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Bistum Magdeburg

Caritas: Familien finanziell stärken

Zur traditionellen Straßensammlung

Noch bis 29. September findet die Haus- und Straßensammlung der Caritas im Bistum statt. Unter dem Leitwort "Investieren Sie in Menschlichkeit" sammeln rund 300 ehrenamtliche Helfer für die vielfältigen sozialen Angebote der Caritas für Familien. Der Tag des Herrn sprach mit dem Abteilungsleiter Sozialarbeit beim Caritasverband für das Bistum Magdeburg über die Caritas-Familienhilfe und zur aktuellen Familienpolitik.

Frage: Warum stellt die Caritas bei ihrer Herbstsammlung so- ziale, finanzielle und pädagogische Angebote für Familien in den Mittelpunkt?

Skalitz: Die Familie als wichtigster Grundbaustein der Gesellschaft wird in Deutschland immer mehr zum Problemfall. Familien mit mehreren Kindern stehen vor einem ständigen Armutsrisiko. Die soziale Schere zwischen armen Familien und denjenigen, die in Wohlstand leben, geht zunehmend ausei-nander. Dies geschieht direkt vor unserer Haustür. Laut Armuts- und Reichtumsbericht Sachsen-Anhalts ist jeder fünfte Haushalt im Land armutsbedroht. In Sachsen-Anhalt lebte Ende der neunziger Jahre jedes sechste Kind in einem einkommensarmen Haushalt. Besonders für allein Erziehende sind Kinder eines der größten Armutsrisiken. Familien benötigen daher besondere Hilfe und Unterstützung.

Frage: Wie kann die Caritas Familien helfen?

Skalitz: In besonderen Bedarfs- und Notlagen fühlen sich Familien bei der Wahrnehmung ihrer verantwortungsvollen Aufgabe der Erziehungs- und Lebensgemeinschaft oft allein gelassen. Dies betrifft besonders Familien, die unter ungünstigen wirtschaftlichen Bedingungen, sozialen Benachteiligungen und Ausgrenzungen leben. Geraten Familien in krisenhafte Situationen wie Erziehungs- und Eheprobleme, Trennung und Scheidung, Sucht, Überschuldung, Arbeitslosigkeit oder Tod des Ehepartners, verschärft sich die Problematik. In unseren Dekanats-Beratungsstellen helfen wir Familien bei der Bewältigung schwieriger Lebenssituationen. Mit Partnern im Bistum Magdeburg wie der Stiftung Netzwerk Leben, den Familienbildungsstätten in Naumburg und Kirchmöser sowie dem Familienbund im Bistum Magdeburg bilden wir ein Netzwerk, das in der Gesellschaft Zeichen setzt für eine grundlegende Umorientierung hin zu mehr Familien- und Kinderfreundlichkeit.

Frage: Eine parteiübergreifende Initiative von Abgeordneten im Deutschen Bundestag fordert ein Wahlrecht für Familien. Ist dies ein solches Zeichen?

Skalitz: Zum Beispiel. Das Wahlrecht ab Geburt sieht vor, dass die Kinder zwar Inhaber des Wahlrechts werden, dieses aber von den Eltern ausgeübt wird. Durch ein Wahlrecht für Familien werden diese gestärkt. Es ist davon auszugehen, dass der Einfluss von Familien auf politische Entscheidungen aufgrund ihres abnehmenden Bevölkerungsanteils noch weiter zurückgehen wird. Wenn Familien auf politische Entscheidungen stärker Einfluss nehmen könnten als bisher, stiegen mit dem Wahlrecht ab Geburt die Chancen, eine familien- und kinderfreundliche Politik durchzusetzen.

Frage: Die Vorschläge zur Reform der sozialen Sicherungssysteme haben den Anspruch, soziale Gerechtigkeit auf hohem Niveau zu sichern, wie es heißt. Werden die Reformvorschläge diesem Anliegen gerecht?

Skalitz: Nicht immer. Nehmen wir die Rentenversicherung. Die Überlegungen der Rürupp-Kommission bringen keine Leistungsgerechtigkeit für Familien. Die gesetzliche Rentenversicherung benachteiligt Eltern gegenüber Kinderlosen. Ursache ist die bisher praktizierte Unterbewertung der Leistung "Kindererziehung" gegenüber der Leistung "eingezahlte Beiträge". Doch wer Kinder erzieht, sichert die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft und der sozialen Sicherungssysteme. Daher fordern wir, im Einklang mit den Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts geleistete Kindererziehung und finanzielle Beiträge im Rentensystem gleichwertig zu behandeln. Besorgniserregend ist, dass der solidarische Grundkonsens, auf dem die Sicherungssysteme bisher beruhen, zur Diskussion steht. Es wird aber immer Menschen geben, die sich nicht oder nur beschränkt selber helfen können. Es ist Aufgabe der Caritas, diesen Menschen Gehör zu verschaffen und Stimme zu geben.

Fragen: Dorothee Bodewein

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 53. Jahrgangs (im Jahr 2003).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 25.09.2003

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