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Bistum Erfurt

Die Zukunft der Schulen sichern

Katholische Schulstiftung im Bistum Erfurt errichtet

Geschäftsführerin Elsbeth Weiler Am 5. September wird im Bistum Erfurt die Katholische Schulstiftung errichtet. Sie soll helfen, mittel-und langfristig die Finanzierung der allgemeinbildenden Schulen in katholischer Trägerschaft zu sichern. Designierte Geschäftsführerin ist Elsbeth Weiler aus Erfurt, die die Arbeit ehrenamtlich übernommen hat. Der TAG DES HERRN sprach mit der gelernten Medizinisch-Technischen Assistentin, Ehefrau und Mutter von zwei Kindern.

Frage: Frau Weiler, Sie haben sich bereit erklärt, die Aufgabe der Geschäftsführerin der Katholischen Schulstiftung im Bistum Erfurt zu übernehmen. Welche Aufgaben und Ziele hat diese Einrichtung?

Weiler: Die Stiftung hat vorrangig die Aufgabe, die Schulen in katholischer Trägerschaft mittel- und langfristig zu erhalten. Gerade in Zeiten knapper Kassen kann eine Stiftung finanzielle Engpässe überbrücken und fehlende staatliche Zuschüsse ausgleichen. Schulen in kirchlicher Trägerschaft haben nach wie vor einen wichtigen Stellenwert in der heutigen Gesellschaft. Bei der Arbeit dieser Stiftung geht es ausschließlich um die Unterstützung der beiden katholischen Schulen im Bistum, der Edith-Stein-Schule Erfurt und des Gymnasiums der Bergschule St. Elisabeth in Heiligenstadt.

Frage: Gibt es da nicht Interessenkonflikte mit den Fördervereinen?

Weiler: Nein, zwischen Stiftung und Förderverein gibt es erhebliche Unterschiede. Eine Stiftung ist langfristig angelegt, während ein Förderverein kurzfristig hilft, zum Beispiel bestimmten Schülern Klassenfahrten zu ermöglichen. Das Geld der Fördervereine wird relativ schnell ausgegeben, aus dem Stiftungsvermögen können längerfristige Projekte, wie zum Beispiel eine Lehrerstelle finanziert, ein naturwissenschaftliches Projekt gefördert oder innovative Ansätze der Schulen unterstützt werden. Übrigens: Uns ist an einem guten Verhältnis zu den Fördervereinen gelegen. Wir wollen uns keine Konkurrenz machen, sondern sind gemeinsam für die Schulen da und verfolgen im Grunde dasselbe Ziel.

Frage: Wer finanziert die Stiftung und wie wird sie arbeiten?

Weiler: Das Bistum Erfurt stellt als Stiftungskapital 500 000 Euro zur Verfügung, das ist der Grundsockel. Damit beginnt die Arbeit. Die Stiftung soll zum einen die ansprechen, die mit der Schule unmittelbar verbunden sind, etwa Eltern oder ehemalige Schüler. Zum anderen wird es aber auch Ziel sein, in die Gesellschaft, das heißt in Thüringen und auch außerhalb für Zustiftung und damit für unsere Schulen zu werben. Rein formal ist die Katholische Schulstiftung eine selbstständige Stiftung des öffentlichen Rechts. Beschließendes Organ - zum Beispiel bei der Vergabe der Gelder - ist der Stiftungsrat. Vorsitzender des Stiftungsrates ist der Generalvikar, weiter gehören ihm die Leiter der Schulabteilung und der Finanzabteilung des Bistums, die Geschäftsführerin, der Vorsitzende des Stiftungsbeirates sowie weitere Mitglieder an, wobei ein Mitglied nicht aus der Bistumsverwaltung kommt. Der Beirat setzt sich wiederum aus Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zusammen -aus Politik, Wirtschaft, Bildung, aus den Medien. Dieser Beirat tritt das erste Mal im November zusammen.

