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Aus der Region

"Wir sind Überzeugungstäter”

In Deutschland werden die Seelsorger knapp -Die Kirche sucht nach neuen Wegen zur Nachwuchsgewinnun

Münster -"Kommt und seht”, mit diesen Worten hatte einst Jesus die Jünger eingeladen, ihm zu folgen. Heute laden unter diesem Motto Priester, Ordensleute und Pastoralreferenten im Bistum Limburg regelmäßig junge Menschen ein, ein paar Tage mit ihnen zusammenzuleben. Einfach so, ohne jede Verpflichtung, im Pfarrhaus oder im Kloster. Pfarrer Friedhelm Meudt, Leiter der Bistumsstelle "Berufe der Kirche”, will mit der Aktion jungen Menschen erste Einblicke in die Arbeit von Seelsorgern bieten. Spätere Anstellung nicht ausgeschlossen.

Die Talentförderer der Kirche -offiziell wird ihre Arbeit Berufungspastoral genannt -müssen sich etwas einfallen lassen: In Deutschland wird dem lieben Gott das hauptamtliche Bodenpersonal knapp. Gerade 242 junge Männer schrieben sich 2002 für die Ausbildung zum Priester ein (1992: 370). Nicht viel besser sieht es bei den Gemeinde- und Pastoralreferenten aus. Nur die ständigen Diakone verzeichnen erfreulichen Zuwachs. In Münster diskutierten jetzt Mitarbeiter der Berufungsstellen und Ausbilder die Lage.

Ausbildung statt Therapie

Wer sich heute für Berufe der Kirche interessiert, der ist häufig schon über 30 Jahre alt und befindet sich in einer Phase der Neuorientierung, so die Erfahrung der Experten. Manche haben schon Beziehungen erlebt, standen im Berufsleben oder haben eingesehen, dass eine Ehe für sie nicht in Frage kommt. "Da ist eine starke Sehnsucht nach Gemeinschaft, Nähe, Geborgenheit”, sagt Schwester Angela Benoit von den Salzkottener Franziskanerinnen. Nicht immer entsprechen die Kandidaten den Erwartungen: "Wir machen keine Therapie, sondern eine Ausbildung”, sagt nüchtern Franz-Josef Overbeck aus dem Bistum Münster. Erwartet wird die Bereitschaft zur Arbeit, zur theologischen Auseinandersetzung ("Zum kirchlichen Leben gehört das Denken”), die Fähigkeit zu Bindung und Verantwortung. Schon diese Auflistung bei der Diskussion in Münster zeigt, mit welchen Problemen sich manchmal Berufungspastoral und Ausbilder plagen. "Bleiben die, die wir uns wünschen, weg, während die Fragwürdigen bleiben?” Eine Frage wie ein Stoßseufzer von Rolf Seeger aus Rottenburg. Offensichtlich suchen manche Kandidaten den Dienst in der Kirche vor allem zur Bewältigung eigener persönlicher Probleme.

Regelmäßige Einkehrtage

Die Berufungsförderer richten jetzt den Blick auf die Jugendarbeit. Wenn Gemeindestrukturen verschwinden, müssen "neue Orte der Gemeinschaftsbildung und der religiösen Erziehung” wachsen. Zum Beispiel regelmäßige Einkehrtage im Rahmen eines Suchjahres, Gesprächskreise mit jungen Erwachsenen, Internetforen mit Priestern und eben Projekte wie die Aktion "Kommt und seht” in Limburg, wo immerhin sieben Jugendliche weitermachten, sich für ein Kloster oder für ein Theologiestudium entschieden. Mindestens ebenso wichtig sind gelebte Beispiele: "Wir brauchen geistliche Vorbilder, die ihren Dienst als Priester, Diakone und Laien mit Freude tun”, sagt Regens Peter Klasvogt aus Paderborn. Und selbstbewusst fügt der Priester hinzu: "Wir wollen nicht ständig bedauert werden. Wir sind Überzeugungstäter.”

Damit es davon künftig ein paar mehr gibt, setzen Christen vielerorts auf die Kraft des Gebetes zu Gott -zum Beispiel in einer Gebetsnacht im Dom zu Fulda. Eine sogar bundesweit organisierte Berufungswallfahrt nach Fulda ist für den 15. Mai 2004 geplant.

Bernhard Remmers

http://www.berufe-der-kirche.de

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 0 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 17.09.2003

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