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Bistum Magdeburg

"Wir waren über die Hilfe erschrocken"

Eilenburger Christen versammelten sich ein Jahr nach der Muldeflut zum Gottesdienst

Sonnenblumen als Zeichen der Auferstehung aus Wasser und Schlamm: Der Eilenburger Pfarrer Ulrich Schade beim ökumenischen Gottesdienst.

Eilenburg (ep) -"Ist ihre Brücke wieder begehbar?" Diese Frage hatten katholische, evangelische und freikirchliche Christen in Eilenburg über ihren gemeinsamen Gottesdienst zur Erinnerung an die Hochwasserkatastrophe vor einem Jahr gestellt. Und dieser Frage gingen denn auch Pfarrer und an der Gestaltung des Gottesdienstes beteiligte Gemeindemitglieder nach: Die Brücken über Mulde und Mühlgraben in Eilenburg sind wieder begehbar, so der evangelische Pfarrer Dr. Ralf Günther in seiner Predigt. Es sei viel erreicht worden im zurückliegenden Jahr. So manches Haus sei repariert, Hausrat ersetzt, an anderen Gebäuden wie der St.-Nikolai-Kirche (in der der Gottesdienst stattfand) sei noch einiges zu tun.

Vergleichsweise nicht so schnell zurückgezogen "hat sich das Wasser aus unseren Seelen", so der Pfarrer weiter. Schon bei heftigem Regen komme wieder Sorge und Angst auf. Die Brücke des Vertrauens sei noch recht unsicher. Andererseits hätten die Eilenburger viel Unterstützung erfahren: "Unser Vertrauen auf Jesus und die Mitmenschen ist im zurückliegenden Jahr gewachsen", so der Seelsorger. "An manchen Stellen waren wir sogar erschrocken über das Ausmaß der Hilfsbereitschaft, erschrocken, dass so viele Menschen kamen, um uns in unserer Not beizustehn", so der Pfarrer. "Dafür sind wir Gott und den Menschen sehr dankbar und das darf uns Hoffnung geben."

Sein katholischer Kollege Ulrich Schade sagte, er habe sich in den Tagen der Katastrophe mit der Frage der nicht christlichen Mitbewohner konfrontiert gesehen: Wo ist denn dein Gott? Pfarrer Schade: "Ich hatte auch keine Antwort. Ich weiß aber heute, dass die Gebete nicht umsonst waren, dass wir dankbar sein können, dass kein Menschenleben zu beklagen ist und dass manches sogar schöner wird, als es vorher war."

Als Zeichen für die Auferstehung auch der Natur aus der Katastrophe von Wasser, Schlamm, Heizöl und Müll wurden bei den Fürbitten Sonnenblumen, die in den Gärten der Stadt gewachsen sind, in eine Vase vor dem Altar gesteckt. Zu Beginn des Gottesdienstes hatten Betroffene von ihren Erfahrungen bei der Hochwasserkatastrophe und wie ihnen geholfen wurde berichtet.

Vom Muldehochwasser waren in Eilenburg auch katholische Kirche, Pfarr- und Gemeindehaus und Einrichtungen der Caritas schwer betroffen. Die meisten Schäden sind behoben, das Gemeindehaus soll im Herbst fertiggestellt sein.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 34 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 25.08.2003

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