Frage: Welche Erwartungen haben Sie an die Bildungspolitik, können und wollen Sie auch inhaltlichen Einfluss nehmen?

Weiler: Bildung ist unsere Zukunft. Wenn ich heute nicht in Bildung investiere, setze ich sozusagen die Zukunft des Landes aufs Spiel. Ich denke, dass Politik hier eine dringende Aufgabe hat. Andererseits kann die Lösung der Probleme nicht allein von der Politik erwartet werden. Sie kann Rahmenbedingungen setzen, aber diese dann auszufüllen, ist eine gesellschaftliche Aufgabe, Aufgabe eines jeden. Man kann nicht immer nur fordern, aber selbst nichts investieren. Als Stiftung werden wir keine Bildungspolitik im direkten Sinn machen, das ist und bleibt Aufgabe anderer Organisationen und Einrichtungen wie der christlichen Verbände oder der Kirchen.

Frage: Was hat Sie persönlich dazu bewogen, in der Stiftung mitzuarbeiten?

Weiler: Ganz einfach: Ich bin vom Sinn der Sache überzeugt. Ich glaube zudem, dass ich mich als Bürger einbringen muss. Wenn man seine Überzeugungen in die Gesellschaft hineinträgt, kann man etwas bewegen. Weiterhin möchte ich zeigen, dass es auch in Zukunft Schulen in kirchlicher Trägerschaft geben muss, die bestimmte Werte vermitteln und den christlichen Glauben weitergeben. Ich denke, dass ich diese Begeisterungsfähigkeit mitbringe und in die Arbeit einbringen kann, und hoffe ebenso, dass es mir gelingt, Menschen dazu zu motivieren, sich ebenfalls zu engagieren. Das zweite: Es geht auch darum, sozusagen den Stiftungsgedanken im Osten zu stärken. Interessanterweise sind 1949 auf dem Gebiet der ehemaligen DDR rund 5000 Stiftungen aufgelöst und enteignet worden. Dass man mit einer solchen Einrichtung bestimmte Ziele durchaus effektiv verfolgen kann, ist aber heute im Osten Deutschlands noch kaum im Bewusstsein.

Interview: Andreas Schuppert

Kontakt: Katholische Schulstiftung im Bistum Erfurt, Stiftungsdirektorin Frau Elsbeth Weiler, Hermannplatz 9, 99084 Erfurt, Tel. (03 61) 6 57 22 81.

Stichwort: Stiftungswesen

Das Stiftungswesen in Deutschland hat eine lange Geschichte. Im frühen Mittelalter gab es nur kirchliche Stiftungen. Die Kirchenväter hatten gelehrt, dass die Christen einen Teil ihrer Güter für kirchlich-soziale Zwecke hinterlassen sollten, um damit auch für das Heil der eigenen Seele zu sorgen. Dem gemäß wurden Stiftungen für die Armen, Witwen und Waisen verfügt. Ab dem 13. Jahrhundert entwickelten sich auch weltliche Stiftungen, die unter der Aufsicht städtischer Instanzen standen. Anfang des 20. Jahrhunderts existierten in Deutschland mehr als 100 000 Stiftungen. In den beiden Weltkriegen kam das Stiftungswesen fast zum Erliegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erholte sich das Stiftungswesen in Westdeutschland wieder. In den neuen Bundesländern gibt es heute wieder etwa 126 Stiftungen. Eine Stiftung ist mit einem Grundvermögen ausgestattet, auf Dauer eingerichtet und verfolgt einen bestimmten Stiftungszweck. Sie lebt von Zustiftungen. Sie erfüllt ihren Stiftungszweck aus den Vermögenserträgen. Zustiftungen lassen sich steuermindernd absetzen. Die neue Katholische Schulstiftung im Bistum Erfurt verfolgt den Zweck der "Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen zu christlicher Lebensgestaltung und Weltverantwortung auf der Grundlage des katholischen Glaubens."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 0 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 03.09.2003

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