Ein Kreuz mit Geschichte
Polnische und deutsche Christen feierten gemeinsam
Görlitz (rs) -Ein großes Kreuz mit Geschichte wurde am 14. September 60 Jahre alt. Es steht in Zgorzelec, dem polnischen Teil von Görlitz. Zum Gottesdienst am Vorabend des Festes Kreuzerhöhung war neben polnischen Christen auch eine kleine Gruppe aus den vier Görlitzer Gemeinden in die St.-Bonifatius-Kirche nach Zgorzelec gekommen.
Um zu verstehen, was es mit dem "Bonifatiuskreuz" auf sich hat, ist ein Rückblick in das Jahr 1943 erforderlich: Zu dieser Zeit war Görlitz-Ost ein Kasernen- und Lagerviertel. Der damalige Pfarrer von St. Bonifatius, Franz Scholz, beschreibt es in seinen Tagebüchern mit folgenden Worten: "St. Bonifatius wurde das kirchliche Zentrum für die unter den fremden Völkern besonders deklassierten Polen. In den von der Gestapo streng überwachten Gottesdiensten, die monatlich einmal gehalten werden durften, kamen 300 bis 700 von der ,Volksgemeinschaft' Ausgestoßene zusammen." Weiter schreibt Pfarrer Scholz: "Es war ein Tränental, in dem Glaube und Gottvertrauen als letzte Kraftquellen sprudelten. Um das Leid aller dieser Bedrängten, die wachsende Not Deutschlands zum Herzen des Herrn zu tragen, und um zugleich für den Frevel Hitlers, besonders an Polen zu sühnen, haben wir 1943 am Fest der Erhöhung des heiligen Kreuzes ein Kreuz mit der Inschrift: ,Stat crux, dum volvitur orbis' vor der Kirche errichtet".
Auf Deutsch verkünden diese lateinischen Worte: "Das Kreuz bleibt bestehen, während die Welt vergeht." Es war so errichtet worden, dass es die "die täglich vorbeiziehenden Elendszüge der Gefangenen sehen konnten", heißt es im Tagebuch des damaligen Pfarrers.
Sechzig Jahre später kamen nun Christen aus der Umgebung vor dem Kreuz zusammen, um zu dessen Ehren eine heilige Messe zu feiern. Ordinariatsrat Alfred Hoffmann, der zusammen mit weiteren neun polnischen Priestern sowie Generalvikar, Dompropst und Apostolischen Protonotar Wladislaw Bochnatz konzelebrierte, verwies in seinem Grußwort auf das Kreuz als verbindendes Element. "Es war Zeichen der Hoffnung in der Not und ist Zeichen der Verbundenheit zwischen Polen und Deutschen", so Hoffmann. "Damals wie heute dürfen wir den Weg voll Hoffnung gehen, weil Christus es für uns trägt. Und wir haben nicht nur Hoffnung, wir haben auch Zukunft in Christus."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 25.09.2003