Das Werk ist vollbracht!
Die Görlitzer Bistumsbibel im Mittelpunkt der Wallfahrt nach Neuzelle
Neuzelle (mh) -"Das große Werk ist vollbracht", freute sich Bischof Rudolf Müller zu Beginn des Wallfahrtsgottesdienstes in der Stiftskirche Neuzelle. Seine Freude betraf die Görlitzer Bistumsbibel, an der 640 Christen aus allen Pfarrgemeinden in den vergangenen Monaten mitgeschrieben hatten und die wenige Tage vor der Wallfahrt endgültig fertiggestellt worden war. Die vier große Bände wurden zu Beginn des Gottesdienstes in die Kirche hineingetragen.
Die Bistumsbibel war eine Aktion im Jahr der Bibel. Und in einem solchen besonderen Jahr muss auch die ganze Wallfahrt unter einem biblischen Thema stehen: "Gottes Wort bewegt uns" hieß das Motto, das deutlich mehr Wallfahrer angezogen hatte, als in den Vorjahren. Indizien dafür gab es jedenfalls, denn die Wallfahrtszettelchen reichten nicht, und die Stiftskirche war fast bis auf den letzten Stehplatz gefüllt.
In der Predigt des Bischof ging es natürlich auch um die Bibel. In diesem Buch zu lesen sei etwas anderes als eine Dichterlesung, denn: "Hier spricht der Herr zu seiner Gemeinde." Christen sollten dem Wort Gottes nicht nur in der Kirche begegnen, sondern auch zu Hause, in Gemeinschaft beim Bibelkreis oder allein bei der geistlichen Schriftlesung. Bischof Müller gab den Wallfahrern vier Schritte mit, die zu einer solchen Schriftlesung gehörten: "Nimm und lies! Betrachte und bedenke! Sprich mit Gott! Und: Geh hin und handle!"
Die Auswahl unter den Zwischenveranstaltungen nach dem Gottesdienst fiel manchem Wallfahrer schwer: In der Siftskirche sangen die Dresdner Kapellknaben, Pfarrer Peter Paul Gregor berichtete in der evangelischen Kirche über das Heilige Land. Im St. Florianstift wurde das Stück "Die Reise des heiligen Florian durch Europa" gespielt. Und die Kinder konnten sich kreativ auf biblische Spurensuche begeben. An einem Angebot allerdings kam kaum ein Wallfahrer vorbei: an der Bibelausstellung im Pfarrhaus. Zu sehen waren hier alte und wertvollen Bibelausgaben, beispielsweise ein zwölfsprachiges Neues Testament von 1599 oder eine Bibel mit handschriftlichen Anmerkungen von Kapitelsvikar Ferdinand Piontek, der das Gebiet des heutigen Bistums Görlitz nach dem Krieg bis 1963 leitete. Dicht umlagert aber waren vor allem die vier Bände der Bistumsbibel. Viele wollten einen Blick hineinwerfen und die Seiten suchen, an denen sie mitgeschrieben hatten. Detaillierte Informationen zum Projekt gab es an großen Schautafeln.
Zu Beginn der Wallfahrtsstunden, in der Christen aus Lübbenau das Musical "Das lebendige Buch" aufführten, dankte Bischof Müller allen, die an der Bistumsbibel mitgewirkt hatten. Jeder erhielt einen Kugelschreiber mit dem Aufdruck "Görlitzer Bistumsbibel". Ein besonderes Dankeschön gab es für die "Managerin" des Projektes: Bernadette Rausch, Referentin im Seelsorgeamt, erhielt vom Bischof ein Buch über die großen Frauengestalten in der Bibel.
Bistumsbibel - Daten udn Fakten
Die Handschriften von 640 Frauen und Männern aus dem Bistum Görlitz zieren die Papierbögen der Görlitzer Bistumsbibel. Gemeinsam haben sie die Einheitsübersetzung auf 2 836 Seiten abgeschrieben. Alle 54 Gemeinden des Bistums beteiligten sich an dieser besonderen Aktion zum Jahr der Bibel. Dabei war der jüngste Schreiber fünf Jahre alt, der Älteste 88 Jahre. Einige Beteiligte haben die beschriebenen Seiten noch zusätzlichen mit kunstvollen Verzierungen geschmückt. Gebunden in vier dicken Lederbänden tritt die Bistumsbibel nun ihre Reise durch die Görlitzer Gemeinden an.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 11.09.2003