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Wo Kirche jung ist und Paddy Kelly auftritt

Die Gemeinschaft Emmanuel lud zum internationalen Sommerforum nach Altötting ein

Altötting / Dresden -Jonas ist zehn Jahre. In den letzten Tagen hat er immer ein Lied auf den Lippen und singt ständig etwas vor sich hin. Jonas kommt aus Dresden und ist zusammen mit seiner Mutter Teilnehmer am Internationalen Sommerforum für junge Leute und junge Familien im bayrischen Altötting. Und die Lieder, die ihm nicht aus dem Kopf gehen, sind die schwungvollen Lobpreislieder, mit denen hier jeder Tag beginnt.

Veranstaltet wird dieses sechstägige Treffen Anfang August von der katholischen Gemeinschaft Emmanuel, einer jungen neuen Geistlichen Gemeinschaft. Bereits zum achten Mal wurde zu dem Forum nach Altötting eingeladen. Einmal im Jahr ist der traditionsreiche Wallfahrtsort somit fest in der Hand von jungen Christen, die sich an der Begegnung untereinander erfreuen, aber auch mit Ernst und Tiefe ihren Glauben leben.

Mehr als 1000 Leute kommen jedes Jahr

Das erste, was auffiel: Hier ist Kirche lebendig, jung und lebensfroh. Dies wurde zuerst im morgendlichen Lobpreis, aber auch in den Gottesdiensten spürbar, die an jedem Tag festlich und mitreißend gefeiert wurden. Mehr als 1000 junge Leute kommen Jahr für Jahr. Und sie kommen von weit her: Nicht nur aus Deutschland und Österreich, auch aus Lettland, der Slowakei und den Niederlanden haben sich Busse auf den Weg nach Bayern gemacht. Hier wird Weltkirche konkret.

Das Programm bot reichlich Abwechslung: Vorträge und Workshops griffen aktuelle und glaubenspraktische Themen auf. Fragen nach dem wahren Glück oder der Sexualmoral der Kirche wurde genauso nachgegangen wie der Frage, wie man am besten beten kann. Dazwischen gab es genügend Gelegenheit zur Erholung und zum Lachen: bei Sport- und Freizeitangeboten oder beim Fun-Forum. Aber auch Zeit zur Besinnung zum Beispiel in der Anbetung.

Am Abend berichteten Leute aller Couleur über ihre persönliche Gotteserfahrung, gaben Zeugnis von ihrem Glaubensleben, den kleinen Wundern, die sie schon erleben durften. In diesem Jahr wurde am ersten Abend ein Musical aufgeführt, das erst in den Tagen vor dem Forum von einigen Teilnehmern eingeübt worden war. Bunt gemischt war in diesem Sommer die Gästeschar. Patriarch Gregorius III. von der griechisch-katholischen melkitischen Kirche hielt einen Vortrag über Maria und feierte mit den Teilnehmern eine sehr eindrucksvolle Messe in byzantinischem Ritus. Ganz anders dagegen das Zeugnis zweier Franziskanerbrüder aus der Bronx in New York, die dort inmitten von Armut, Gewalt und Drogen leben und den Menschen in ihrer Not beistehen. Wieder aus einer anderen Welt kam ein Ehepaar aus Ruanda, das die brutalen Völkermorde in der eigenen Familie erleben musste, aber auch ein Zeichen der Versöhnung setzen konnte.

Am Freitagabend schlugen viele Herzen höher, als Paddy Kelly (Kelly-Family) auftrat. Der Musikstar erzählte ganz schlicht von seiner Bekehrung in Lourdes vor einigen Jahren und von seinem neuen Leben mit Gott, das -neben dem Dasein als Musikstar -durch Gebet, Eucharistie und Beichte geprägt ist. Ergänzt wurde das bunte Programm durch ein eigenes Kinder- und Familienprogramm. Insgesamt 180 Kinder waren gekommen. Aufgeteilt in verschiedenen Altersgruppen, verbrachten sie die Zeit zusammen. Für die Älteren gab es sogar ein eigenes Zeltlager. Themen wie eine christliche Erziehung oder die Bioethik standen bei den Eltern im Mittelpunkt. Es blieb aber auch Raum, dass die Familien zusammen etwas unternehmen konnten: sei es auf einer Wallfahrt oder bei einer kleinen "Olympiade".

Unter den Teilnehmern waren auch einige aus den ostdeutschen Bistümern. Maik Barich (24) aus Erfurt ist zum ersten Mal dabei. Er ist begeistert. "Man spürt den Glauben und den Heiligen Geist. Alle Menschen, egal wie oder was sie sind, egal, was für Probleme sie haben, kommen hier zusammen, weil sie von Gott angenommen sind." Maik, der selbst einmal Schlagzeug gespielt hatte, findet auch anerkennende Worte für Paddy Kelly: Es habe ihn beeindruckt, wie authentisch er aufgetreten sei, als er sagte, dass nicht das Leben in einem Schloss oder der Verkauf von Tausenden von Platten ihn glücklich machen, sondern allein der Glaube. "Gott ist der Hero von Paddy", meint Maik.

Vielseitigkeit im Programm

Marie von Jagwitz (19) aus Dresden ist bereits zum zweiten Mal dabei. Sie freut sich über die Begegnung mit vielen anderen Jugendlichen, mit denen man den Glauben teilt. Jeder kann sich hier willkommen fühlen. Als Höhepunkt dieser Tage erlebte sie die Beichte, in der sie erfahren durfte, dass niemand sie so sehr liebt wie Gott. "Er will, dass ich wirklich glücklich bin."

Joachim Renz (23) aus Ilmenau kommt schon zum dritten Mal nach Altötting. Grund dafür ist, dass er hier eine "junge und lebendige Kirche erleben kann, die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten." Und Cornelia Wöhl (37) aus Dresden ist zusammen mit ihrem Sohn Jonas angereist und erlebt das Forum zum ersten Mal. Während Jonas sich beim Fußballspielen und Badengehen ihm Rahmen des Kinderprogramms austobt, hat sie im eigenen Programm für Familien Anregungen für eine christliche Erziehung erhalten -in Vorträgen, aber auch im Austausch mit den anderen Eltern. Sie begrüßt die Abwechslung und die Freiheit, sich nach eigenem Ermessen zwischendurch Zeit nehmen zu können.

Claudia Kern

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 34 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 25.08.2003

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