosterkirche, um dort das Abendmahl zu halten, während im Christuspavillon die Eucharistiefeier stattfand. Zum Segen trafen sich wieder alle an der Wallfahrtslinde.
Die Christliche Erziehergemeinschaft wurde im Frühjahr 1990 von einigen Lehrern aus dem Eichsfeld gegründet. "Die CEG entstand aus dem neuen Selbstbewusstsein heraus, sich als christliche Lehrer organisieren zu können", erläutert Bernd Uwe Althaus. Die Organisation zählt in Thüringen inzwischen ungefähr 450 Lehrer und Erzieher. Sowohl die Landesvorstän- Seine Talente einsetzen, auch wenn man verliert de als auch einzelne regionale Gruppierungen finden sich zu regelmäßigen Treffen zusammen. Das letzte Mal traf man sich im März in Heiligenstadt zum Verbandstag, zu dem alle Mitglieder eingeladen werden. Die meisten Angebote richten sich an Erzieher oder Lehrer sowie Interessierte. "Wichtig ist uns vor allem die Ökumene, sagt Althaus über die gemeinsamen Veranstaltungen, die oft in Kooperation mit Stiftungen und Verbänden durchgeführt werden.
Rafaela Tschöp
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 25.08.2003